Der Kinder- und Jugendliteratur kam in den neuen 'secessionistischen' Kunstbestrebungen der Jahrhundertwende naturgemäß besondere Bedeutung zu: Das ideale Ziel einer Gesamtkultur, die alle Bereiche des täglichen Lebens umfassen soll, muss der Pädagogik, der ästhetischen Erziehung der Jugend, einen zentralen Stellenwert einräumen. Ausdruck dieses Prinzips ist die Forderung nach einer 'neuen', zeitgemäßen Kinder- und Jugendliteratur, also nach Formulierungen neuerer Inhalte und entsprechender Einheit von Bild und Text. Vorbilder entspringen ähnlichen Bestrebungen in England, führende Vertreter der neuen Kunstrichtungen entwerfen Kinderbücher - C. O. Czeschka, C. Krenek, H. Lefler, B. Löffler, F. Salten, H. v. Hofmannsthal und F. C. Ginzkey, um nur die bekanntesten Namen zu nennen. An ihnen orientieren sich die Bestrebungen, auch das populäre Kinder- und Jugendbuch, besonders natürlich die Schulbücher, diesen neuen pädagogisch-ästhetischen Grundsätzen anzupassen. Sie bilden die Grundlage für die weitere Entwicklung in der Zwischenkriegszeit, parallel zum Fortschritt der theoretischen und praktischen Pädagogik, die das Schlagwort vom 'Jahrhundert des Kindes' geprägt hat. Die vorliegende Arbeit untersucht dagegen, ausgehend von dem erwähnten englischen Einfluss, vor allem den 'sozialen Aspekt' der der 'neuen' Kinder- und Jugendliteratur und nimmt, aufgrund umfangreicher Studien an österreichischen Bibliotheken und Archiven, auch die breite Palette des 'Gebrauchsschrifttums' mit in ihre Betrachtung auf, dokumentiert durch eine soweit wie möglich vollständige Bibliografie aller in Österreich zwischen 1880 und 1938 erschienenen oder von österreichischen Autoren und Künstlern gestalteten Kinder- und Jugendbücher.
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