Mehr noch als ihre Bücher haben mich schon immer ihre Interviews und Reden beeindruckt. Esther Vilar ist eine Ausnahmeerscheinung und ein erstes Beispiel für Cancel Culture.
Ihr erstes Buch, „Der dressierte Mann“, wurde von vielen nicht gelesen und trotzdem negativ besprochen, der Mob hatte sich
mit dem linken Zeitgeist verbündet und alles gegen Esther Vilar unternommen, von ganz oben bis…mehrMehr noch als ihre Bücher haben mich schon immer ihre Interviews und Reden beeindruckt. Esther Vilar ist eine Ausnahmeerscheinung und ein erstes Beispiel für Cancel Culture.
Ihr erstes Buch, „Der dressierte Mann“, wurde von vielen nicht gelesen und trotzdem negativ besprochen, der Mob hatte sich mit dem linken Zeitgeist verbündet und alles gegen Esther Vilar unternommen, von ganz oben bis hinunter in die Straßenbahn. Als sie dort 1978 geohrfeigt wurde (im Auftrag einer Frau) schrieb Alice Schwarzer: „Die Vilar soll ja mal eine Ohrfeige eingefangen haben. Das kann ich gut verstehen. Mich würd’s auch mal reizen, ihr eine zu scheuern.“
Nun, wer wissen will, wieviel Frau Schwarzer einstecken musste, der lausche gebannt dem Interview vom 6. Februar 1975, Alice Schwarzer versus Esther Vilar. Die geradezu pistolenartig vorgebrachten Vorwürfe der Schwarzer gipfeln dort in dem Faschismusvorwurf gegenüber ihrer Kontrahentin. Für mich ist dieses Video Pflicht für den Umgang mit ideologisch erstarrten Personen wie Schwarzer. Einfach unvergleichlich, wie cool und gelassen sowie höchst sachlich Esther Vilar darauf reagierte. Hier zeigt eine Hochbegabte einer Populistin ihre Grenzen.
Alex Baur gelingt mit diesem Buch ein Meisterstück, es zeichnet eine Frau in jenen psychologischen Schichten nach, die Schwarzer in ihrer holprigen Art aus Esther Vilar heraus fuchteln wollte. Tatsächlich lebte Esther Vilar ein glückliches, weit gespanntes, spannendes Leben, völlig gleichberechtigt und gegen alle Anfeindungen, auch jener Frau, die der deutschen Frauenemanzipation niemals einen Gefallen tat. In dem oben beschriebenen Interview muss man nur in die beiden Gesichter und ihre grundverschiedenen Ausstrahlungen mitfühlen. Die bei mir auftauchenden Gegensatzpaare kann ich hier nicht anführen.
Der Unterschied zwischen männlicher Frauenemanzipation und der weiblichen wird mehr als deutlich, Alice Schwarzer verkümmert zu einer Person, mit der man trauern muss. Im Interview fragte sie Esther Vilar geradezu anklagend immer wieder nach ihrem Privatleben, eine ungeheuerliche Entgleisung, auch in der Nachbetrachtung, ja, sie möchte sie anklagen, sogar gerichtlich. Wie man darauf richtig reagiert, Esther Vilar vermittelt ein Lehrbeispiel für alle Menschen, die angegriffen werden. Trotzdem gehen die üblen Samen auf und nach ihrer Flucht 1978 in die Schweiz schreibt Esther Vilar: „Ich habe die Bundesrepublik nach vielen Monaten sadistischen Psychoterrors für immer verlassen.“
Dieses Buch führt ein Stück der von mir selbst erlebten Geschichte aus den 70ern bis heute vor, ohne dass ich damals alles in der Tiefe begriffen hätte. Esther Vilar ist eine bemerkenswert kluge Person, die nur nach einem Kompass lebte: der inneren und äußeren Freiheit. Sie hatte und hat den Mut, selbst zu denken und es nicht Personen wie Alice Schwarzer zu überlassen.
Tatsächlich wurde ich auch angeregt, das gesamte Werk von Esther Vilar zu lesen, ihr Denken vergleiche ich in einem sehr weiten Sinne mit Ayn Rand, die ebenfalls weitab von Zeitgeist ihren eigenen Stil lebte und dachte, auch weil sie zwischen allen Welten sah, fühlte und vermitteln konnte.
Frau Schwarzer versucht ein billiges Machtspiel zu etablieren. Sie beginnt mit einer Beleidigung, um dann durch dauernde Unterbrechungen, plumpe Angriffe, gespielten Sarkasmus ihr Gegenüber zu untergraben. Nicht ein Mal schafft sie es, sachlich zu kontern. Frau Vilar zeigt sich als die selbstbewusste, völlig in sich ruhende Persönlichkeit, die sie heute noch ist. Sie analysiert perfekt, frei von jeder Ideologie, so dass Frau Schwarzer sich nur in kindisches Kichern, Selbstbeweihräucherung und lächerliche Analogien flüchten kann. Ein Paradebeispiel für schlechte Kommunikation, die nur der Selbstdarstellung dient und von niederen Instinkten geleitet ist.