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Der Prozess der Aussöhnung von Polen und Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg war lange und schwierig. Tief waren die Wunden der Polen, die fast sechs Jahre lang Opfer deutscher Besatzung gewesen waren, tief aber auch der Schmerz bei den deutschen Vertriebenen, die mit dem Verlust ihrer Heimat einen sehr hohen Preis für Hitlers Politik zahlen mussten. Wladyslaw Bartoszewski gehört zu der kleinen Gruppe couragierter Menschen, die sich nach 1945 bemühten - zumeist von der christlichen Versöhnungsbotschaft inspiriert - das tragische Erbe der Vergangenheit zu überwinden und neue Weg in eine…mehr

Produktbeschreibung
Der Prozess der Aussöhnung von Polen und Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg war lange und schwierig. Tief waren die Wunden der Polen, die fast sechs Jahre lang Opfer deutscher Besatzung gewesen waren, tief aber auch der Schmerz bei den deutschen Vertriebenen, die mit dem Verlust ihrer Heimat einen sehr hohen Preis für Hitlers Politik zahlen mussten.
Wladyslaw Bartoszewski gehört zu der kleinen Gruppe couragierter Menschen, die sich nach 1945 bemühten - zumeist von der christlichen Versöhnungsbotschaft inspiriert - das tragische Erbe der Vergangenheit zu überwinden und neue Weg in eine gemeinsame Zukunft zu suchen. Sein Engagement hat besondere Aussagekraft, war er doch ehemaliger KZ-Häftling in Auschwitz und Teilnehmer am Warschauer Aufstand. In diesem Buch zeichnet der Autor das mehr als fünfzigjährige Ringen um Wiederannäherung beider Völker nach. Besondere Bedeutung misst er Initiativen im Raum der christlichen Kirchen bei, wie der "Aktion Sühnezeichen" in der DDR oder "Pax Christi" in der Bundesrepublik sowie der katholischen "Znak"-Bewegung in Polen. Bartoszewski schildert, wie ein authentischer deutsch-polnischer Dialog durch die kommunistische Herrschaft in Polen und der DDR bis 1989 erschwert wurde. Kritisch setzt er sich mit der deutschen Politik auseinander: mit der allzu starken Rücksichtsnahme vieler Christdemokraten auf die Vertriebenverbände genauso wie mit der unzureichenden Sensibilität von Sozialdemokraten gegenüber der polnischen Opposition vor 1989.
Ein sehr persönliches, mit Anekdoten gespicktes Buch, das ungewohnte Einblicke in das deutsch-polnische Verhältnis ermöglicht.
Autorenporträt
Wladyslaw Bartoszewski, geboren 1922, war von 1940 bis 1941 Häftling in Auschwitz, danach im Kampf gegen die deutsche Besatzung in Polen aktiv. Er war langjähriger Mitarbeiter der katholischen Wochenzeitschrift "Tygodnik Powszechny", war Autor zahlreicher Bücher über die NS-Verbrechen in Polen, Lehrbeauftragter und Professor für Zeitgeschichte an Universitäten in Polen und Deutschland. Im kommunistischen Polen wurde er mehrfach inhaftiert, u. a. als Mitglied der demokratischen Opposition. Nach der Wende von 1989 wurde er Botschafter der freien Republik Polen in Wien und anschließend zweimal Außenminister. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1986. Wladyslaw Bartoszewski starb im April 2015.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2005

Warschau - Bonn - Berlin
Wladyslaw Bartoszewskis Einschätzungen über die Aussöhnung reizen auch zum Widerspruch

Wladyslaw Bartoszewski: Und reiß uns den Haß aus der Seele. Die schwierige Aussöhnung von Polen und Deutschen. Deutsch-Polnischer Verlag, Warschau 2005. 257 Seiten, 19,90 [Euro] (zu beziehen über: Polnische Verlagsbuchhandlung, Postfach 2119, 50355 Erftstadt).

Der polnische Humanist, Journalist, Wissenschaftler und Politiker Bartoszewski hat wie kaum ein anderer sein Lebenswerk der Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen gewidmet. Wie schwierig und dornenreich dieses Unterfangen nach dem Zweiten Weltkrieg - das heißt: nach dem Ende der nationalsozialistischen Barbarei in Polen und der Tragödie von Flucht und Vertreibung von Millionen Deutscher aus ihrer angestammten Heimat - gewesen ist, hat er immer offen bekannt. Auf seinem langen Weg ist er, einst selbst Opfer nationalsozialistischer Willkürherrschaft und kommunistischer Repression, seinen Maximen der Völkerverständigung im Geiste der demokratischen Kultur, von Wahrung der Menschenrechte, von Freiheit, Gerechtigkeit und christlicher Brüderschaft unbeirrt treu geblieben. Auf Grund seiner leidvollen Erfahrungen wußte er, welchen Stellenwert gerade die Beziehungen Deutschlands und Polens für den Frieden und die Neugestaltung Europas besitzen. Deshalb hat er mit seinen Freunden unablässig nach Mitteln und Möglichkeiten gesucht, die Annäherung der beiden Völker im beiderseitigen Interesse zu fördern. Mit Recht sind seine außerordentlichen Verdienste von den Regierungen beider Staaten in hohem Maße gewürdigt worden.

Jetzt hat er Erinnerungen in Form persönlicher Zeugnisse veröffentlicht, in denen er bewegend den Wandel des deutsch-polnischen Verhältnisses im Wechselspiel von Konflikt und Kooperation nachgezeichnet hat. In vielerlei Hinsicht ist sein Buch ein bemerkenswerter Beitrag zur Entspannungspolitik "von unten", also der "menschlichen Dimension", die bisher von so manchem Autor entweder nicht hinreichend gewürdigt oder überhaupt nicht in ihrer Bedeutung begriffen worden ist. Gerade die mannigfachen Kontakte gesellschaftlicher Kräfte, in seinem Falle vor allem zwischen katholischen Intellektuellen und vielen Persönlichkeiten im Westen, die als "Brückenbauer" zwischen den "Fronten" bezeichnet werden können, haben im Rahmen des damaligen Handlungsspielraums wesentliche Voraussetzungen für die bilaterale Verständigung geschaffen.

Bartoszewski hat fast alle wichtigen Aspekte der Beziehungsgeschichte angesprochen. Das betrifft vor allem gegenseitige Wahrnehmungen, Feindbilder, politische Entscheidungen, die Rolle der Kirchen, der Vertriebenen und die jeweiligen Entwicklungstendenzen auf beiden Seiten, verbunden mit den Prozessen schrittweiser Annäherungen, der Sonderbeziehungen mit der DDR und der Perestrojka unter Gorbatschow. Desgleichen ist er auf die Haltung oppositioneller Kräfte in seinem Lande eingegangen - vor allem auf den Dialog zwischen zahlreichen Einzelpersönlichkeiten und Institutionen. Den Aktionen der "Solidarnosc" mißt er dabei völlig berechtigt eine eminente Bedeutung bei. Der Autor beschließt sein Buch mit dem Rückblick auf seine so bedeutsame Rede im Deutschen Bundestag am 28. April 1995, die als "großer Tag" für die deutsch-polnischen Beziehungen gerühmt wurde. Hatte er darin doch noch einmal deren Soll und Haben eindrucksvoll aufgelistet und die Perspektiven für die Zukunft der "Interessengemeinschaft" aus seiner Sicht - auch im moralischen Kontext - verdeutlicht.

Freilich so verdienstvoll seine Ausführungen auch sein mögen, der kritische Leser fragt sich, warum der bekanntlich so wortgewaltige Staatsmann mit seinem ebenso erstaunlichen wie umfassenden Wissen über das Vergangene, das bei Diskussionen nach seinen vielen Vorträgen immer wieder beeindruckt hat, manche Passagen in seinem Buch nur kursorisch oder allzu holzschnittartig abgefaßt hat. Verschiedentlich werden in seinen Texten Fragezeichen zu setzen sein, ob denn das eine oder andere gefällte Urteil historisch gerechtfertigt ist. Natürlich bleibt dabei zu berücksichtigen, daß der Verfasser keine "Geschichte" schreiben , sondern seine Erkenntnisse in sehr persönlicher Weise für die Nachwelt festhalten wollte. Manche Äußerung, vielleicht allzu apodiktisch formuliert, reizt zum Widerspruch, etwa wenn der Autor davon spricht, daß nach dem Kriege "überhaupt kein Interesse" in Westdeutschland bestanden habe zu wissen, was sich bei dem Nachbarn im Osten abgespielt habe. Nicht zuletzt die bahnbrechenden Studien von Hans Roos und Marttin Broszat über Polen erfordern hier eine differenziertere Bewertung. Ähnliches dürfte auch im Hinblick auf die Kritik an der SPD-Führung - gegenüber Polen "niemals besonders freundschaftlich gesonnen" - sowie bezüglich der Einschätzung des Warschauer Vertrages zu sagen sein. Die bilateralen Vereinbarungen von 1970 haben nicht nur das Klima zwischen den beiden Staaten verbessert, sondern auch günstigere Bedingungen für den gegenseitigen Austausch und den Abschluß erster Universitätspartnerschaften geschaffen. Die Arbeit der deutsch-polnischen Schulbuchkommission wird mit ihren Leistungen und systembedingten Grenzen kaum angemessen gewürdigt.

Doch dieses alles und manches mehr, was vielleicht zu kritisieren wäre, sind letzten Endes Marginalien, zumal es sich um ausgeprägte subjektive Einschätzungen des Autors handelt. Zu bedauern bleibt indessen - und das wiegt schwerer -, daß wir uns aus der Feder dieses einzigartigen Zeitzeugen an vielen Stellen eine etwas ausführlichere Darlegung der Ereignisse (gelegentlich ergänzt durch Ergebnisse der modernen Forschung) gewünscht hätten. Denn sein so gewichtiger Beitrag und der seiner Mitstreiter für die friedliche Aussöhnung unserer beiden Völker ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Er sollte vor allem von der jüngeren Generation beider Staaten aufmerksam gelesen werden und uns allen ein steter Ansporn für mehr Mitmenschlichkeit, Solidarität und Friedfertigkeit im Interesse eines gemeinsamen Europas sein. Daß es hierfür auf beiden Seiten nach wie vor vieles zu verbessern gilt, läßt sich nicht leugnen, ebensowenig, daß die deutsch-polnischen Führungseliten mit ihrem Tun und Lassen ihrem selbst gestellten hohen Anspruch vorbildlicher Nachbarschaft im Wissen um ihre Verantwortung vor der Geschichte leider noch keineswegs überzeugend gerecht geworden sind.

HANS-ADOLF JACOBSEN

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der ehemalige polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski hat ein klärendes Buch über die Schwierigkeiten der deutsch-polnischen Aussöhnung geschrieben. Und dabei im Grunde über sein Leben berichtet, wie Thomas Urban respektvoll feststellt. Es sind Bartoszewskis Memoiren, die hier vorliegen. Als Teenager wurde er nach Auschwitz deportiert, später schloss er sich einer Warschauer Geheimorganisation an, die gegen die Deutschen arbeitete, er nahm an den Auschwitz-Prozessen teil. Später arbeitete Bartoszewski als Politiker aktiv an der deutsch-polnischen Versöhnung. Der Autor ist ein "guter Erzähler", er "charakterisiert Personen farbig, flicht Anekdoten ein", lobt Urban.

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