On an entirely normal, beautiful fall day, a small town is suddenly and inexplicably sealed off from the rest of the world by an invisible force field. Planes crash into it and rain down flaming wreckage. A gardener's hand is severed as the dome descends. Cars explode on impact. Families are separated and panic mounts. No one can fathom what the barrier is, where it came from, and when - or i - it will go away. Now a few intrepid citizens, led by an Iraq vet turned short-order cook, face down a ruthless politician dead set on seizing the reins of power under the dome. But their main adversary is the dome itself. Because time isn't just running short. It's running out.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.2013Unter der Käseglocke
2009 hat Stephen King seinen Roman "Under the Dome" verfasst. Darin erzählt er von einer Kleinstadt, die plötzlich vom Rest der Welt abgeschnitten und auf sich selbst zurückgeworfen ist. Das erinnert nicht von ungefähr an die Lage Amerikas nach dem 11. September. Jetzt sitzt King entspannt in North Carolina bei den Dreharbeiten und schaut sich an, was das Fernsehen daraus macht. Er weiß ganz genau, was er sehen will.
PHOENIX, 2. September
Eines schönen Morgens senkt sich eine geheimnisvolle Glaskuppel über die amerikanische Kleinstadt Chester's Mill. Niemand kann hinaus oder hinein. Als Erster erkennt der Autohändler und stellvertretende Stadtrat Big Jim Rennie (Dean Norris, nach dem DEA-Fahnder Hank aus "Breaking Bad" in einer weiteren kernigen Rolle), was das bedeutet: Auch die Machtverhältnisse in Chester's Mill sind von außen ab sofort nicht mehr zu beeinflussen.
"Under The Dome" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King, einem fesselnden Polit-Thriller, und King produziert die CBS-Adaption unter anderem mit Steven Spielbergs Firma Amblin Entertainment und dem "Lost"-Produzenten Jack Bender. Schon zweimal, 1972 und 1982, hat Stephen King sich vergeblich an anderen Variationen dieser Geschichte versucht, bevor er "Under the Dome" 2009 veröffentlichte. Die Fragen, die sich unter der Kuppel mit einiger Dringlichkeit stellen, lauten: Wer soll angesichts der undefinierbaren Bedrohung die Führung in der Kleinstadt übernehmen? Muss man neben der Gefahr von außen womöglich auch die Reaktionen der eigenen Mitbürger fürchten? Und wie viel Machtbewusstsein braucht es, um die Lage "unter Kontrolle" zu bekommen?
Seine Geschichte spiegele nicht zufällig die Lage in Amerika nach dem 11. September, sagt King. Er konzipierte das Buch während des Irak-Kriegs, und er bekennt unumwunden, dass die Figur des Jim Rennie auf Dick Cheney basiert. "Ich dachte mir: Was, wenn ich mir eine Kleinstadt nehme und aus ihr einen Mikrokosmos dessen mache, was hier gerade passiert? Wo der Stadtrat nicht allzu helle ist, und der Mann aus der zweiten Reihe die wirklichen Entscheidungen trifft?"
Wir sitzen Stephen King in Wilmington, North Carolina, bei einem Pressetermin in der Kulisse des Sweetbriar Rose gegenüber, der Kneipe von Chester's Mill, wo in der Serie Informationen und Gerüchte über die Geschehnisse in der isolierten Stadt zusammenlaufen. King, ein großer, schlaksiger Kerl, saß im schwarzen T-Shirt und Jeans vor einer Cola Light und sagte, dass er gleichwohl keinesfalls politische Botschaften unters Volk bringen wolle. "Wenn ich einen Plot sehe, vernichte ich ihn sofort. Bei mir dreht sich alles um Situationen, daraus entwickeln sich die Figuren und Ereignisse."
Kings Romane sind dutzendfach fürs Fernsehen und Kino adaptiert worden, und wie so oft zuvor arbeitete er auch hier an der Umsetzung mit. Er schrieb die Pilotfolge der Serie, er nimmt die Drehbücher ab und hatte Mitsprache bei der Besetzung. Beim Schreiben, sagt er, habe er keine klare Vorstellung von der Gestalt seiner Figuren, insofern habe er auch keine bestimmten Wünsche für die Besetzung gehabt. "Solange sie keinen vier Meter großen Transvestiten als Dale Barbera besetzen, ist es mir recht", sagt King und grinst durch seine randlose Brille. Dale "Barbie" Barbera, den der etwas farblose Mike Vogel verkörpert, ist Rennies Gegenspieler, ein undurchsichtiger Armee-Veteran, der in Chester's Mill strandet, als sich die Kuppel senkt. Außerdem zählen zum Ensemble die Journalistin Julia Shumway (Rachelle Lefevre), die Polizistin Linda Esquivel (Natalie Martinez), der Teenager Joe (Colin Ford), Rennies Sohn Junior (Alexander Koch) und dessen Ex-Freundin Angie (Britt Robertson) sowie der Radio-DJ Phil Bushey (Nicholas Strong).
Aber es ist Dean Norris, der als machtbewusste Beschützerfigur "Big Jim" Rennie die Serie trägt. Der Einundfünfzigjährige bekam die Rolle zwei Tage nach dem Drehschluss von "Breaking Bad", was ihm "Depressionen ersparte", wie er am Set in North Carolina sagt. Norris spielt den Autohändler als kühl kalkulierenden Macher von einnehmender Kumpelhaftigkeit, der sich den Erhalt von Ruhe und Ordnung zur Aufgabe macht und damit die beunruhigten Bürger auf seine Seite zieht, auch wenn einigen Eingeschlossenen seine Attitüde bald suspekt wird. Er habe Bücher und Konzepte aus dem Soziologiestudium in Harvard wieder hervorgekramt, um sich auf "Under the Dome" vorzubereiten, erzählt Norris, darunter Nietzsches "Der Wille zur Macht". "Big Jim sieht sich ja nicht als schlechten Typen," sagt Norris, "sondern als erwählten Führer. Er übertölpelt Menschen nicht - er macht sie zu Komplizen."
Mit dem Produzenten Neal Baer ("Emergency Room", "Law and Order") wirkt ein weiterer Soziologe bei "Under the Dome" mit. Baer bekennt, Hobbes, Hume und Rousseau konsultiert zu haben, weil ihn der Gedanke faszinierte, "wie wir als Individuen und als Gesellschaft leben". Selbstverständlich seien Konstellationen wie im "Herr der Fliegen" oder in der Fernsehserie "Lost", in der sich eine Gruppe von Menschen, von der Außenwelt abgeschnitten, neu gruppiert, erzählerisch überaus reizvoll. "Und es ist ein spannender Gedanke, wie sich unter einer Kuppel eine neue Gesellschaft etablieren ließe."
Der Sender CBS konzentriert sich freilich eher aufs große Drama. Dem komplizierten Machtgefüge und den genau beobachteten Charakterbeschreibungen, die Kings Roman so fesselnd machen, hat man flüchtige Mörder, plötzlich versterbende Mütter und übersinnlich begabte Teenager hinzugefügt, und manche der Figuren sind zu gefälligen Abziehbildern geworden. Die Journalistin Julia Shumway, im Original ebenso zynisch wie clever, wird hier zur forschen Reporterin, die Durchhalteparolen formuliert: "Ich bin Journalistin. Ich muss so viel über diese Kuppel in Erfahrung bringen, wie ich kann, damit wir alle hier so schnell wie möglich rauskommen."
Die Fernsehfassung von "Under the Dome" würde wohl anders aussehen, wenn sie, wie zunächst geplant, bei dem Abosender Showtime gelandet wäre, bei dem mit "Dexter" und "Homeland" zwei der besten amerikanischen Serien eine Heimat gefunden haben. Aber der Showtime-Unterhaltungschef David Nevins fand, die Adaption des Comic-Verfassers und "Lost"-Drehbuchautors Brian Vaughn passe nicht in sein Programm, und trug sie seiner CBS-Kollegin Nina Tassler an (Showtime gehört zur CBS Corporation). Stephen King zumindest hat nichts dagegen einzuwenden, dass "Under the Dome" nun bei einem quotenorientierten Network spielt. "Ich bin Angeber genug, um die große Arena dem angesagten Club vorzuziehen", sagt er; überhaupt sei er nie ein intellektueller Schriftsteller gewesen, sondern führe vielmehr eine "Bauch-Beziehung" zu seinen Lesern.
King ist ein Fan der amerikanischen Popkultur. Neben seinen fünfzig Romanen schrieb er ein Musical mit dem Rocksänger John Mellencamp und verfasste Kolumnen für das Medienmagazin "Entertainment Weekly". Er spielte mit Schriftstellerkollegen in einer Rockband und veröffentlichte den vielbeachteten Leitfaden "On Writing". Wenn es darum geht, die Adaptionen seiner Werke zu bewerten, nimmt er kein Blatt vor den Mund ("Firestarter" fand er furchtbar, "Cujo" klasse).
Am Set von "Under the Dome" betonte er zwar, dass er "das Fernsehen schon liebte, als es noch nicht cool war". Aber er spricht auch gleich eine kaum verhohlene Warnung an CBS aus, seine Story nicht übermäßig zu strapazieren. Das Networkfernsehen, sagt King, sei nicht unbedingt für seinen Mut bekannt, häufig werde ein Stoff wie eine Weihnachtsgans ausgenommen, bis nichts mehr übrig ist. Also mahne er die Drehbuchautoren von "Under the Dome" und die CBS-Chefs, daran zu denken, "wie wir das am Ende zuknöpfen." Schließlich wage man im Kabelfernsehen längst, Figuren sterben zu lassen und die Dinge zu einem Abschluss zu bringen - "auch wenn Sie den Schluss der ,Sopranos' vielleicht gehasst haben und ,Dexter' bereits eine Staffel zu lang läuft."
Aber Kings Stoffe bespielen eben die Arena, nicht den Club. Vor vier Wochen ist "Under the Dome" angesichts guter Quoten zunächst für eine zweite Staffel verlängert worden.
NINA REHFELD
Under the Dome beginnt am Mittwoch um 20.15 Uhr bei Pro Sieben.
Stephen Kings Roman ist bei uns unter dem Titel Die Arena bei Heyne erschienen (Taschenbuch, 1296 Seiten, 12,99 Euro).
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
2009 hat Stephen King seinen Roman "Under the Dome" verfasst. Darin erzählt er von einer Kleinstadt, die plötzlich vom Rest der Welt abgeschnitten und auf sich selbst zurückgeworfen ist. Das erinnert nicht von ungefähr an die Lage Amerikas nach dem 11. September. Jetzt sitzt King entspannt in North Carolina bei den Dreharbeiten und schaut sich an, was das Fernsehen daraus macht. Er weiß ganz genau, was er sehen will.
PHOENIX, 2. September
Eines schönen Morgens senkt sich eine geheimnisvolle Glaskuppel über die amerikanische Kleinstadt Chester's Mill. Niemand kann hinaus oder hinein. Als Erster erkennt der Autohändler und stellvertretende Stadtrat Big Jim Rennie (Dean Norris, nach dem DEA-Fahnder Hank aus "Breaking Bad" in einer weiteren kernigen Rolle), was das bedeutet: Auch die Machtverhältnisse in Chester's Mill sind von außen ab sofort nicht mehr zu beeinflussen.
"Under The Dome" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King, einem fesselnden Polit-Thriller, und King produziert die CBS-Adaption unter anderem mit Steven Spielbergs Firma Amblin Entertainment und dem "Lost"-Produzenten Jack Bender. Schon zweimal, 1972 und 1982, hat Stephen King sich vergeblich an anderen Variationen dieser Geschichte versucht, bevor er "Under the Dome" 2009 veröffentlichte. Die Fragen, die sich unter der Kuppel mit einiger Dringlichkeit stellen, lauten: Wer soll angesichts der undefinierbaren Bedrohung die Führung in der Kleinstadt übernehmen? Muss man neben der Gefahr von außen womöglich auch die Reaktionen der eigenen Mitbürger fürchten? Und wie viel Machtbewusstsein braucht es, um die Lage "unter Kontrolle" zu bekommen?
Seine Geschichte spiegele nicht zufällig die Lage in Amerika nach dem 11. September, sagt King. Er konzipierte das Buch während des Irak-Kriegs, und er bekennt unumwunden, dass die Figur des Jim Rennie auf Dick Cheney basiert. "Ich dachte mir: Was, wenn ich mir eine Kleinstadt nehme und aus ihr einen Mikrokosmos dessen mache, was hier gerade passiert? Wo der Stadtrat nicht allzu helle ist, und der Mann aus der zweiten Reihe die wirklichen Entscheidungen trifft?"
Wir sitzen Stephen King in Wilmington, North Carolina, bei einem Pressetermin in der Kulisse des Sweetbriar Rose gegenüber, der Kneipe von Chester's Mill, wo in der Serie Informationen und Gerüchte über die Geschehnisse in der isolierten Stadt zusammenlaufen. King, ein großer, schlaksiger Kerl, saß im schwarzen T-Shirt und Jeans vor einer Cola Light und sagte, dass er gleichwohl keinesfalls politische Botschaften unters Volk bringen wolle. "Wenn ich einen Plot sehe, vernichte ich ihn sofort. Bei mir dreht sich alles um Situationen, daraus entwickeln sich die Figuren und Ereignisse."
Kings Romane sind dutzendfach fürs Fernsehen und Kino adaptiert worden, und wie so oft zuvor arbeitete er auch hier an der Umsetzung mit. Er schrieb die Pilotfolge der Serie, er nimmt die Drehbücher ab und hatte Mitsprache bei der Besetzung. Beim Schreiben, sagt er, habe er keine klare Vorstellung von der Gestalt seiner Figuren, insofern habe er auch keine bestimmten Wünsche für die Besetzung gehabt. "Solange sie keinen vier Meter großen Transvestiten als Dale Barbera besetzen, ist es mir recht", sagt King und grinst durch seine randlose Brille. Dale "Barbie" Barbera, den der etwas farblose Mike Vogel verkörpert, ist Rennies Gegenspieler, ein undurchsichtiger Armee-Veteran, der in Chester's Mill strandet, als sich die Kuppel senkt. Außerdem zählen zum Ensemble die Journalistin Julia Shumway (Rachelle Lefevre), die Polizistin Linda Esquivel (Natalie Martinez), der Teenager Joe (Colin Ford), Rennies Sohn Junior (Alexander Koch) und dessen Ex-Freundin Angie (Britt Robertson) sowie der Radio-DJ Phil Bushey (Nicholas Strong).
Aber es ist Dean Norris, der als machtbewusste Beschützerfigur "Big Jim" Rennie die Serie trägt. Der Einundfünfzigjährige bekam die Rolle zwei Tage nach dem Drehschluss von "Breaking Bad", was ihm "Depressionen ersparte", wie er am Set in North Carolina sagt. Norris spielt den Autohändler als kühl kalkulierenden Macher von einnehmender Kumpelhaftigkeit, der sich den Erhalt von Ruhe und Ordnung zur Aufgabe macht und damit die beunruhigten Bürger auf seine Seite zieht, auch wenn einigen Eingeschlossenen seine Attitüde bald suspekt wird. Er habe Bücher und Konzepte aus dem Soziologiestudium in Harvard wieder hervorgekramt, um sich auf "Under the Dome" vorzubereiten, erzählt Norris, darunter Nietzsches "Der Wille zur Macht". "Big Jim sieht sich ja nicht als schlechten Typen," sagt Norris, "sondern als erwählten Führer. Er übertölpelt Menschen nicht - er macht sie zu Komplizen."
Mit dem Produzenten Neal Baer ("Emergency Room", "Law and Order") wirkt ein weiterer Soziologe bei "Under the Dome" mit. Baer bekennt, Hobbes, Hume und Rousseau konsultiert zu haben, weil ihn der Gedanke faszinierte, "wie wir als Individuen und als Gesellschaft leben". Selbstverständlich seien Konstellationen wie im "Herr der Fliegen" oder in der Fernsehserie "Lost", in der sich eine Gruppe von Menschen, von der Außenwelt abgeschnitten, neu gruppiert, erzählerisch überaus reizvoll. "Und es ist ein spannender Gedanke, wie sich unter einer Kuppel eine neue Gesellschaft etablieren ließe."
Der Sender CBS konzentriert sich freilich eher aufs große Drama. Dem komplizierten Machtgefüge und den genau beobachteten Charakterbeschreibungen, die Kings Roman so fesselnd machen, hat man flüchtige Mörder, plötzlich versterbende Mütter und übersinnlich begabte Teenager hinzugefügt, und manche der Figuren sind zu gefälligen Abziehbildern geworden. Die Journalistin Julia Shumway, im Original ebenso zynisch wie clever, wird hier zur forschen Reporterin, die Durchhalteparolen formuliert: "Ich bin Journalistin. Ich muss so viel über diese Kuppel in Erfahrung bringen, wie ich kann, damit wir alle hier so schnell wie möglich rauskommen."
Die Fernsehfassung von "Under the Dome" würde wohl anders aussehen, wenn sie, wie zunächst geplant, bei dem Abosender Showtime gelandet wäre, bei dem mit "Dexter" und "Homeland" zwei der besten amerikanischen Serien eine Heimat gefunden haben. Aber der Showtime-Unterhaltungschef David Nevins fand, die Adaption des Comic-Verfassers und "Lost"-Drehbuchautors Brian Vaughn passe nicht in sein Programm, und trug sie seiner CBS-Kollegin Nina Tassler an (Showtime gehört zur CBS Corporation). Stephen King zumindest hat nichts dagegen einzuwenden, dass "Under the Dome" nun bei einem quotenorientierten Network spielt. "Ich bin Angeber genug, um die große Arena dem angesagten Club vorzuziehen", sagt er; überhaupt sei er nie ein intellektueller Schriftsteller gewesen, sondern führe vielmehr eine "Bauch-Beziehung" zu seinen Lesern.
King ist ein Fan der amerikanischen Popkultur. Neben seinen fünfzig Romanen schrieb er ein Musical mit dem Rocksänger John Mellencamp und verfasste Kolumnen für das Medienmagazin "Entertainment Weekly". Er spielte mit Schriftstellerkollegen in einer Rockband und veröffentlichte den vielbeachteten Leitfaden "On Writing". Wenn es darum geht, die Adaptionen seiner Werke zu bewerten, nimmt er kein Blatt vor den Mund ("Firestarter" fand er furchtbar, "Cujo" klasse).
Am Set von "Under the Dome" betonte er zwar, dass er "das Fernsehen schon liebte, als es noch nicht cool war". Aber er spricht auch gleich eine kaum verhohlene Warnung an CBS aus, seine Story nicht übermäßig zu strapazieren. Das Networkfernsehen, sagt King, sei nicht unbedingt für seinen Mut bekannt, häufig werde ein Stoff wie eine Weihnachtsgans ausgenommen, bis nichts mehr übrig ist. Also mahne er die Drehbuchautoren von "Under the Dome" und die CBS-Chefs, daran zu denken, "wie wir das am Ende zuknöpfen." Schließlich wage man im Kabelfernsehen längst, Figuren sterben zu lassen und die Dinge zu einem Abschluss zu bringen - "auch wenn Sie den Schluss der ,Sopranos' vielleicht gehasst haben und ,Dexter' bereits eine Staffel zu lang läuft."
Aber Kings Stoffe bespielen eben die Arena, nicht den Club. Vor vier Wochen ist "Under the Dome" angesichts guter Quoten zunächst für eine zweite Staffel verlängert worden.
NINA REHFELD
Under the Dome beginnt am Mittwoch um 20.15 Uhr bei Pro Sieben.
Stephen Kings Roman ist bei uns unter dem Titel Die Arena bei Heyne erschienen (Taschenbuch, 1296 Seiten, 12,99 Euro).
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2010Wenn ein Rachegott mit der X-Box spielt
In seinem aktuellen Roman „Die Arena” straft ein zürnender Stephen King Amerika mit einer undurchdringlichen Kuppel über einer Kleinstadt
An einem klaren sonnigen Herbsttag wird eine Kleinstadt in Maine plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten. An der Stadtgrenze kommt es zu Kollisionen, ohne dass die Betroffenen wissen, wie ihnen geschieht. Wir aber wissen es, weil wir den Originaltitel des neuen Romans von Stephen King kennen: Chester’s Mill liegt „Under the Dome” – eingeschlossen unter einer durchsichtigen, unzerstörbaren Kuppel.
Aber kennen wir das nicht? Das Netz überschlägt sich beim Auflisten möglicher Vorbilder: James Blishs „The Box”, Philip K. Dicks „The Cosmic Puppets”, „Die Wand” von Marlen Haushofer – lauter Bücher über unsichtbare Wände und isolierte Kleinstädte. Und dann natürlich die OmniCam-Ecosphere in der „Truman Show” oder der „Dome Sweet Dome” in „Die Simpsons – Der Film”. King selbst scheint Skrupel gehabt zu haben wegen seiner nicht mehr ganz frischen Idee: Zumindest hat er sie in die siebziger Jahre zurück datiert, um sie ein bisschen origineller erscheinen zu lassen.
Aber warum hat er sich nichts Neues ausgedacht? Ganz einfach. Weil er ein Bestseller-Autor ist und kein Avantgardist. Als solcher arbeitet er allerdings mit einer avantgardistischen Strategie. Er verwendet bevorzugt literarische Readymades: Fertiges und Bekanntes, auf das er nur kurz Bezug nehmen muss, um seinen Lesern das Gefühl zu geben: „Wir kennen und verstehen uns.” Dieser Logik gehorcht zum Beispiel das Name- und Branddropping, mit dem King sein Buch mit der Referenzhölle des Popuniversums kurzschließt: „Sie waren mit Julias Prius bei den McClatcheys vorbeigefahren, um Joes PowerBook zu holen.”
Auch die Erfindung der Kuppel ist eine gute Gelegenheit, die großen Themen unserer Zeit aufzugreifen, sie in eine Schneekugel zu stecken und ein bisschen zu schütteln. Zuerst wird es dabei eng für die Freiheit: Eben noch small town america, schon herrscht in der neuen Enge die Hitlerjugend. Schuld ist „Big Jim” Rennie, der Barack Hussein Obama schon allein wegen seines zweiten Namens für einen Terroristen hält, der Sarah Palin die Hand geschüttelt hat und dem sein Bart ein „finsteres Nixon-haftes Aussehen” verleiht. Auch diese politischen Affinitäten sind vertraut: Sie klingen nach dem zur Entstehungszeit des Buches populären Bush-Bashing – nach einer Kritik an allem Republikanischen und zumal an dieser „Scheißkirche”, in der sie glauben, „alle außer ihnen seien dazu verdammt, in die Hölle zu kommen.”
Bald werden unter der Kuppel jedoch auch die Ressourcen und die Atemluft knapp und es kommt zu einer beschleunigten „lokalen Erwärmung”: global warming in a nutshell. Was jemanden wie King, der der berühmteste Schriftsteller der Welt sein will, an der Ökologie faszinieren muss, ist ihr universaler Anspruch: Niemand kann entkommen, alle sind Teil dieses dramatischen Plots. Und genau daher kommt auch der Hass, den Stephen King gegenüber religiösen Fanatikern und Leugnern der ökologischen Katastrophe empfinden muss, wenn er sie in Schurken wie Big Jim karikiert.
Es ist ein Hass gegen die Spalter, gegen die andern, die Amerika zerreißen und einen Parallelmarkt mit Religionskitsch eröffnen, auf dem es Stephen King nicht zu kaufen gibt. Es ist, kurz gesagt, der Zorn des Marktes, der in seinem Wunsch nach universaler Durchdringung behindert wird. Er gibt das auch einigermaßen unumwunden zu – er zeigt nämlich, wenn auch versteckt, die eigene Fratze. Denn natürlich stellt sich irgendwann die Frage, woher diese Kuppel eigentlich so plötzlich kommt. Dass sie eine göttliche Strafe sein könnte, fällt als Antwort aus, genau wie die Regierungsverschwörung. Das wäre ein Red-State-Reflex, Tea-Party-Gezeter, ultrakonservatives Radio-Geraune, also politisch genau auf der falschen Seite.
Kings Antwort ist aber mindestens genauso bizarr und vertraut, aber, nun ja, demokratischer, aufgeklärter, beinahe naturwissenschaftlich: Es waren natürlich die Aliens, oder genauer gesagt deren Sprösslinge: „Gott hat sich als eine Bande von bösartigen kleinen Kindern erwiesen, die Interstellare X-Box spielen. Ist das nicht komisch?” Allerdings. Aber dann ist es auch irgendwie ein bisschen bösartig, die eigenen Taten fremden Kindern in die Schuhe zu schieben. Denn die kleine Kiste, die aussieht wie das „neue Apple TV” und die für alles verantwortlich ist – die hat natürlich in Wahrheit Stephen King erfunden und nach Chester’s Mill gestellt. Er selbst ist der Außerirdische, die auktoriale Macht außerhalb des Buches, und darum malt er uns auch ein wunderbares Autorenporträt: „Sie waren geometrische Körper, die in schützendes Leder gehüllt zu sein schienen. Vage menschlich an ihnen wirkten nur die rautenförmigen Vertiefungen an zwei Seiten. Sie hätten Ohren sein können.” Kommt das unserer Vorstellung von Stephen King nicht tatsächlich ziemlich nahe? JAN FÜCHTJOHANN
STEPHEN KING: Die Arena. Roman. Aus dem Englischen von Wulf Bergner. Heyne Verlag, München 2009. 1280 Seiten, 26,95 Euro.
Auch im „Simpsons”-Film wird eine amerikanische Kleinstadt hermetisch abgeriegelt. Die Regierung stülpt eine riesige Käseglocke über Springfield, um eine Katastrophe zu verhindern. Foto: oh
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In seinem aktuellen Roman „Die Arena” straft ein zürnender Stephen King Amerika mit einer undurchdringlichen Kuppel über einer Kleinstadt
An einem klaren sonnigen Herbsttag wird eine Kleinstadt in Maine plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten. An der Stadtgrenze kommt es zu Kollisionen, ohne dass die Betroffenen wissen, wie ihnen geschieht. Wir aber wissen es, weil wir den Originaltitel des neuen Romans von Stephen King kennen: Chester’s Mill liegt „Under the Dome” – eingeschlossen unter einer durchsichtigen, unzerstörbaren Kuppel.
Aber kennen wir das nicht? Das Netz überschlägt sich beim Auflisten möglicher Vorbilder: James Blishs „The Box”, Philip K. Dicks „The Cosmic Puppets”, „Die Wand” von Marlen Haushofer – lauter Bücher über unsichtbare Wände und isolierte Kleinstädte. Und dann natürlich die OmniCam-Ecosphere in der „Truman Show” oder der „Dome Sweet Dome” in „Die Simpsons – Der Film”. King selbst scheint Skrupel gehabt zu haben wegen seiner nicht mehr ganz frischen Idee: Zumindest hat er sie in die siebziger Jahre zurück datiert, um sie ein bisschen origineller erscheinen zu lassen.
Aber warum hat er sich nichts Neues ausgedacht? Ganz einfach. Weil er ein Bestseller-Autor ist und kein Avantgardist. Als solcher arbeitet er allerdings mit einer avantgardistischen Strategie. Er verwendet bevorzugt literarische Readymades: Fertiges und Bekanntes, auf das er nur kurz Bezug nehmen muss, um seinen Lesern das Gefühl zu geben: „Wir kennen und verstehen uns.” Dieser Logik gehorcht zum Beispiel das Name- und Branddropping, mit dem King sein Buch mit der Referenzhölle des Popuniversums kurzschließt: „Sie waren mit Julias Prius bei den McClatcheys vorbeigefahren, um Joes PowerBook zu holen.”
Auch die Erfindung der Kuppel ist eine gute Gelegenheit, die großen Themen unserer Zeit aufzugreifen, sie in eine Schneekugel zu stecken und ein bisschen zu schütteln. Zuerst wird es dabei eng für die Freiheit: Eben noch small town america, schon herrscht in der neuen Enge die Hitlerjugend. Schuld ist „Big Jim” Rennie, der Barack Hussein Obama schon allein wegen seines zweiten Namens für einen Terroristen hält, der Sarah Palin die Hand geschüttelt hat und dem sein Bart ein „finsteres Nixon-haftes Aussehen” verleiht. Auch diese politischen Affinitäten sind vertraut: Sie klingen nach dem zur Entstehungszeit des Buches populären Bush-Bashing – nach einer Kritik an allem Republikanischen und zumal an dieser „Scheißkirche”, in der sie glauben, „alle außer ihnen seien dazu verdammt, in die Hölle zu kommen.”
Bald werden unter der Kuppel jedoch auch die Ressourcen und die Atemluft knapp und es kommt zu einer beschleunigten „lokalen Erwärmung”: global warming in a nutshell. Was jemanden wie King, der der berühmteste Schriftsteller der Welt sein will, an der Ökologie faszinieren muss, ist ihr universaler Anspruch: Niemand kann entkommen, alle sind Teil dieses dramatischen Plots. Und genau daher kommt auch der Hass, den Stephen King gegenüber religiösen Fanatikern und Leugnern der ökologischen Katastrophe empfinden muss, wenn er sie in Schurken wie Big Jim karikiert.
Es ist ein Hass gegen die Spalter, gegen die andern, die Amerika zerreißen und einen Parallelmarkt mit Religionskitsch eröffnen, auf dem es Stephen King nicht zu kaufen gibt. Es ist, kurz gesagt, der Zorn des Marktes, der in seinem Wunsch nach universaler Durchdringung behindert wird. Er gibt das auch einigermaßen unumwunden zu – er zeigt nämlich, wenn auch versteckt, die eigene Fratze. Denn natürlich stellt sich irgendwann die Frage, woher diese Kuppel eigentlich so plötzlich kommt. Dass sie eine göttliche Strafe sein könnte, fällt als Antwort aus, genau wie die Regierungsverschwörung. Das wäre ein Red-State-Reflex, Tea-Party-Gezeter, ultrakonservatives Radio-Geraune, also politisch genau auf der falschen Seite.
Kings Antwort ist aber mindestens genauso bizarr und vertraut, aber, nun ja, demokratischer, aufgeklärter, beinahe naturwissenschaftlich: Es waren natürlich die Aliens, oder genauer gesagt deren Sprösslinge: „Gott hat sich als eine Bande von bösartigen kleinen Kindern erwiesen, die Interstellare X-Box spielen. Ist das nicht komisch?” Allerdings. Aber dann ist es auch irgendwie ein bisschen bösartig, die eigenen Taten fremden Kindern in die Schuhe zu schieben. Denn die kleine Kiste, die aussieht wie das „neue Apple TV” und die für alles verantwortlich ist – die hat natürlich in Wahrheit Stephen King erfunden und nach Chester’s Mill gestellt. Er selbst ist der Außerirdische, die auktoriale Macht außerhalb des Buches, und darum malt er uns auch ein wunderbares Autorenporträt: „Sie waren geometrische Körper, die in schützendes Leder gehüllt zu sein schienen. Vage menschlich an ihnen wirkten nur die rautenförmigen Vertiefungen an zwei Seiten. Sie hätten Ohren sein können.” Kommt das unserer Vorstellung von Stephen King nicht tatsächlich ziemlich nahe? JAN FÜCHTJOHANN
STEPHEN KING: Die Arena. Roman. Aus dem Englischen von Wulf Bergner. Heyne Verlag, München 2009. 1280 Seiten, 26,95 Euro.
Auch im „Simpsons”-Film wird eine amerikanische Kleinstadt hermetisch abgeriegelt. Die Regierung stülpt eine riesige Käseglocke über Springfield, um eine Katastrophe zu verhindern. Foto: oh
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'King's most purely entertaining novel in years . . . utterly compelling.' John Connolly