Der vierte Band der "Magdeburger Schriften" dokumentiert das Leben und die Zerstörung der jüdischen Gemeinschaft Magdeburgs zwischen 1933 und 1945. Als erste umfassende wissenschaftliche Arbeit zu dieser Gemeinschaft während der Zeit des Nationalsozialismus leistet die Studie einen Beitrag sowohl zur regionalen Historiographie des deutschen Judentums als auch zur Historiographie der Schoah in Deutschland. In beiderlei Hinsicht ermöglicht sie ein besseres Verständnis des jüdischen Lebens in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus. Der Ausgangspunkt der Arbeit Anfang 1933 erlaubt einen umfassenden Blick auf die Gemeinschaft unmittelbar vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Die Arbeit analysiert im Folgenden die sich dramatisch zuspitzenden Ereignisse, die letztendlich zur ihrer Zerstörung führten. Das Leben der jüdischen Gemeinschaft Magdeburgs in der Öffentlichkeit und im Privatbereich wird von der Erichtung der NS-Diktatur 1933 bis zum April 1945, alsnur eine Handvoll Juden die Befreiung der Stadt erlebten, untersucht. Die Arbeit nutzt für die Rekonstruktion dieses Zeitabschnitts sowohl Archivmaterial als auch Oral History. Sekundärliteratur wurde in hohem Maße berücksichtigt und zum Vergleich sowie als Referenzmaterial benutzt. Die Arbeit interpretiert und betrachtet den Zeitabschnitt aus einem im Wesentlichen jüdischen Blickwinkel. Das bedeutet, dass sich diese Arbeit durch die Aufzeichnung der Erlebnisse der Magdeburger Juden nahezu ausschließlich darauf konzentriert, wie diese Menschen unter den sich verschlechternden Bedingungen lebten und sich ihnen stellten. Großes Augenmerk wird dabei auf das Verhalten und die Reaktion in Schlüsselmomenten der Prozesse fortschreitender Entrechtung, Ausgrenzung und der letztendlichen Vernichtung gerichtet. Die Darstellung berücksichtigt auch, wie und warum Juden die Entscheidung trafen, ihre Heimat zu verlassen, und wie sie die Ausreise erlebten. Im letzten Kapitel zum Leben der Gemeinschaft wird untersucht, wie die Mehrheit jener Juden, die zurückblieben, die letzten Jahre der Erniedrigung und Stigmatisierung durchstand. Fast alle kamen ums Leben, nachdem man im April 1942 mit der Umsetzung der "Endlösung" in Magdeburg begann. Der Epilog dieser Arbeit zeichnet die Erlebnisse jener auf, die in der Stadt blieben und von denen einige überlebten, um ihre Geschichte zu erzählen. (Zugl. Diss., Univ. Sydney 2006)