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„Ich war empört über die einseitige Diskussion angesichts der Bankenkrise und ihrer Folgen. Das war der Auslöser für das Projekt Unbezahlbar. Und ich fragte mich: Warum überwiegt die Gier nach Geld mehr als die nach einem sinnvollen und menschlichen Leben? Warum ist es uns nicht möglich ein Leben auf Erden zu kreieren, das den Menschen mit seinen Fähigkeiten ins Zentrum setzt, mit seinen Möglichkeiten der Selbstbestimmung als Basis für ein Gemeinwohl. Es ging um die Frage: Wie wollen wir leben? Mit diesem Buch möchte ich beschreiben, was sich aus diesem Impuls entwickelte und der Verantwortung…mehr

Produktbeschreibung
„Ich war empört über die einseitige Diskussion angesichts der Bankenkrise und ihrer Folgen. Das war der Auslöser für das Projekt Unbezahlbar. Und ich fragte mich: Warum überwiegt die Gier nach Geld mehr als die nach einem sinnvollen und menschlichen Leben? Warum ist es uns nicht möglich ein Leben auf Erden zu kreieren, das den Menschen mit seinen Fähigkeiten ins Zentrum setzt, mit seinen Möglichkeiten der Selbstbestimmung als Basis für ein Gemeinwohl. Es ging um die Frage: Wie wollen wir leben? Mit diesem Buch möchte ich beschreiben, was sich aus diesem Impuls entwickelte und der Verantwortung nachkommen, den Tausenden von Menschen aus Deutschland, Spanien, Irland, Israel, Palästina, Ägypten, Indien, Ecuador und China, die sich offen und ehrlich beteiligten, Ausdruck zu verleihen.“ Johannes Volkmann
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.05.2013

Zu Tisch
Johannes Volkmann fragt mit seinem Projekt „unbezahlbar“ nach den Träumen der Menschen
Nürnberg – In Bethlehem zum Beispiel. Da traute sich am Anfang kaum einer an den langen Tisch, auf dem Teller standen, eingewickelt in Papier. Der Tisch als Sinnbild für Gemeinschaft und Kommunikation, die Teller als Auslöser für die Frage, was die Menschen eigentlich satt macht. Johannes Volkmann wollte das wissen, er reiste vier Jahre lang um die Welt, baute Tisch und Teller auf und fragte die Leute, was für sie unbezahlbar sei. Aus den Antworten und seinen Reflexionen hat der Nürnberger Künstler ein Buch gemacht, und im Neuen Museum in Nürnberg ist bis zum 9. Juni eine Ausstellung zu sehen.
  Er hat Antworten bekommen. Auch in Bethlehem. Irgendwann fing doch einer an, als das erste Misstrauen, die Scheu überwunden war. Und dann wurden es immer mehr. „Die Leute schrieben, weil sie hofften, dass ein Sprachrohr entsteht“, sagt Johannes Volkmann. Manche kamen sogar zurück, zweimal, dreimal, weil sie noch etwas ergänzen wollten. Freiheit schrieben die Menschen in Palästina auf die Teller, Mitbestimmung, Gewaltenteilung, freie Justiz. „Das war sehr politisch“, sagt Volkmann, „ganz anders als hier.“
  In Nürnberg nahm das Projekt „unbezahlbar“ seinen Anfang, vor genau vier Jahren baute Volkmann, der Gründer des Papiertheaters, seinen Tisch auf dem Hauptmarkt auf. Entstanden war die Idee aus jahrelangen Diskussionen über die Kommerzialisierung des Lebens, erzählt er, mit seinem Künstlerfreund Titus Grab aus Wiesbaden habe er sich schon lange mit solch gesellschaftlichen Fragen beschäftigt. Dann kam die Bankenkrise, und Volkmann baute seinen Tisch auf: „Ich wollte wissen, wie es um unsere Gesellschaft steht“, wie unser Verhältnis zum Geld ist.“ So ganz gelungen ist es ihm am Ende nicht, so politisch, wie er es sich gewünscht hätte, sind die Antworten nicht immer ausgefallen. Dafür sei der öffentliche Raum, in dem er seinem Tisch aufbaute, vielleicht doch etwas weitläufig, glaubt Volkmann.
  Auch wenn manche Niederschriften floskelhaft bleiben und so einen Kontrast bilden zu der Leidenschaft, mit der sich viele Menschen mit der Idee auseinandersetzten, gewährt das Projekt „unbezahlbar“ doch einen spannenden Einblick in die verschiedenen Gesellschaften, in die Träume und Wünsche von Menschen auf der ganzen Welt. In der westlichen Welt fallen die recht individuell aus: Das eigene Wohlbefinden, mehr Zeit für Freunde und Familie. „Unbezahlbar ist meine Freiheit, alles zu erleben, was mein Mensch-Sein ausmacht und darüber hinaus zu gehen“, hat jemand in Nürnberg aufgeschrieben.
  Volkmann wollte mit seinem Tisch durch Europa reisen, also dahin, wo er den größten Einfluss der Finanzen vermutete. Aber dann klappte Rom nicht, Paris nicht, London nicht. Statt dessen kam eine Anfrage aus Ecuador. In einem Innenhof nahe dem Präsidentenpalast stand der Tisch, und die Situation sei ein bisschen bedrohlich gewesen, erzählt Volkmann. Aber dann schrieben Indios, Touristen und am Ende sogar die bewaffneten Sicherheitsleute ihre Gedanken auf. Den Wunsch nach mehr Zeit habe er dort kaum gelesen, dafür sei die Religion für die Menschen wichtig. Als unbezahlbar wurde Bildung genannt und der „Respekt für die Gedanken Anderer“.
  In Barcelona verließ Volkmann den für ihn vorgesehenen Platz und marschierte mit seinen Tellern ins Camp der Occupy-Bewegung. Da wurde es politisch. „Ich denke, also störe ich“, steht auf einem Teller, „Schönheit und Kreativität an die Macht“ auf einem anderen.
  Auch in Indien war Volkmann, wo um die 15 000 Menschen mit einer kindlichen Freude seine Teller beschriftet hätten, in Israel, wo niemand wissen durfte, dass der Tisch auch in Palästina stand – und umgekehrt. Und in Ägypten, wo ihm zunächst niemand erlauben wollte, sein Projekt fortzuführen.
  Teilweise naiv sei er gereist, sagt er, nur die Stifte im Gepäck. Tisch und Teller wurden ausgeliehen oder getauscht, das ganze Projekt musste mit wenig Geld funktionieren. Nun hat er Postkarten gedruckt und eben das Buch, in dem zwölf Teller beispielhaft für jedes Land stehen, dazu Fotos und natürlich Texte, die nicht nur jene Geschichten erzählen, die rund um den Tisch passiert sind. „Irgendwann war klar, dass die Arbeit nicht abgeschlossen werden kann“, sagt Johannes Volkmann, und trotzdem markiert das Buch nun ein Ende. Aber weil das Projekt weiterleben soll, gibt er seine Idee unter bestimmten Auflagen frei – und so wird der Tisch demnächst im Kongo stehen.
KATJA AUER
Johannes Volkmann: Unbezahlbar. Verlag Erlesene Bücher, Nürnberg 2013. 34 Euro. Direktbestellung: volkmann@dasPapiertheater.de. Informationen unter www.daspapiertheater.de
Volkmann war mit seinem Tisch
auf der ganzen Welt unterwegs.
In Nürnberg fing alles an
Rund 15 000 Menschen nahmen in Indien an Volkmanns Tisch Platz. Ein Teilnehmer aus Mumbai wünschte sich vor allem anderen ein Ende der Korruption.
FOTO: OH
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