Colson Whiteheads Bestseller über eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte Amerikas - ausgezeichnet mit dem Pulitzer Preis 2017 und bei Amazon Prime unter der Regie von Academy-Award-Gewinner Barry Jenkins
Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht - doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.
Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht - doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.
buecher-magazin.deDie junge Sklavin Cora flieht zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der Plantage in Georgia, auf der sie geboren wurde, ein Kopfgeldjäger ist ihr auf den Fersen. Whitehead nimmt das Fluchtnetzwerk "Underground Railroad", münzt die Metapher um in einen realen Zug und schleust Cora in verschiedene Staaten, mit unterschiedlichen Vorstellungen zur Lösung der Krise; nach South Carolina, wo freie Farbige arbeiten, aber heimlich sterilisiert werden, nach North Carolina, dessen Alleen in "Strange Fruit" besungen sind. Sie harrt auf einem Dachboden aus und wird in Ketten gelegt, lernt in Indiana, sich vermeintlich sicher zu fühlen. Whitehead zeigt in einem Panorama das Selbstverständnis der Herrschenden schonungslos, ihre Schwäche, Ignoranz und Egoismus, aber auch die Brutalität der Versklavten untereinander. Es gibt kein Gut und Böse, aber schamlose Gewalt gegenüber denen, die einem System, dessen Reichtum auf dem Konzept des Besitzes von Menschen gründet, ausgeliefert sind. Mit Whiteheads kraftvoller, gleichzeitig nüchterner und poetischer Sprache dringt Coras Leid, ihre Unbeugsamkeit, ihr Galgenhumor tief in das Gedächtnis und Empfinden des Lesers. Und Sklaverei ist kein historisches Thema, es gibt sie in vielfältiger Form und sie trägt dazu bei, Waren billig verfügbar zu halten.
© BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg (md)
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Julian Weber staunt über die nüchterne Präzision, Faktizität und Aktualität, mit der Colson Whitehead die gewaltreiche Geschichte einer jungen Sklavin im Georgia des 19. Jahrhunderts erzählt. Erinnerung und Mahnung an die Sklaverei in den USA ist das Buch für Weber. Dass der Autor von der Emazipation seiner Figur berichtet, täuscht den Rezensenten nicht darüber hinweg, dass dem erlittenen Unrecht nie ganz zu entkommen ist. Wie der Autor Handlungsstränge dirigiert und ungeschminkt und gänzlich frei von Paternalismus schreibt, findet Weber beeindruckend. Nikolaus Stingls Übersetzung scheint ihm angenehm frei von Eindeutschungen von Slang. Das Buch ist für den Rezensenten ein Meisterwerk, möglicherweise der totgesagte "Great American Novel".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.08.2017Der Zug, den niemand je sah
"Underground Railroad" ist einer der meistdiskutierten Romane aus Amerika. Wer wirklich die Geschichte dieses zerrissenen Landes bis hin zu den Exzessen von Charlottesville verstehen will, muss das Buch lesen. Eine Begegnung mit dessen Verfasser Colson Whitehead in New York.
NEW YORK, im August
Dass Colson Whitehead ein guter Pokerspieler ist, glaubt man sofort, wenn man ihm gegenübersitzt. Er ist jemand, der vermutlich jedes Blatt auszureizen versuchte. Als ich "Frankies" im westlichen Village betrete, ist er schon da. New York ächzt unter der Hitze, in dem Eckrestaurant aber herrschen Temperaturen wie in einem Kühlschrank. Die Schwüle, der Verkehr, der Lärm - das alles scheint dem Autor nichts auszumachen. Er sitzt da in weißen Jeans, blauem Hemd, die langen Haare offen, er ist freundlich und kommt augenblicklich zur Sache. Fünfzehn Jahre habe er gebraucht, um dieses Buch zu schreiben, erzählt er. Fünfzehn Jahre, in denen er den Stoff mit sich herumgetragen, ihn immer aufs Neue hervorgekramt und nach wenigen Zeilen wieder weggelegt habe.
Zu groß, zu komplex erschien ihm das, was sich als Sujet mit jenem Gedanken verband, der ihm eines Nachmittags im Jahr 2000 in den Sinn kam. Vielleicht war er auch zu naheliegend. Welchen Erwartungen würden sich an einen afroamerikanischen Autor stellen, der einen Roman über Rasse und Freiheit schriebe? Whitehead hatte nicht vor, sich vereinnahmen zu lassen. Also schrieb er andere Bücher. Über das Erwachen einer neuen Mittelschicht ("Der letzte Sommer auf Long Island"), einen New Yorker Zombieroman ("Zone One") und das Pokerbuch "The Noble Hustle".
Der Gedanke, der ihm damals gekommen war, war ein Kindergedanke: "Was, wenn es die Underground Railroad wirklich gegeben hätte?" Was, wenn Underground Railroad nicht bloß das Codewort für ein geheimes Netzwerk von schwarzen und weißen Abolitionisten im neunzehnten Jahrhundert gewesen wäre, die unter Lebensgefahr Sklaven aus dem Süden bei ihrer Flucht in den Norden halfen? Als Kind hatte sich Whitehead das so vorgestellt. Und wie er jetzt erzählt, ließ ihn das wörtlich genommene Bild, die Idee einer real existierenden U-Bahn im neunzehnten Jahrhundert, mit Schienen und Schaffnern, mit Lokführern und Lichtsignalen und natürlich Passagieren auf der Fahrt ins Ungewisse, nicht mehr los.
Irgendwann konnte er nicht anders, als sich dem zu stellen, wovor er "am meisten Angst" hatte. Also räumte er alles beiseite, vergrub sich in die Recherche zur amerikanischen Geschichte, las Sklavenberichte von Harriet Tubman, Solomon Northup und vielen anderen - und schrieb. Der Roman, der jetzt in der Übersetzung von Nikolaus Stingl im Hanser Verlag auf Deutsch erscheint, gehört in seiner Schonungslosigkeit zu den wichtigsten Büchern der vergangenen Jahre aus Amerika. Und zählt zugleich zu den erfolgreichsten. Will man etwas über dieses Land erfahren, die tief- und untergründigen Strömungen begreifen, muss man ihn lesen. Dabei zeichnet den historischen Roman aus, dass er sich direkter Anspielungen auf die Gegenwart enthält. Sie sind nur gedanklich angelegt, so dass der Leser nicht erst seit den Ereignissen in Charlottesville immer wieder Parallelen zwischen der Zeit des Antebellum um 1850 und heute zieht. Vor allem aber entwickelt Whitehead aus dem Stoff eine literarische Phantasie, deren Kühnheit und Raffinement einen Autor auf der Höhe seiner Möglichkeiten zeigt. "Ich mag es, mir seltsame Dinge auszudenken", sagt er.
Auf den ersten siebzig Seiten schildert Whitehead noch klassisch-realistisch den Horror einer Baumwollplantage in Georgia. Der quälerische Einfallsreichtum der Randall-Brüder führt zu einer Entmenschlichung nicht nur bei ihnen, sondern auch bei den Opfern ihrer Gewaltexzesse. So etwas wie Solidarität, wie dies der Hollywoodstreifen "12 Years a Slave" tränenreich zeigt, ist unter diesen Umständen niemandem mehr möglich. Whitehead erlaubt sich kein Pathos des Schmerzes. Vielmehr zeigt er analytisch präzise, wie die Scham über die eigene Machtlosigkeit alle einander zu Feinden macht.
Auch das Mädchen Cora lebt bei den Randalls, wie schon ihre Mutter und deren Mutter, die einst aus Afrika in die feuchte Hölle des amerikanischen Südens verschleppt wurde. Dass Männer an Bäumen aufgehängt und Frauen mit der neunschwänzigen Katze blutig geschlagen werden, dass tote und lebendige Körper auf Scheiterhaufen geworfen und Sklaven die Füße abgehackt werden, um ihre Flucht zu verhindern, gehört zu Coras Alltag. Wer widerspricht, dem wird die Zunge abgeschnitten. Etwas anderes kennt Cora nicht, weshalb ihr der Gedanke an Flucht auch unvorstellbar ist - "um das zu tun, musste man von allen guten Geistern verlassen sein". Und doch wagt sie das Undenkbare. Sie flieht, schafft es in der Dunkelheit durch die todbringenden Sümpfe und gelangt zu einer geheimen Station der Underground Railroad.
Das ist der Schlüsselmoment des Romans, der rhetorische Turn, an dem Whitehead die klassische Sklavengeschichte verlässt, um erzählerisch etwas anderes zu wagen. Indem er Cora in ihrem Versteck tatsächlich unter die Erde kriechen und einen geheimnisvollen Zug mit unbekanntem Ziel besteigen lässt, verlässt der Roman sein zuvor so sorgsam aufgebautes realistisches Setting und weitet sich zur Phantasie.
Der erste Part des Romans ist in seinem brutalen Furor grausam, aber erst die unheimliche Phantastik macht aus dem Buch große Literatur. "Ich wollte mit literarischen Mitteln zeigen", sagt Whitehead, "wie albtraumhaft und surreal die Erfahrung von Sklaverei an sich war." Wie ein dichtender Träumer macht er die Metapher der Underground Railroad konkret und stellt der Geschichte eine alternative Erzählung an die Seite. Kaum ein amerikanisches Kind lerne heute in der Schule, wovon dieser Roman erzählt, sagt Whitehead. Nicht zuletzt deshalb wird die Erzählung der Underground Railraod hier zum Gründungsmythos einer anderen Kultur - mit dem Clou, dass die Helfer nicht nur als die Guten aufscheinen, das wäre zu einfach. Und Whitehead mag es nicht einfach.
Seine alternative Geschichtsschreibung folgt keiner Besänftigungsstrategie. Sie liest sich wie ein Fiebertraum. Jede Station auf Coras Flucht erweist sich nach kurzem Hoffnungsschimmer als neuerliche Hölle, deren Qualen es zu überwinden gilt. Dreimal wird sie die unterirdische Bahn besteigen, jede Station auf dieser subterranen Odyssee steht für eine andere Phase der Unfreiheit. In South Carolina gerät Cora in einen vermeintlich humanen Staat, in dem Schwarze frei leben und arbeiten dürfen, doch erweist sich das bald als trügerisch, auch hier ist Freiheit keine wirkliche. Schlimmer wird es in North Carolina. Zwar wurde die Sklaverei dort abgeschafft, zugleich aber will man sich aller Schwarzen entledigen. Menschen werden gejagt und gelyncht und immer freitags vor Publikum auf dem Marktplatz gehängt, was Cora von einer Dachkammer aus beobachtet. Ein Ehepaar hat sie in seinem Haus versteckt und endet dafür selbst am Galgen - nicht nur die entlaufenen Sklaven, auch deren Helfer wurden gnadenlos verfolgt.
Seine Zufluchtsorte muss das Mädchen jeweils nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Ein Sklavenjäger ist ihm auf den Fersen. Er ist besessen davon, Cora einzufangen, um eine frühere Schmach zu rächen. Immer wieder brechen sich diese temporeichen, realistischen Szenen an der eigenwilligen Phantastik des Buchs. Whitehead schreibt in diesen Passagen, als habe er den magischen Realismus eines Gabriel García Márquez mit Tarantino-Filmen und der Literatur Octavia Butlers überkreuzt. Imaginierte Albträume und historische Faktizität fließen ineinander, wobei einzelne Sätze herausstechen, die sich jeder Zeitlichkeit entziehen: "Erst im Tod wurde der Neger zu einem Menschen. Erst da war er dem Weißen gleichberechtigt."
Hier im Village, dem südlichen Teil von Manhattan, der sich auf wundersame Weise seine alten Backsteinbauten und baumgesäumten Straßen erhalten hat, lebt der achtundvierzigjährige Autor mit seiner Familie, ganz in der Nähe ist er aufgewachsen. Seine Eltern sind Unternehmensberater, er besuchte Privatschulen an der Upper West Side, auf die auch Trumps Söhne gingen, studierte in Harvard. Die Sommer verbrachte er auf Long Island.
Im Gespräch ist er ernst und konzentriert, dann wieder sehr witzig, immer professionell. Der Rummel um seine Person und dass er jetzt unentwegt zu politischen Debatten im Fernsehen und an Universitäten eingeladen wird, ist ihm nicht geheuer. Er sei Schriftsteller, kein Historiker, sagt er. Und trotzdem bat man ihn gerade wieder auf ein Podium über "Trump and race". Er wollte absagen, nahm dann aber teil, weiß er doch selbst am allerbesten, wie wichtig das ist, und nicht etwa als Werbung für sein Buch.
Seit seinen literarischen Anfängen hat Whitehead eine Fangemeinde um sich versammelt, aber erst "Underground Railroad" hat ihn im vorigen Jahr ins ganz große Rampenlicht katapultiert. Der Roman wurde mit den beiden wichtigsten Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet, dem Pulitzer und dem National Book Award, eine Ehre, die seit 1950 nur vier Autoren, darunter Faulkner und Updike, zuteil wurde. Jetzt ist er auch für den britischen Booker Prize nominiert. Die Originalausgabe hat sich eine Million Mal verkauft, derzeit wird das Buch in 35 Sprachen übersetzt. Dabei ist die Rezeption keinesfalls als politische Kurzschlussreaktion zu sehen - das Buch erschien in der Prä-Trump-Ära.
Zu Kopf steigt ihm der Erfolg nicht. Lieber witzelt Whitehead darüber, als so etwas wie Bedeutsamkeit auch nur im Ansatz zuzulassen. Über seinen Tick etwa, mechanische Transportwege zu literarisieren. Sein erster Roman handelte von einer Fahrstuhlinspektorin, sein zweiter, "John Henry Days", von einer Tunnelbohrmaschine. Und natürlich will er damit eine Struktur, die gesellschaftliche Systeme definiert, visualisieren. In "Underground Railroad" ermöglicht es erst die Transitmetapher, das Geschehen seinem zeitlichen Rahmen zu entziehen. Aber auch, dass der ehemalige Popkritiker der "Village Voice" sich im Buch jener ironisch-distanzierten Sicht auf die Welt enthält, die im Gespräch manchmal aufblitzt, holt den Leser so nah an den Stoff heran, dass es weh tut.
Tatsächlich habe er viel spekulativer begonnen, räumt er ein. Und erzählt, wie er die einzelnen Stationen ursprünglich wie in einem Science-Fiction nicht nur jeweils an einen anderen Ort, sondern auch in eine andere Zeit führen wollte - was an seine früheren Bücher erinnert. Doch er hat den Gedanken fallenlassen, weil es ihm "irgendwann um zu viel ging". So ein Roman ist auch eine Reise in die eigene Familiengeschichte, über die Whitehead erschreckend wenig wusste. Seine Mutter entstammt freien Tabakfarmern aus Virginia, sein Vater kommt aus Florida. Viel mehr fand er nicht heraus. Was aber bedeutet es für all jene Amerikaner, dass sich der Grund ihrer Geschichte durch ein Menschheitsverbrechen so rasch im Diffusen verliert, während andere ihren Stammbaum über Generationen zurückverfolgen können? Das lasse sich nicht verallgemeinern, entgegnet Whitehead: "Wir sind vierzig Millionen, alles Individuen, so etwas wie schwarze Identität, das gibt es nicht".
Aber natürlich wird sein Roman auch als Kontrapunkt zur all American story gelesen, in der auf Mut und Kampf stets die Belohnung folgt. Cora lernt stattdessen, dass die Zukunft nicht allen im promised land versprochen ist. Die Auswirkungen der Sklavenzeit wirkten bis heute nach, aber "man muss gar nicht so weit zurückgehen, um über die Traumata der Schwarzen zu sprechen", sagt Colson Whitehead jetzt überraschend ernst. "Schauen Sie sich doch nur einmal um: Sehen Sie Schwarze in der Regierung? Im Vorstand eines großes Unternehmens?" Diskriminierung sei gegenwärtig, ihr Wesen heimtückisch: "Selbst der größte Rassist des Landes liebt Michael Jackson!", entfährt es ihm.
Freiheit als erlösendes Finale ist mit ihm deshalb nicht zu haben. Auch nicht im Roman. Schutz wird dort nur temporär gewährt, bei Familien, die ihr Leben riskieren, in Kommunen, die dem Erdboden gleichgemacht werden. Cora wird auch ihre Mutter nicht finden, nur der Leser erfährt, wie deren Geschichte zu Ende ging. Und wenn in den klassischen Sklavenromanen der Gerettete am Ende lesen lernt, das fast schon sakrale Versprechen auf Freiheit, so wendet Whitehead dieses Stereotyp neu: Als Cora das Wort "Optimist" zu lesen versucht, versteht sie es nicht. Ob er Pessimist sei, frage ich zuletzt, als er schon im Aufbruch ist. Nein, sagt er, er sei Realist. Dann steht er auf. Er hat einen Zug zu bekommen. Richtung Long Island. Dort warten Frau und Kinder am Strand. Auch das ist Colson Whitehead: ein Familienvater.
SANDRA KEGEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Underground Railroad" ist einer der meistdiskutierten Romane aus Amerika. Wer wirklich die Geschichte dieses zerrissenen Landes bis hin zu den Exzessen von Charlottesville verstehen will, muss das Buch lesen. Eine Begegnung mit dessen Verfasser Colson Whitehead in New York.
NEW YORK, im August
Dass Colson Whitehead ein guter Pokerspieler ist, glaubt man sofort, wenn man ihm gegenübersitzt. Er ist jemand, der vermutlich jedes Blatt auszureizen versuchte. Als ich "Frankies" im westlichen Village betrete, ist er schon da. New York ächzt unter der Hitze, in dem Eckrestaurant aber herrschen Temperaturen wie in einem Kühlschrank. Die Schwüle, der Verkehr, der Lärm - das alles scheint dem Autor nichts auszumachen. Er sitzt da in weißen Jeans, blauem Hemd, die langen Haare offen, er ist freundlich und kommt augenblicklich zur Sache. Fünfzehn Jahre habe er gebraucht, um dieses Buch zu schreiben, erzählt er. Fünfzehn Jahre, in denen er den Stoff mit sich herumgetragen, ihn immer aufs Neue hervorgekramt und nach wenigen Zeilen wieder weggelegt habe.
Zu groß, zu komplex erschien ihm das, was sich als Sujet mit jenem Gedanken verband, der ihm eines Nachmittags im Jahr 2000 in den Sinn kam. Vielleicht war er auch zu naheliegend. Welchen Erwartungen würden sich an einen afroamerikanischen Autor stellen, der einen Roman über Rasse und Freiheit schriebe? Whitehead hatte nicht vor, sich vereinnahmen zu lassen. Also schrieb er andere Bücher. Über das Erwachen einer neuen Mittelschicht ("Der letzte Sommer auf Long Island"), einen New Yorker Zombieroman ("Zone One") und das Pokerbuch "The Noble Hustle".
Der Gedanke, der ihm damals gekommen war, war ein Kindergedanke: "Was, wenn es die Underground Railroad wirklich gegeben hätte?" Was, wenn Underground Railroad nicht bloß das Codewort für ein geheimes Netzwerk von schwarzen und weißen Abolitionisten im neunzehnten Jahrhundert gewesen wäre, die unter Lebensgefahr Sklaven aus dem Süden bei ihrer Flucht in den Norden halfen? Als Kind hatte sich Whitehead das so vorgestellt. Und wie er jetzt erzählt, ließ ihn das wörtlich genommene Bild, die Idee einer real existierenden U-Bahn im neunzehnten Jahrhundert, mit Schienen und Schaffnern, mit Lokführern und Lichtsignalen und natürlich Passagieren auf der Fahrt ins Ungewisse, nicht mehr los.
Irgendwann konnte er nicht anders, als sich dem zu stellen, wovor er "am meisten Angst" hatte. Also räumte er alles beiseite, vergrub sich in die Recherche zur amerikanischen Geschichte, las Sklavenberichte von Harriet Tubman, Solomon Northup und vielen anderen - und schrieb. Der Roman, der jetzt in der Übersetzung von Nikolaus Stingl im Hanser Verlag auf Deutsch erscheint, gehört in seiner Schonungslosigkeit zu den wichtigsten Büchern der vergangenen Jahre aus Amerika. Und zählt zugleich zu den erfolgreichsten. Will man etwas über dieses Land erfahren, die tief- und untergründigen Strömungen begreifen, muss man ihn lesen. Dabei zeichnet den historischen Roman aus, dass er sich direkter Anspielungen auf die Gegenwart enthält. Sie sind nur gedanklich angelegt, so dass der Leser nicht erst seit den Ereignissen in Charlottesville immer wieder Parallelen zwischen der Zeit des Antebellum um 1850 und heute zieht. Vor allem aber entwickelt Whitehead aus dem Stoff eine literarische Phantasie, deren Kühnheit und Raffinement einen Autor auf der Höhe seiner Möglichkeiten zeigt. "Ich mag es, mir seltsame Dinge auszudenken", sagt er.
Auf den ersten siebzig Seiten schildert Whitehead noch klassisch-realistisch den Horror einer Baumwollplantage in Georgia. Der quälerische Einfallsreichtum der Randall-Brüder führt zu einer Entmenschlichung nicht nur bei ihnen, sondern auch bei den Opfern ihrer Gewaltexzesse. So etwas wie Solidarität, wie dies der Hollywoodstreifen "12 Years a Slave" tränenreich zeigt, ist unter diesen Umständen niemandem mehr möglich. Whitehead erlaubt sich kein Pathos des Schmerzes. Vielmehr zeigt er analytisch präzise, wie die Scham über die eigene Machtlosigkeit alle einander zu Feinden macht.
Auch das Mädchen Cora lebt bei den Randalls, wie schon ihre Mutter und deren Mutter, die einst aus Afrika in die feuchte Hölle des amerikanischen Südens verschleppt wurde. Dass Männer an Bäumen aufgehängt und Frauen mit der neunschwänzigen Katze blutig geschlagen werden, dass tote und lebendige Körper auf Scheiterhaufen geworfen und Sklaven die Füße abgehackt werden, um ihre Flucht zu verhindern, gehört zu Coras Alltag. Wer widerspricht, dem wird die Zunge abgeschnitten. Etwas anderes kennt Cora nicht, weshalb ihr der Gedanke an Flucht auch unvorstellbar ist - "um das zu tun, musste man von allen guten Geistern verlassen sein". Und doch wagt sie das Undenkbare. Sie flieht, schafft es in der Dunkelheit durch die todbringenden Sümpfe und gelangt zu einer geheimen Station der Underground Railroad.
Das ist der Schlüsselmoment des Romans, der rhetorische Turn, an dem Whitehead die klassische Sklavengeschichte verlässt, um erzählerisch etwas anderes zu wagen. Indem er Cora in ihrem Versteck tatsächlich unter die Erde kriechen und einen geheimnisvollen Zug mit unbekanntem Ziel besteigen lässt, verlässt der Roman sein zuvor so sorgsam aufgebautes realistisches Setting und weitet sich zur Phantasie.
Der erste Part des Romans ist in seinem brutalen Furor grausam, aber erst die unheimliche Phantastik macht aus dem Buch große Literatur. "Ich wollte mit literarischen Mitteln zeigen", sagt Whitehead, "wie albtraumhaft und surreal die Erfahrung von Sklaverei an sich war." Wie ein dichtender Träumer macht er die Metapher der Underground Railroad konkret und stellt der Geschichte eine alternative Erzählung an die Seite. Kaum ein amerikanisches Kind lerne heute in der Schule, wovon dieser Roman erzählt, sagt Whitehead. Nicht zuletzt deshalb wird die Erzählung der Underground Railraod hier zum Gründungsmythos einer anderen Kultur - mit dem Clou, dass die Helfer nicht nur als die Guten aufscheinen, das wäre zu einfach. Und Whitehead mag es nicht einfach.
Seine alternative Geschichtsschreibung folgt keiner Besänftigungsstrategie. Sie liest sich wie ein Fiebertraum. Jede Station auf Coras Flucht erweist sich nach kurzem Hoffnungsschimmer als neuerliche Hölle, deren Qualen es zu überwinden gilt. Dreimal wird sie die unterirdische Bahn besteigen, jede Station auf dieser subterranen Odyssee steht für eine andere Phase der Unfreiheit. In South Carolina gerät Cora in einen vermeintlich humanen Staat, in dem Schwarze frei leben und arbeiten dürfen, doch erweist sich das bald als trügerisch, auch hier ist Freiheit keine wirkliche. Schlimmer wird es in North Carolina. Zwar wurde die Sklaverei dort abgeschafft, zugleich aber will man sich aller Schwarzen entledigen. Menschen werden gejagt und gelyncht und immer freitags vor Publikum auf dem Marktplatz gehängt, was Cora von einer Dachkammer aus beobachtet. Ein Ehepaar hat sie in seinem Haus versteckt und endet dafür selbst am Galgen - nicht nur die entlaufenen Sklaven, auch deren Helfer wurden gnadenlos verfolgt.
Seine Zufluchtsorte muss das Mädchen jeweils nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Ein Sklavenjäger ist ihm auf den Fersen. Er ist besessen davon, Cora einzufangen, um eine frühere Schmach zu rächen. Immer wieder brechen sich diese temporeichen, realistischen Szenen an der eigenwilligen Phantastik des Buchs. Whitehead schreibt in diesen Passagen, als habe er den magischen Realismus eines Gabriel García Márquez mit Tarantino-Filmen und der Literatur Octavia Butlers überkreuzt. Imaginierte Albträume und historische Faktizität fließen ineinander, wobei einzelne Sätze herausstechen, die sich jeder Zeitlichkeit entziehen: "Erst im Tod wurde der Neger zu einem Menschen. Erst da war er dem Weißen gleichberechtigt."
Hier im Village, dem südlichen Teil von Manhattan, der sich auf wundersame Weise seine alten Backsteinbauten und baumgesäumten Straßen erhalten hat, lebt der achtundvierzigjährige Autor mit seiner Familie, ganz in der Nähe ist er aufgewachsen. Seine Eltern sind Unternehmensberater, er besuchte Privatschulen an der Upper West Side, auf die auch Trumps Söhne gingen, studierte in Harvard. Die Sommer verbrachte er auf Long Island.
Im Gespräch ist er ernst und konzentriert, dann wieder sehr witzig, immer professionell. Der Rummel um seine Person und dass er jetzt unentwegt zu politischen Debatten im Fernsehen und an Universitäten eingeladen wird, ist ihm nicht geheuer. Er sei Schriftsteller, kein Historiker, sagt er. Und trotzdem bat man ihn gerade wieder auf ein Podium über "Trump and race". Er wollte absagen, nahm dann aber teil, weiß er doch selbst am allerbesten, wie wichtig das ist, und nicht etwa als Werbung für sein Buch.
Seit seinen literarischen Anfängen hat Whitehead eine Fangemeinde um sich versammelt, aber erst "Underground Railroad" hat ihn im vorigen Jahr ins ganz große Rampenlicht katapultiert. Der Roman wurde mit den beiden wichtigsten Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet, dem Pulitzer und dem National Book Award, eine Ehre, die seit 1950 nur vier Autoren, darunter Faulkner und Updike, zuteil wurde. Jetzt ist er auch für den britischen Booker Prize nominiert. Die Originalausgabe hat sich eine Million Mal verkauft, derzeit wird das Buch in 35 Sprachen übersetzt. Dabei ist die Rezeption keinesfalls als politische Kurzschlussreaktion zu sehen - das Buch erschien in der Prä-Trump-Ära.
Zu Kopf steigt ihm der Erfolg nicht. Lieber witzelt Whitehead darüber, als so etwas wie Bedeutsamkeit auch nur im Ansatz zuzulassen. Über seinen Tick etwa, mechanische Transportwege zu literarisieren. Sein erster Roman handelte von einer Fahrstuhlinspektorin, sein zweiter, "John Henry Days", von einer Tunnelbohrmaschine. Und natürlich will er damit eine Struktur, die gesellschaftliche Systeme definiert, visualisieren. In "Underground Railroad" ermöglicht es erst die Transitmetapher, das Geschehen seinem zeitlichen Rahmen zu entziehen. Aber auch, dass der ehemalige Popkritiker der "Village Voice" sich im Buch jener ironisch-distanzierten Sicht auf die Welt enthält, die im Gespräch manchmal aufblitzt, holt den Leser so nah an den Stoff heran, dass es weh tut.
Tatsächlich habe er viel spekulativer begonnen, räumt er ein. Und erzählt, wie er die einzelnen Stationen ursprünglich wie in einem Science-Fiction nicht nur jeweils an einen anderen Ort, sondern auch in eine andere Zeit führen wollte - was an seine früheren Bücher erinnert. Doch er hat den Gedanken fallenlassen, weil es ihm "irgendwann um zu viel ging". So ein Roman ist auch eine Reise in die eigene Familiengeschichte, über die Whitehead erschreckend wenig wusste. Seine Mutter entstammt freien Tabakfarmern aus Virginia, sein Vater kommt aus Florida. Viel mehr fand er nicht heraus. Was aber bedeutet es für all jene Amerikaner, dass sich der Grund ihrer Geschichte durch ein Menschheitsverbrechen so rasch im Diffusen verliert, während andere ihren Stammbaum über Generationen zurückverfolgen können? Das lasse sich nicht verallgemeinern, entgegnet Whitehead: "Wir sind vierzig Millionen, alles Individuen, so etwas wie schwarze Identität, das gibt es nicht".
Aber natürlich wird sein Roman auch als Kontrapunkt zur all American story gelesen, in der auf Mut und Kampf stets die Belohnung folgt. Cora lernt stattdessen, dass die Zukunft nicht allen im promised land versprochen ist. Die Auswirkungen der Sklavenzeit wirkten bis heute nach, aber "man muss gar nicht so weit zurückgehen, um über die Traumata der Schwarzen zu sprechen", sagt Colson Whitehead jetzt überraschend ernst. "Schauen Sie sich doch nur einmal um: Sehen Sie Schwarze in der Regierung? Im Vorstand eines großes Unternehmens?" Diskriminierung sei gegenwärtig, ihr Wesen heimtückisch: "Selbst der größte Rassist des Landes liebt Michael Jackson!", entfährt es ihm.
Freiheit als erlösendes Finale ist mit ihm deshalb nicht zu haben. Auch nicht im Roman. Schutz wird dort nur temporär gewährt, bei Familien, die ihr Leben riskieren, in Kommunen, die dem Erdboden gleichgemacht werden. Cora wird auch ihre Mutter nicht finden, nur der Leser erfährt, wie deren Geschichte zu Ende ging. Und wenn in den klassischen Sklavenromanen der Gerettete am Ende lesen lernt, das fast schon sakrale Versprechen auf Freiheit, so wendet Whitehead dieses Stereotyp neu: Als Cora das Wort "Optimist" zu lesen versucht, versteht sie es nicht. Ob er Pessimist sei, frage ich zuletzt, als er schon im Aufbruch ist. Nein, sagt er, er sei Realist. Dann steht er auf. Er hat einen Zug zu bekommen. Richtung Long Island. Dort warten Frau und Kinder am Strand. Auch das ist Colson Whitehead: ein Familienvater.
SANDRA KEGEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Wer etwas begreifen will über das gegenwärtige Amerika, seine untergründigen Strömungen, den Ursprung des Rassismus und seine toxischen Auswüchse bis in die Gegenwart, kommt an 'Underground Railroad' nicht vorbei." Sandra Kegel, F.A.Z., 03.06.20
"Whitehead zeigt die Mythen gewordenen Geschichten der Underground Railroad und die historischen Fakten der Sklaverei schnörkellos , als könne jeder komplizierte, erzählerische Trick ihre Wirkung nur schmälern. Der in den USA nach wie vor herrschende, offene und institutionelle Rassismus ist zur erzählten Welt des Romans geronnen. Das Buch für die USA der Gegenwart." Nicolas Freund, Süddeutsche Zeitung, 02.11.17
"Für den Leser geht es, immer wieder grausam anzusehen, rückwärts in die dunkle Zeit der USA, die bis heute nachwirkt, im Trump-Amerika - und auch deshalb ist dieser so brillant gebaute und klar geschriebene Roman ein Schlüsselwerk dieser Tage des Zweifelns und des Zorns." Georg Diez, Literatur Spiegel, Oktober 2017
"Es ist der große Roman über die Sklaverei in Amerika, aber er ist auch mehr als das ... Eine historisch akribische Aufarbeitung ... Ich kann mir niemanden vorstellen, der ungerührt aus dieser Lektüre herauskommt." Martin Ebel, SRF Literaturclub, 05.09.17
"Das Wissen über die Sklaverei, das Colson Whitehead einem aufbürdet, verändert einen." Rüdiger Safranski, SRF Literaturclub, 05.09.17
"Mit 'Underground Railroad' ist Whitehead etwas Großes gelungen: literarisch zu verdichten, wie die Folgen der Sklaverei Amerika bis heute zerreißen. Ein Roadmovie in die amerikanische Finsternis." Brigitte Kleine, ARD titel, thesen, temperamente, 27.08.17
"Colson Whitehead will eine andere Perspektive auf die Geschichte der Sklaverei eröffnen, die bislang vor allem von Weißen geschrieben wurde. Mit 'Underground Railroad' ist ihm das auf fulminante Art gelungen." Christian Schröder, Der Tagesspiegel, 22.08.17
"Wie oft war die Rede von der 'Great American Novel', die angeblich niemand mehr zu schreiben imstande sei, weil es zu kompliziert sein, Geschichte und Gegenwart in eins zu setzen und zu fiktionalisieren. 'Underground Railroad' ist nichts weniger als ein Meisterwerk, ein Roman, dessen historische Implikationen natürlich Schatten auf heute werfen." Julian Weber, Die Tageszeitung, 21.08.17
"'Underground Railroad' ist die Ungeheuerlichkeit eines fantastischen Sklavenromans ... Dieser fantastische Kniff macht die Konzentration auf einen psychologischen Realismus erst möglich, der Wut, Angst und Traumatisierung der Geflohenen genauso einbegreift wie die Panik der Jäger." Wieland Freund, Die Welt, 15.04.17
"Whitehead zeigt die Mythen gewordenen Geschichten der Underground Railroad und die historischen Fakten der Sklaverei schnörkellos , als könne jeder komplizierte, erzählerische Trick ihre Wirkung nur schmälern. Der in den USA nach wie vor herrschende, offene und institutionelle Rassismus ist zur erzählten Welt des Romans geronnen. Das Buch für die USA der Gegenwart." Nicolas Freund, Süddeutsche Zeitung, 02.11.17
"Für den Leser geht es, immer wieder grausam anzusehen, rückwärts in die dunkle Zeit der USA, die bis heute nachwirkt, im Trump-Amerika - und auch deshalb ist dieser so brillant gebaute und klar geschriebene Roman ein Schlüsselwerk dieser Tage des Zweifelns und des Zorns." Georg Diez, Literatur Spiegel, Oktober 2017
"Es ist der große Roman über die Sklaverei in Amerika, aber er ist auch mehr als das ... Eine historisch akribische Aufarbeitung ... Ich kann mir niemanden vorstellen, der ungerührt aus dieser Lektüre herauskommt." Martin Ebel, SRF Literaturclub, 05.09.17
"Das Wissen über die Sklaverei, das Colson Whitehead einem aufbürdet, verändert einen." Rüdiger Safranski, SRF Literaturclub, 05.09.17
"Mit 'Underground Railroad' ist Whitehead etwas Großes gelungen: literarisch zu verdichten, wie die Folgen der Sklaverei Amerika bis heute zerreißen. Ein Roadmovie in die amerikanische Finsternis." Brigitte Kleine, ARD titel, thesen, temperamente, 27.08.17
"Colson Whitehead will eine andere Perspektive auf die Geschichte der Sklaverei eröffnen, die bislang vor allem von Weißen geschrieben wurde. Mit 'Underground Railroad' ist ihm das auf fulminante Art gelungen." Christian Schröder, Der Tagesspiegel, 22.08.17
"Wie oft war die Rede von der 'Great American Novel', die angeblich niemand mehr zu schreiben imstande sei, weil es zu kompliziert sein, Geschichte und Gegenwart in eins zu setzen und zu fiktionalisieren. 'Underground Railroad' ist nichts weniger als ein Meisterwerk, ein Roman, dessen historische Implikationen natürlich Schatten auf heute werfen." Julian Weber, Die Tageszeitung, 21.08.17
"'Underground Railroad' ist die Ungeheuerlichkeit eines fantastischen Sklavenromans ... Dieser fantastische Kniff macht die Konzentration auf einen psychologischen Realismus erst möglich, der Wut, Angst und Traumatisierung der Geflohenen genauso einbegreift wie die Panik der Jäger." Wieland Freund, Die Welt, 15.04.17