Rheinromantik mit Burgen, Schlössern und StädtchenViele Dichter erlagen schon dem Mythos der wunderschönen Nixe Loreley, die im Mittelpunkt der rheinischen Märchenwelt steht. Daher trägt auch das Tal am oberen Mittelrhein zwischen Bingen und Rüdesheim stromabwärts bis Koblenz ihren Namen, das sich nicht zuletzt durch diese Geschichten zu einem Sehnsuchtsziel entwickelt hat: Ein Juwel der Natur, eine atemberaubende Fluss- und Berglandschaft, die sich über eine Länge von 67 Kilometern erstreckt. Die 30 Burgen und Schlösser, die pittoresken Städtchen und Dörfer an den Ufern des mächtigen Stroms lassen das Mittelalter wiederauferstehen.Inhalt:Welterbe Oberes Mittelrheintal - Hildegard von Bingen - Rhein in Flammen - Der Schatz in der Tiefe - Der heilige Goar - Der Rheinische Sagenweg - Die Giganten der Flößerei - Treideln gegen den Strom - Lotsen und Lichtsignale - Reiz des Reisens unter Dampf - Die Goethe, das Schicksalsschiff - Rhein und Wein - Der Schwur der Zwölf - Mittelrhein-Museum - Siegeszug der Romantik - Das untere Tal des Mittelrheins von Andernach und Neuwied bis zur Bundesstadt Bonn mit weiteren 27 prachtvollen Bauten
Der Band mit dem (zugegeben ein wenig altbacken-schmalzig klingenden) Titel "Und ewig lockt die Loreley" verbindet prachtvolle Landschaftsaufnahmen so geschickt mit einer Fülle an Informationen über das Mittelrheintal als "Sehnsuchtsziel", dass man sofort hinfahren möchte. Selbst wenn man bis dato nur Horrorgeschichten über dessen touristische Infrastruktur aus den 1970ern (ja, die gibt es immer noch), einen hässlichen Tagebau unter einer Burg (leider wahr), ratternde Güterzüge (leider auch wahr) und volltrunkene Kegelbrüderhorden in der Rüdesheimer Drosselgasse (böses Klischee) gehört haben sollte.
Nicht ohne Grund hat die Unesco das Obere Mittelrheintal, also den Flussabschnitt von Bingen bis Koblenz mit seinen rund vierzig Burgen, Schlössern und Festungen, in die Welterbe-Liste aufgenommen - als "außergewöhnliche organisch entwickelte Kulturlandschaft", die zwei Jahrtausende Handel und Wandel spiegelt, von der Römerzeit bis in die Gegenwart. Romantiker und englische Reisende gerieten darüber im neunzehnten Jahrhundert in Verzückung, und noch heute zeigen sich Besucher aus Japan textsicher, wenn sie auf dem Raddampfer "Goethe", dem Prunkstück der Personenschiffflotte der Köln-Düsseldorfer, das "Loreleylied" von Heinrich Heine anstimmen.
Metzner und Schmidt nehmen viele kleine Geschichten und die große Geschichte ins Kalkül. Eine Karte vorab bietet grobe Orientierung (kleine Mäkelei am Rande: Lahnstein erstreckt sich auf beiden Seiten der Lahn), es folgt ein historischer Abriss über die Burgen. Dann teilt sich das Buch in einen rechts- und einen linksrheinischen Abschnitt, der stromabwärts abgeschritten wird, Ort für Ort, Sehenswürdigkeit für Sehenswürdigkeit. Einen etwas zu gewichtig geratenen Schwerpunkt setzten die Autoren bei der Burg Rheinfels, die als Schlosshotel vorgestellt wird. Rundum lesenswert hingegen ist der ausführliche Abschnitt über das Leben um und auf dem meistbefahrenen Fluss Europas, dieser Hauptschlagader des internationalen Güterverkehrs. Die Autoren werfen einen Blick zurück auf das Treidelwesen, die hohe Zeit der Flößerei und Dampfschifffahrt sowie das Lotsenwesen - besonders am tückischen Loreleyfelsen.
Hinweise zu Festivals und anderen Attraktionen, zum Rheinhöhenweg, der Wanderern das Tal erschließt, und eine kleine Einführung in den Weinbau runden den mit 160 Seiten nicht zu umfangreich geratenen Band ab. Alles Weitere muss der Reisende selbst erfahren - und seufzt dann vielleicht auch wie Heinrich von Kleist 1801 auf seiner Rheinreise: "Das ist eine Gegend wie ein Dichtertraum."
eer.
Ulrich Metzner, Ingo Schmidt: "Und ewig lockt die Loreley. Sehnsuchtsziel Rheintal". Verlag Anton Pustet, 160 Seiten, 25 Euro
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