Widerstand gegen Gewalt, Sadismus und Grausamkeit äußerte sich in der Geschichte vergleichsweise selten in Form offener Rebellion. Sei es im transatlantischen Sklavenhandel, sei es in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern, angesichts fehlender Handlungsmöglichkeiten, Todesangst und Entrechtung bestand der einzige Ausweg oftmals darin, sich dem Zugriff der Gewalthaber durch Flucht, Sabotage, aber auch durch Abtreibung, Kindstötung, Hungerstreik, Selbstverstümmelung und Suizid zu entziehen. Iris Därmann umreißt die Gewaltgeschichte menschlicher Dienstbarmachung und Versklavung und verschränkt sie mit Körperpolitiken und Widerstandsformen der Undienlichkeit. Dabei beleuchtet sie insbesondere die Rolle der europäischen politischen Philosophie als Legitimitätsbeschafferin der transatlantischen Versklavung und der Vernichtung der europäischen Juden. So entsteht nicht nur eine blutige Gegengeschichte zu den sonstigen Meistererzählungen des abendländischen Denkens, sondern auch ein Panorama des Schreckens, das selbst noch in den Momenten versuchter Selbstbefreiung an die Grenzen des Aushaltbaren rührt, das wir uns aber vor Augen führen müssen, wenn wir verstehen wollen, auf welchen Fundamenten unsere Zivilisation auch fußt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Karl-Heinz Kohl entdeckt in Iris Därmanns Geschichte der Gewalt Kontinuitäten, die er nicht kannte. Auch wenn die Drastik der Beispiele im Buch, vom Leid der afroamerikanischen Sklaven in den USA über die Leibeigenen in den Kolonien bis hin zu den Greueltaten in den KZs Kohl mitunter stark angeht, folgt er Därmanns Darstellung mit großer Aufmerksamkeit. Wichtig findet er, dass die Kulturwissenschaftlerin in ihren Essay die Opfer als Subjekte darstellt, die sich durch Entzug, Revolte, Flucht und Selbstverstümmelung dem Terror entzogen, sich immer wieder "undienlich" machten. Wenn die Autorin den Einfluss der Gewaltsysteme auf die politische Philosophie erwägt, bei Hobbes, Marx und anderen, lernt Kohl noch mehr dazu.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2020Die Spuren der Grausamkeit
Am Leitfaden der Sklavenwirtschaft: Iris Därmann bündelt Essays zu einer Geschichte von Gewalt und Widerstand.
Nur selten kommt es zu dazu, dass eine auf jahrelangen Quellenstudien beruhende wissenschaftliche Abhandlung genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint. Die Unruhen, zu denen es auf den Straßen amerikanischer Großstädte seit der Veröffentlichung der Bilder über den Tod George Floyds durch einen weißen Polizisten gekommen ist, lassen sich nur dann verstehen, wenn man sie vor dem Hintergrund der jahrhundertealten Gewalt- und Widerstandsgeschichte der afroamerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten sieht. Sie steht im Zentrum des Buchs der Berliner Kulturwissenschaftlerin Iris Därmann.
Es beginnt mit der Beschreibung der unmenschlichen Bedingungen an Bord der Schiffe, in deren Laderäumen die von Sklavenjägern gefangenen Menschen angekettet und wie Handelswaren gestapelt von Westafrika nach Amerika transportiert wurden. Hatten sie die Überfahrt überlebt, wurden sie auf den Märkten an die Meistbietenden versteigert, nachdem sich die Käufer zuvor durch eine gründliche Inspektion ihrer Körper von der Qualität der "Ware" überzeugt hatten. Das Schicksal, das sie in den Zuckermühlen und Plantagenbetrieben der amerikanischen Kolonien erwartete, sah nicht viel besser aus. Schon kleinste Verfehlungen wurden mit drakonischen Strafen geahndet: mit Brandmarkungen, körperlichen Verstümmelungen und Auspeitschungen. Endeten sie mit dem Tod, kümmerte sich niemand groß darum.
Die Reduktion des gewaltsam unterworfenen und versklavten Menschen auf einen zum bloßen Produktionsmittel gewordenen Körper geht auch aus einer Empfehlung Thomas Jeffersons hervor, des Mitverfassers der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und dritten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Eine Frau, die alle zwei Jahre ein Kind zur Welt brächte, würde doch weit mehr Profit einbringen als der beste Mann auf dem Feld, so schrieb er 1819. Sklavenzucht sollte bald zu einem der wichtigsten Industriezweige des Südens werden.
Diese wie zahlreiche andere Fakten sind aus der umfangreichen Literatur zur Geschichte der Sklaverei zwar bekannt. Doch von den konventionellen Behandlungen des Themas unterscheidet sich Därmanns aus einzelnen Essays bestehendes und mit einem zweihundertseitigen Anmerkungsteil versehenes Buch darin, dass sie nicht dem üblichen Täter-Opfer-Schema folgt. Vielmehr geht es ihr darum, die versklavten Menschen als handelnde Subjekte darzustellen, die jede auch noch so kleine Möglichkeit nutzten, um das despotische Regime ihrer "Besitzer" zu unterlaufen. So entzogen sich ihm die Frauen, die für das auf Vergewaltigungen beruhende Sklavenzuchtsystem missbraucht wurden, indem sie abtrieben oder ihre Kinder gleich nach der Geburt töteten. Därmann fasst diese und andere Verweigerungspraktiken unter den von ihr kreierten Begriff der Undienlichkeit. Die Skala des "Sich-undienlich-Machens" reichte von der offenen Revolte und der Flucht über Sabotageakte und Selbstverstümmelungen bis hin zum Selbstmord.
Die Zustände in den Plantagenhäusern des amerikanischen Südens nimmt Därmann zum Ausgangspunkt einer Erkundung weiterer "Gewalträume", realer wie auch imaginärer. Zu ihnen zählt sie auch die blutige Niederschlagung des Sklavenaufstands in der niederländischen Kolonie Surinam von 1772 bis 1777, die der schottische Söldner Gabriel Stedman in seinem zwei Jahre später veröffentlichten Bericht beschrieben hat. Seine minutiösen Schilderungen der qualvollen Hinrichtungen und Folterungen der revoltierenden Sklaven erregten in Europa großes Aufsehen. Den Anhängern der britischen Anti-Sklaverei-Bewegung gelang es, das Buch, das drastische Kupferstiche von William Blake nach Vorlagen Stedmans enthielt, in den Dienst ihrer Sache zu stellen. Gaben sich die Betrachter dieser Szenen aber nicht der gleichen sexualisierten Straf- und Schaulust hin wie die Zuschauer der "despotischen Spektakel der Grausamkeit", die auf den Farmen der Sklavenhalter stets öffentlich aufgeführt wurden, so fragt sich Iris Därmann? Mochten sie auf die Erregung, die Stedmans Beschreibungen und die Bilder von den Peitschenstriemen auf der Haut der entblößten Leiber in ihnen auslösten, auch mit moralischer Empörung reagieren, so teilten sie damit doch den Blick der Täter auf die zu bloßen Opfern degradierten Menschen.
Von hierher gesehen ist der Weg nicht mehr weit zu den Folter- und Vergewaltigungsszenen, die der göttliche Marquis entwarf. De Sade hat Stedmans Bericht gekannt und ihm wie auch anderen Veröffentlichungen der Abolitionsbewegung Anregungen für seine "Justine" und die "Philosophie im Boudoir" entnommen. Das gilt auch für den Illustrator der Bücher, in dessen Stichen das dem sexuellen Despotimus ausgelieferte weiße Mädchen den Platz der schwarzen Sklavin einnimmt. In den modernen BDMS-Studios haben diese Formen einer gesellschaftlich heute kaum noch verfemten Gewaltpornographie ein spätes Echo gefunden.
Iris Därmann verfolgt in ihrer Abhandlung noch eine weitere Spur: den Einfluss nämlich, den das Gewaltsystem des europäischen Kolonialismus auf die politische Philosophie ausgeübt hat. Dabei nennt sie an erster Stelle Thomas Hobbes. Dessen Zeichnung des menschlichen Naturzustandes als eines Kampfes aller gegen alle sei ebenso von den Erfahrungen zeitgenössischer Versklavungspraktiken geprägt wie sein Entwurf eines friedfertigen Gehorsamkeitsstaates, der auf dem Erteilen von Befehlen und deren Befolgung beruht.
Tatsächlich bezog Hobbes einen Teil seines Einkommens aus dem Sklavenhandel. Ähnliches gilt für John Locke, der sich als Beauftragter seines Gönners Lord Ashley ebenfalls aktiv in Kolonialgeschäften betätigte und in dessen Theorie der Arbeit als Quelle gesellschaftlichen Reichtums die sklavische Zwangsarbeit als blinder Fleck erscheint. Auch Karl Marx muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sich zwar für den antiken Sklavenbefreier Spartakus begeistert, aber nie für die Sklavenaufstände seiner eigenen Epoche interessiert zu haben. In seiner "Kritik der politischen Ökonomie" werde der Verweis auf das Schicksal der Schwarzen in der amerikanischen Sklavenwirtschaft nur dazu verwendet, die "weiße Sklaverei" anzuprangern, der das Proletariat im kapitalistischen Ausbeutungssystem unterliegt.
Konsequent endet Därmanns Darstellung mit den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Alle Traditionslinien der radikalen Dienstbarmachung des Menschen laufen hier zusammen: die Unterwerfung unter die despotische Botmäßigkeit der Wächter, die maßlose Bestrafung geringster Vergehen, der Ersatz des Namens durch ein dem Körper eingebranntes Zeichen und nach der Auslöschung der persönlichen Identität schließlich die Vernichtung der physischen Existenz durch Arbeit bis zum Tod. Doch zeigen die Zeugnisse der Überlebenden, dass sie sich unter den Bedingungen extremer Unmenschlichkeit subversive Handlungsräume erhalten konnten, die es ihnen erlaubten, zumindest einen Teil der eigenen Menschlichkeit zu bewahren.
Die Monstrosität der von Iris Därmann zum Beleg ihrer Thesen herangezogenen Fälle ist so groß, dass die Lektüre bisweilen unerträglich wird. Doch mit ihrer Geschichte der Gewalt zeigt die Autorin Kontinuitäten auf, die so bisher kaum gesehen worden sind.
KARL-HEINZ KOHL
Iris Därmann: "Undienlichkeit." Gewaltgeschichte und politische Philosophie.
Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2020. 510 S., Abb., geb., 38,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Am Leitfaden der Sklavenwirtschaft: Iris Därmann bündelt Essays zu einer Geschichte von Gewalt und Widerstand.
Nur selten kommt es zu dazu, dass eine auf jahrelangen Quellenstudien beruhende wissenschaftliche Abhandlung genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint. Die Unruhen, zu denen es auf den Straßen amerikanischer Großstädte seit der Veröffentlichung der Bilder über den Tod George Floyds durch einen weißen Polizisten gekommen ist, lassen sich nur dann verstehen, wenn man sie vor dem Hintergrund der jahrhundertealten Gewalt- und Widerstandsgeschichte der afroamerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten sieht. Sie steht im Zentrum des Buchs der Berliner Kulturwissenschaftlerin Iris Därmann.
Es beginnt mit der Beschreibung der unmenschlichen Bedingungen an Bord der Schiffe, in deren Laderäumen die von Sklavenjägern gefangenen Menschen angekettet und wie Handelswaren gestapelt von Westafrika nach Amerika transportiert wurden. Hatten sie die Überfahrt überlebt, wurden sie auf den Märkten an die Meistbietenden versteigert, nachdem sich die Käufer zuvor durch eine gründliche Inspektion ihrer Körper von der Qualität der "Ware" überzeugt hatten. Das Schicksal, das sie in den Zuckermühlen und Plantagenbetrieben der amerikanischen Kolonien erwartete, sah nicht viel besser aus. Schon kleinste Verfehlungen wurden mit drakonischen Strafen geahndet: mit Brandmarkungen, körperlichen Verstümmelungen und Auspeitschungen. Endeten sie mit dem Tod, kümmerte sich niemand groß darum.
Die Reduktion des gewaltsam unterworfenen und versklavten Menschen auf einen zum bloßen Produktionsmittel gewordenen Körper geht auch aus einer Empfehlung Thomas Jeffersons hervor, des Mitverfassers der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und dritten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Eine Frau, die alle zwei Jahre ein Kind zur Welt brächte, würde doch weit mehr Profit einbringen als der beste Mann auf dem Feld, so schrieb er 1819. Sklavenzucht sollte bald zu einem der wichtigsten Industriezweige des Südens werden.
Diese wie zahlreiche andere Fakten sind aus der umfangreichen Literatur zur Geschichte der Sklaverei zwar bekannt. Doch von den konventionellen Behandlungen des Themas unterscheidet sich Därmanns aus einzelnen Essays bestehendes und mit einem zweihundertseitigen Anmerkungsteil versehenes Buch darin, dass sie nicht dem üblichen Täter-Opfer-Schema folgt. Vielmehr geht es ihr darum, die versklavten Menschen als handelnde Subjekte darzustellen, die jede auch noch so kleine Möglichkeit nutzten, um das despotische Regime ihrer "Besitzer" zu unterlaufen. So entzogen sich ihm die Frauen, die für das auf Vergewaltigungen beruhende Sklavenzuchtsystem missbraucht wurden, indem sie abtrieben oder ihre Kinder gleich nach der Geburt töteten. Därmann fasst diese und andere Verweigerungspraktiken unter den von ihr kreierten Begriff der Undienlichkeit. Die Skala des "Sich-undienlich-Machens" reichte von der offenen Revolte und der Flucht über Sabotageakte und Selbstverstümmelungen bis hin zum Selbstmord.
Die Zustände in den Plantagenhäusern des amerikanischen Südens nimmt Därmann zum Ausgangspunkt einer Erkundung weiterer "Gewalträume", realer wie auch imaginärer. Zu ihnen zählt sie auch die blutige Niederschlagung des Sklavenaufstands in der niederländischen Kolonie Surinam von 1772 bis 1777, die der schottische Söldner Gabriel Stedman in seinem zwei Jahre später veröffentlichten Bericht beschrieben hat. Seine minutiösen Schilderungen der qualvollen Hinrichtungen und Folterungen der revoltierenden Sklaven erregten in Europa großes Aufsehen. Den Anhängern der britischen Anti-Sklaverei-Bewegung gelang es, das Buch, das drastische Kupferstiche von William Blake nach Vorlagen Stedmans enthielt, in den Dienst ihrer Sache zu stellen. Gaben sich die Betrachter dieser Szenen aber nicht der gleichen sexualisierten Straf- und Schaulust hin wie die Zuschauer der "despotischen Spektakel der Grausamkeit", die auf den Farmen der Sklavenhalter stets öffentlich aufgeführt wurden, so fragt sich Iris Därmann? Mochten sie auf die Erregung, die Stedmans Beschreibungen und die Bilder von den Peitschenstriemen auf der Haut der entblößten Leiber in ihnen auslösten, auch mit moralischer Empörung reagieren, so teilten sie damit doch den Blick der Täter auf die zu bloßen Opfern degradierten Menschen.
Von hierher gesehen ist der Weg nicht mehr weit zu den Folter- und Vergewaltigungsszenen, die der göttliche Marquis entwarf. De Sade hat Stedmans Bericht gekannt und ihm wie auch anderen Veröffentlichungen der Abolitionsbewegung Anregungen für seine "Justine" und die "Philosophie im Boudoir" entnommen. Das gilt auch für den Illustrator der Bücher, in dessen Stichen das dem sexuellen Despotimus ausgelieferte weiße Mädchen den Platz der schwarzen Sklavin einnimmt. In den modernen BDMS-Studios haben diese Formen einer gesellschaftlich heute kaum noch verfemten Gewaltpornographie ein spätes Echo gefunden.
Iris Därmann verfolgt in ihrer Abhandlung noch eine weitere Spur: den Einfluss nämlich, den das Gewaltsystem des europäischen Kolonialismus auf die politische Philosophie ausgeübt hat. Dabei nennt sie an erster Stelle Thomas Hobbes. Dessen Zeichnung des menschlichen Naturzustandes als eines Kampfes aller gegen alle sei ebenso von den Erfahrungen zeitgenössischer Versklavungspraktiken geprägt wie sein Entwurf eines friedfertigen Gehorsamkeitsstaates, der auf dem Erteilen von Befehlen und deren Befolgung beruht.
Tatsächlich bezog Hobbes einen Teil seines Einkommens aus dem Sklavenhandel. Ähnliches gilt für John Locke, der sich als Beauftragter seines Gönners Lord Ashley ebenfalls aktiv in Kolonialgeschäften betätigte und in dessen Theorie der Arbeit als Quelle gesellschaftlichen Reichtums die sklavische Zwangsarbeit als blinder Fleck erscheint. Auch Karl Marx muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sich zwar für den antiken Sklavenbefreier Spartakus begeistert, aber nie für die Sklavenaufstände seiner eigenen Epoche interessiert zu haben. In seiner "Kritik der politischen Ökonomie" werde der Verweis auf das Schicksal der Schwarzen in der amerikanischen Sklavenwirtschaft nur dazu verwendet, die "weiße Sklaverei" anzuprangern, der das Proletariat im kapitalistischen Ausbeutungssystem unterliegt.
Konsequent endet Därmanns Darstellung mit den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Alle Traditionslinien der radikalen Dienstbarmachung des Menschen laufen hier zusammen: die Unterwerfung unter die despotische Botmäßigkeit der Wächter, die maßlose Bestrafung geringster Vergehen, der Ersatz des Namens durch ein dem Körper eingebranntes Zeichen und nach der Auslöschung der persönlichen Identität schließlich die Vernichtung der physischen Existenz durch Arbeit bis zum Tod. Doch zeigen die Zeugnisse der Überlebenden, dass sie sich unter den Bedingungen extremer Unmenschlichkeit subversive Handlungsräume erhalten konnten, die es ihnen erlaubten, zumindest einen Teil der eigenen Menschlichkeit zu bewahren.
Die Monstrosität der von Iris Därmann zum Beleg ihrer Thesen herangezogenen Fälle ist so groß, dass die Lektüre bisweilen unerträglich wird. Doch mit ihrer Geschichte der Gewalt zeigt die Autorin Kontinuitäten auf, die so bisher kaum gesehen worden sind.
KARL-HEINZ KOHL
Iris Därmann: "Undienlichkeit." Gewaltgeschichte und politische Philosophie.
Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2020. 510 S., Abb., geb., 38,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main