"Meine Lieder werden leben, / Wenn ich längst entschwand, / Mancher wird vor ihnen beben, / Der gleich mir empfand,"so dichtete selbstbewusst 1820 die 23-jährige Annette von Droste-Hülshoff, die noch mit keiner Zeile an die Öffentlichkeit getreten war. Ihre erste Gedichtausgabe erschien 1838 bei Aschendorff in Münster, blieb jedoch ohne größere Resonanz. Dies geschah erst für kurze Zeit 1841 mit der Publikation der "Judenbuche" und 1844 mit ihrer ersten großen Gedichtausgabe bei Cotta in Stuttgart. Der geringe Erfolg machte ihr nichts, sie war sich ihres Wertes bewusst. Sie wolle lieber ihre "blasirte Zeit und ihre Zustände gänzlich mit dem Rücken" ansehen, "ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden." Um die Jahrhundertwende zählte die Droste zu Deutschlands bedeutendsten Autoren. Der vorliegende Band von dem bekannten Droste-Forscher Winfried Woesler, Universitätsprofessor in Osnabrück und langjähriger Vorsitzender der Droste-Gesellschaft in Münster, versammelt ein Dutzend ausgewählter Beiträge. Seine intensive Beschäftigung mit den Texten der Droste fördert erstaunlich Modernes zutage und regt an, mehr von der Dichterin zu erfahren und zu lesen.