Ein Traumhotel mit Blick aufs Meer, die verzaubernde Landschaft der Cote d'Azur. Hier wächst Sagesse auf, die Ich-Erzählerin von Claire Messuds bewegender Familiensaga, hier wird sie unter dramatischen Umständen erwachsen und begegnet den Gespenstern aus der Vergangenheit ihrer Familie. Nichts ist mehr wie zuvor, nachdem Jacques, der tyrannische Patriarch der Familie LaBasse und Chef des Hotels Bellevue, auf lärmende Jugendliche im Hotelswimmingpool geschossen hat. Es sind die Freunde seiner Enkelin Sagesse, die in jenem verhängnisvollen Augenblick gerade ihren ersten Kuss bekommt. Ihr Leben gerät aus den Fugen, denn der Großvater muss ins Gefängnis und die Fassade der Wohlanständigkeit der Familie bricht zusammen. Sagesse beginnt nachzudenken - über die strengen Großeltern, ihre angepasste, amerikanische Mutter, ihren erfolglosen, chauvihaften Vater, den schwerbehinderten jüngeren Bruder. In eindrucksvollen Szenen entsteht das Bild einer Pied-noir-Familie, die aus Algerien na ch Frankreich geflüchtet ist und voller Nostalgie und Ressentiments zurück übers Meer sieht. Mit dem erbarmungslosen Blick der Heranwachsenden verfolgt Sagesse, wie die Gespenster der Vergangenheit immer wieder verdrängt werden, bis es schließlich zur Katastrophe kommt. Sagesse löst sich von zu Hause und beginnt in den USA ein neues Leben. Die Erinnerungen an das Bellevue hat sie mitgenommen und schreibt sie auf. Claire Messud ist ein facettenreicher Roman gelungen, nachdenklich und ungeheuer spannend.