Die gegenwärtige Finanzkrise in Europa verrät einiges, wie eben auch vieles hinter medialen Nebelschwaden verschwindet. Zum Beispiel Ungarn. Zunächst übte man am EU-Mitglied Kritik, als dessen rechte Regierung bestimmte Gesetze beschloss. Am 22. Dezember 2010 schrieb Die Welt gar vom "Führerstaat Ungarn". Andere zogen eine Linie von Horthy zu Orbán. Danach verebbte die Kritik, und die deutschen Konservativen nannten Orbán einen ordentlichen Demokraten. "Bei Lichte besehen", so kam es aus der Adenauer-Stiftung, ist etwa das von ihm durchgesetzte neue Grundgesetz "unter demokratischen und rechtsstaatlichen Gesichtspunkten nicht zu beanstanden". Natürlich nicht. In der Krise setzen Finanz- und Wirtschaftskreise stets auf die autoritäre Herrschaft. Und ideal ist es, wenn diese auch noch durch Wahlen legitimiert ist. In Ungarn, scheint es, wird was ausprobiert. Der Politikwissenschaftler Erhard Crome analysiert die Entwicklung dort und das Verhältnis zwischen Brüssel und Budapest.