Wie lässt sich der Wert von Objekten oder einer Sammlung bemessen, wenn sie als »unbezahlbar« gelten?Sammlungen werden durch ökonomische Gegebenheiten bedingt, begrenzt oder befördert. Dieser Umstand gelangt immer mehr in den Fokus der kulturhistorischen und wissenshistorischen Forschung. Die Autor:innen gehen der Frage nach der Existenz einer vormodernen »Sammlungsökonomie« aus unterschiedlichen Perspektiven und anhand unterschiedlicher Sammlungspraktiken nach. Themen sind z. B. Mineralien, Grafiken und Bücher sowie das Vererben, Verschenken und Versteigern von Objekten.Bereits während des Erwerbs bedachten Sammler:innen oft die zukünftige Institutionalisierung der Sammlung, was sich auf die Auswahl und Präsentation der Objekte auswirkte. Um sich der Bedeutung, des »Wertes« der Sammlung zu versichern, wurde das Reisen zu und das Schreiben über die Sammlungen erforderlich. Viele Objekte in vormodernen Sammlungen waren schließlich durch das an sie gerichtete Erkenntnisinteresse, durch ihre Provenienzen oder schlicht durch ihre Neuartigkeit »unbezahlbar« - jedoch wurden (und werden) sie dennoch bepreist und gehandelt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Peter Rawert erfährt Wissenswertes und auch Witziges in dem von Carmen Reimann und Joelle Weis herausgegebenen Sammelband mit Texten zum Thema Sammlungsökonomie in der europäischen Vormoderne. Das Phänomen des Sammelns aus ökonomischer Perspektive betrachtet bietet für Rawert allerhand Erkenntnisse, etwa dass Sammeln ein Paradebeispiel für nicht ökonomisches Tun darstellt. Sammeln als Netzwerken, als soziale Praktik jenseits von Kapitalinteressen, die sich in Journalen und Expeditionen niederschlug, können die neun Texte über Sammler und Objekte dem Rezensenten vorstellen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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