Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 1,85 €
  • Gebundenes Buch

2 Kundenbewertungen

"Aus ihrem Auftrag heraus ist die Kirche schon immer auch politisch tätig." (Olivier Ndjimbi-Tshiende)
Er kam nicht als Flüchtling, sondern als Priester. Er ist kein Gefährder, sondern Gemeindepfarrer und Theologie-Professor. Doch 2016 zog Olivier Ndjimbi-Tshiende den Zorn einiger Zornedinger auf sich: Nach kritischen Äußerungen zu Vorkommnissen in der Gemeinde- und Flüchtlingspolitik war er unsäglichen Angriffen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt. Trotz vieler Solidaritätsbekundungen gab er sein Amt auf und zog sich zurück. Nach Monaten des Schweigens spricht er jetzt. Im Geiste Martin…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
"Aus ihrem Auftrag heraus ist die Kirche schon immer auch politisch tätig." (Olivier Ndjimbi-Tshiende)

Er kam nicht als Flüchtling, sondern als Priester. Er ist kein Gefährder, sondern Gemeindepfarrer und Theologie-Professor. Doch 2016 zog Olivier Ndjimbi-Tshiende den Zorn einiger Zornedinger auf sich: Nach kritischen Äußerungen zu Vorkommnissen in der Gemeinde- und Flüchtlingspolitik war er unsäglichen Angriffen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt. Trotz vieler Solidaritätsbekundungen gab er sein Amt auf und zog sich zurück. Nach Monaten des Schweigens spricht er jetzt. Im Geiste Martin Luther Kings formuliert er in diesem Buch seinen Traum von einer Welt ohne Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Hass, von einer kraftvollen Vision des Christentums, von einer Kirche mit Zukunft, die Liebe und Barmherzigkeit lebt.

Nur so hat Kirche Zukunft
Der Pfarrer von Zorneding meldet sich zu Wort
Respekt und Würde sind unverzichtbar!
Eine eindrucksvolle und beeindruckende Vision der Zukunft des Christentums

Autorenporträt
Ndjimbi-Tshiende, Olivier
Olivier Ndjimbi-Tshiende, geboren 1949 in Sintu in der Demokratischen Republik Kongo. Studium der Philosophie und Theologie in der Demokratischen Republik Kongo. 1979 Priesterweihe. Seit 2005 in Deutschland. Mehrere Pfarrleitungen, zuletzt bis Frühjahr 2016 in St. Martin Zorneding bei München. Zurzeit tätig in einem Forschungsprojekt der Universität Eichstätt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.09.2017

Abrechnung
mit der Kirche
Zornedings früherer Pfarrer
Ndjimbi-Tshiende legt Buch vor
München – Olivier Ndjimbi-Tshiende? Richtig: Das ist der frühere katholische Pfarrer von Zorneding, der aus dem Kongo stammt und rassistisch angefeindet worden ist. Der Fall erregte im vergangenen Jahr international Aufsehen, und auch wenn der Priester auf das alles lieber verzichtet hätte, der Konflikt hat ihn bekannt gemacht. Pfarrer Ndjimbi-Tshiende war den flüchtlingsfeindlichen Tiraden der damaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher entgegengetreten, ein CSU-Lokalpolitiker beschimpfte ihn daraufhin als „Neger“, der Postbote brachte Morddrohungen. Im März 2016 warf der Pfarrer hin, die Angst war zu groß. Er verließ Zorneding, zog sich zurück und trat schließlich eine Stelle an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt an. Jetzt meldet er sich zurück.
Olivier Ndjimbi-Tshiende hat ein Buch geschrieben, in dem er die Geschehnisse auf seine Weise verarbeitet, es erscheint an diesem Montag. „Und wenn Gott schwarz wäre ... Mein Glaube ist bunt!“ heißt es, und die Fallhöhe ist enorm. Gleich die ersten, einleitenden Worte bemühen die Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen: Alle seien frei und gleich an Würde und Rechten geboren, alle hätten Anspruch auf die Menschenrechte, ohne Unterschied etwa nach Rasse oder Hautfarbe. „Doch wie oft klaffen auch hier Theorie und Praxis auseinander.“ Was in Zorneding passiert sei, das sei zwar einzigartig, aber letztlich doch nur ein Beispiel für diese Lücke.
Was folgt, ist eine Abrechnung – doch anders, als es die Einleitung vermuten ließe, rechnet Ndjimbi-Tshiende keineswegs mit der Bundesrepublik Deutschland ab, deren Staatsbürger er ist, und auch nicht mit Zorneding. Nicht einmal gegen die dortige CSU tritt er nach. Stattdessen rechnet er ab mit seiner Kirche, auch wenn ihn das Erzbischöfliche Ordinariat im Frühjahr 2016 entschlossen verteidigt und in Schutz genommen hat. Tatsächlich raunt die Einleitung am Ende, der „Leser sei gewarnt: Das vorliegende Buch enthält Beobachtungen und Schlussfolgerungen, die vielen in der Amtskirche nicht gefallen werden.“
Warum? Weil sich ein Gedanke durch das Buch zieht: Wenn Rassisten und Ausländerfeinde an Boden gewinnen, dann liege das auch an einer Krise der Kirche. „Fehlt der Glaube, fehlt die Menschlichkeit“, schreibt der Ex-Pfarrer etwa, oder: „Wo der Glaube schwindet, wächst der Hass.“ Und die Amtskirche sei ein Teil des Problems: Machthunger und das Beharren auf starren Regeln hätten Jesu Botschaft entstellt. Die Kirche könnte aber Teil der Lösung sein. Denn wenn sie eine andere wäre, dann wäre es auch die Gesellschaft. Wie müsste sie sein? Um, in den Worten von Ndjimbi-Tshiende, „mit dem Beispiel von Barmherzigkeit, Verzeihen und Liebe voranzugehen“?
Er erörtert diese Frage in einem mutigen Buch. Es gibt kaum einen Konflikt zwischen Reformern und konservativen Katholiken, in dem er nicht Stellung bezieht. Seine „Vision von einer Kirche der Zukunft“ ist die einer Kirche ohne Pflichtzölibat, mit verheirateten Priestern und geweihten Frauen – schließlich stehe doch die Gottesmutter Maria über den Aposteln. Es ist eine Kirche, die in Worten und Taten Jesus nacheifert, statt sich an Dogmen zu klammern, die keinen verdammt, sondern tröstet. Es ist eine Kirche, die in Nächstenliebe investiert statt in Prunk, die Fremde beherbergt und gegen Rassismus aufsteht, gegen Lügen, Ungerechtigkeit und Dummheit.
Ndjimbi-Tshiende will Gott und die Kirche neu denken. Auch wenn nicht jedes Argument zieht und seine Ideen manchmal wenig konkret sind, sein Buch steckt voller kleiner Impulse. Und jetzt? Ruhe seine Hoffnung auf Papst Franziskus, schreibt er, auch wenn er um die Beharrungskräfte in der Kirche wisse. Bleibt die Frage: Was wäre denn nun, wenn Gott schwarz wäre? Aber auch die ist letztlich nur ein Impuls, um nachzudenken. Die Antwort hebt sich Ndjimbi-Tshiende fürs Ende auf: Dann wäre das auch völlig unwichtig.
JAKOB WETZEL
Olivier Ndjimbi-Tshiende: Und wenn Gott schwarz wäre… Mein Glaube ist bunt! Gütersloher Verlagshaus 2017, 192 Seiten, 17,99 Euro.
Er tritt nicht gegen Zorneding
oder die dortige CSU nach
Olivier Ndjimbi-Tshiende hatte 2016 Morddrohungen erhalten.
Foto: C. Endt
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Aus ihrem Auftrag heraus ist die Kirche schon immer auch politisch tätig." Olivier Ndjimbi-Tshiende