Diese Biographie ziert ein Bild des Ausnahmekochs Horst Lichter, dessen zwei Leben in diesem Buch beschrieben werden. Die vielen guten Fotos, das Format und auch das Gewicht des Buches erinnern dabei eher an einen Bildband.
Der Autor Markus Lanz lernte Horst Lichter in einer Kochshow kennen und
fand dessen Lebensgeschichte so interessant, dass er sich mit ihm für eine Woche in die Stille und…mehrDiese Biographie ziert ein Bild des Ausnahmekochs Horst Lichter, dessen zwei Leben in diesem Buch beschrieben werden. Die vielen guten Fotos, das Format und auch das Gewicht des Buches erinnern dabei eher an einen Bildband.
Der Autor Markus Lanz lernte Horst Lichter in einer Kochshow kennen und fand dessen Lebensgeschichte so interessant, dass er sich mit ihm für eine Woche in die Stille und Abgelegenheit eines Klosters in Südtirol zurückgezogen hat um zu reden. Hier erfährt er, dass hinter dem scheinbaren Clown ein Mensch mit einer ernsten Geschichte steckt.
Der Autor beschreibt die Kindheit des Kochs und seine Jahre bis zum ersten und zweiten Zusammenbruch mit 26 und 28 Jahren. Nach einer Kochlehre versauert Horst in Schnitzelküchen und nachdem er jung geheiratet hat, fängt er schließlich in einer Brikettfabrik am Niederrhein im Schichtdienst an, damit er das obligatorische Häuschen, das er für seine kleine Familie gekauft hat, schneller abbezahlen kann. Nebenbei arbeitet er auf einem Schrottplatz, um noch mehr Geld nach Hause bringen zu können.
Mit 26 Jahren, nachdem seine erste Tochter dem plötzlichen Kindstod erlegen ist und kurz später auch sein Vater stirbt, erleidet Lichter einen Schlaganfall. Er ist ohne Bewusstsein und nur das mutige Eingreifen seiner Ärztin bringt ihn wieder zurück ins Leben. Obwohl er schon damals merkt, dass er sein Leben so nicht fortsetzen kann, rüttelt ihn erst sein zweiter Zusammenbruch zwei Jahre später wach.
Er sieht ein, dass er etwas Grundsätzliches ändern muss und verwirklicht seinen Traum vom eigenen „Laden“. Dies ist zunächst eine Halle mit einer Ansammlung von Trödel und alten Fahrzeugen. Später backt Horst Pfannkuchen für Motorradfahrer, die vor seinem Domizil anhalten. Heute ist die Oldiethek ein in ganz Deutschland bekanntes Restaurant, das bereits eineinhalb Jahre im Voraus ausgebucht ist.
Markus Lanz hat nicht nur mit Horst Lichter geredet, sondern auch mit Menschen, die in seinem Leben wichtig waren und sind: Seine Mutter, seinen Ausbilder, die Ärztin, die ihm das Leben rettete, Kollegen wie z.B. Johann Lafer und andere.
Die Fotos zeigen natürlich oft die Hauptperson, aber auch die Oldiethek, die Landschaft und die Menschen, die in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Leider gibt es unter den Bildern keine Erklärungen, was manchmal hilfreich gewesen wäre.
Die Schrift zwischen den Bildern ist groß und zweizeilig gedruckt, so dass man auf 236 Seiten nicht allzu viel zu lesen hat. Aber das, was dort steht, ist sprachlich ausgefeilt, pointenreich und niemals langweilig oder reißerisch dargestellt. Markus Lanz trifft immer den passenden Ton, mal heiter, mal ernst, und zitiert sehr oft die Menschen, die er interviewt hat. Für Leser, die den Kölner Dialekt nicht beherrschen, übersetzt er ins Hochdeutsche. Ich habe viel lachen, an manchen Stellen jedoch, wie z.B. bei dem Tod der Tochter, auch weinen müssen.
Fazit: Egal, ob man Horst Lichter schon kennt oder ihn noch kennen lernen möchte, dieses Buch kann ich nur empfehlen. Es ist sehr unterhaltsam und kurzweilig, die Fotos sind geschmackvoll und stellen Horst Lichter in nachdenklichen und auch lustigen Posen dar (z.B. gibt es eine Fotostrecke über das Styling seines Schnauzbartes). Es ist das Erstlingswerk von Markus Lanz, Redaktionsleiter und Moderator des RTL Magazins Explosiv, und ich hoffe, es folgen noch weitere.