Die Moderne ist durch den Verlust von Gewißheiten geprägt, was sie nicht hindert, neue zu suchen. Die historisch einmalige Präferenz für das Neue, die mit der modernen Naturwissenschaft institutionalisiert wurde, hat Ungewissheiten mit sich gebracht, die aus dem erweiterten Handlungsraum und technischen Möglichkeiten resultieren. So endlos das Potential menschlicher Kreativität und der sie antreibenden Neugier scheinen mag, stößt sie dort auf Grenzen, wo das, was wissenschaftlich und technisch machbar ist, als gesellschaftlich unerwünscht gilt. Die wissenschaftliche Neugier soll gezähmt werden, doch gleichzeitig hat die Gesellschaft eine kollektive Wette auf die fragile Zukunft abgeschlossen. Sie lautet: Innovation. Im Buch werden die sich daraus ergebenden Spannungen analysiert und die ihnen zugrundeliegende Ambivalenz als kulturelle Ressource identifiziert. Um die Zukunft anders als in utopischen und dystopischen Bildern zu denken, müssen wir, ob wir wollen oder nicht, modern bleiben.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Dem "lx" zeichnenden Rezensenten hat es gefallen, wie die Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny den wissenschaftlichen Fortschritt und die menschliche Neugier Hand in Hand gehen lässt und vor diesem Hintergund über die "Bedingungen der Innovation" reflektiert. Schon das auf dem Buchcover abgebildete Kunstwerk, in dem eine Art "Menschen-Mutter-Schwein" auf der Seite liege und drei "hybride Menschen-Schweinchen" säuge, beleuchte Nowotnys Fragestellung auf eindringliche Weise. In der Tat wirken "Grenzziehungen" auf die Neugier befremdlich, wie "künstliche Staudämme". In die Kategorie des Staudamms fallen laut Rezensent auch die institutionellen Rahmenbedingungen, die die Entfaltung des Neuen durch die Neugier hemmen und in bestimmte Bahnen lenken. Der Trauer über den Verlust der Forschungsfreiheit stehe jedoch skurrilerweise der gängige Wunsch gegenüber, das "Unvorhersehbare" vorherzusehen. Aus diesem Zusammenhang, so der Rezensent, entwickelt Nowotny ein Motto für die Entstehung des Neuen: "Es ist so - aber es könnte auch anders sein."
© Perlentaucher Medien GmbH
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