'Aufgewachsen in einem sächsischen Pfarrhaushalt, entschied Christian Führer sich frühzeitig für ein Theologiestudium. Neben seiner Arbeit für die Kirche setzte er sich besonders für die Andersdenkenden in der DDR ein, die wegen ihrer politischen Überzeugungen oder ihrer Kritik am System in Bedrängnis gerieten. Als er 1980 nach Leipzig an die Nikolaikirche berufen wurde, setzte er dieses Engagement fort. Die Nikolaikirche war fortan Offen für alle! und wurde in der DDR zum Inbegriff von Freiheit und Toleranz. Immer mehr Menschen kamen zu den wöchentlichen Friedensgebeten. Schließlich…mehr
'Aufgewachsen in einem sächsischen Pfarrhaushalt, entschied Christian Führer sich frühzeitig für ein Theologiestudium. Neben seiner Arbeit für die Kirche setzte er sich besonders für die Andersdenkenden in der DDR ein, die wegen ihrer politischen Überzeugungen oder ihrer Kritik am System in Bedrängnis gerieten. Als er 1980 nach Leipzig an die Nikolaikirche berufen wurde, setzte er dieses Engagement fort. Die Nikolaikirche war fortan Offen für alle! und wurde in der DDR zum Inbegriff von Freiheit und Toleranz. Immer mehr Menschen kamen zu den wöchentlichen Friedensgebeten. Schließlich versammelten sich am 9. Oktober 1989 über 70.000 DDR-Bürger vor der Nikolaikirche zur größten Montagsdemonstration - dem Beginn der friedlichen Revolution. Nach der Wende setzte Pfarrer Führer sein politisches Engagement fort. Er engagierte sich für Arbeitslose, verhinderte Aufmärsche von Neonazis oder protestierte gegen die Schließung traditioneller Unternehmen. In diesem Buch erzählt er von den Ereignissen, die sein Leben prägten, von den Werten und Überzeugungen, die ihm wichtig sind und von besonderen Begegnungen mit Menschen wie Michail Gorbatschow oder Desmond Tutu.
Christian Führer (1943-2014) studierte Theologie in Leipzig, wurde 1968 ordiniert und war anschließend Pfarrer in Lastau und Colditz. 1968 heiratete er die Apothekerin Monika, vier Kinder entstammen der Ehe. 1980 wurde er an die Stadt- und Pfarrkirche St. Nikolai Leipzig berufen, wo er 1981 die Friedensdekade mit den ersten Friedensgebeten einführte und diese seit 1982 ständig begleitete und betreute. Sie halfen maßgeblich, die gewaltfreien Demonstrationen des Herbstes 1989 vorzubereiten und wurden auch nach 1990 fortgeführt. Bis 1989 arbeitete Führer mit Ausreisewilligen der DDR zusammen, später mit anderen Randgruppen der Gesellschaft. 2009 gründete er mit Friedensaktivisten die Stiftung Friedliche Revolution wir gehen weiter . 2008 endete seine Dienstzeit als Pfarrer, 2014 verstarb er im Alter von 71 Jahren. Führer erhielt für sein soziales und friedenspolitisches Engagement zahlreiche Auszeichnungen, so u. a. das Bundesverdienstkreuz (1995), den Johann-Philipp-Palm-Preis für M
einungs- und Pressefreiheit (2002), den Regine-Hildebrandt-Preis (2011) und zusammen mit Christoph Wonneberger und Uwe Schwabe den Deutschen Nationalpreis (2014).
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Beim Lesen dieser Autobiografie solle man sich einen dicken Mantel anziehen, warnt ein bewegter Rezensent Matthias Neumann. Denn die Geschichten, die der ehemalige Pfarrer der Leipziger Nikolai-Kirche über die Ereignisse im Wendejahr 1989 zu erzählen wisse, ließen ihn frieren. Speziell, wie tief damals das kommunistische Regime moralisch schon gesunken war, wie haarscharf der Herbst 1989 am Blutbad vorbeigeschrammt ist. Besonders dafür sei Christian Führers Buch eine wichtige Quelle, schreibt er. Nicht immer teilt der Rezensent Führers Sicht auf die DDR, zum Beispiel, dass sie ein "Trainingslager für den Glauben gewesen sei". Trotzdem macht Führers vom eigenen Weltbild geschärfter Blick manches für Neumann sehr klar. Und vermittelt ihm ein deutliches Bild vom Leben als Christ in der DDR, die sich immerhin, so Neumann, im Kernland der Reformation etabliert hatte. Sein Mut macht diesen Autor aus Sicht des Rezensenten außerdem zu einem, der in die Reihe der Großen jener Jahre gehört.