Alter schützt vor Abenteuer nicht
Solange sie denken kann, interessiert sich Heidi Hetzer nur für eines: für Autos. Mit 13 endet ihre erste Spritztour mit einem DKW-Pritschenwagen an einem hölzernen Gartentor. Aber auch das Victoria-Motorrad ihres Vaters ist vor ihr nicht sicher. Wie gut er die
Schlüssel auch versucht zu verstecken – Heidi findet sie – immer. Mit 23 betreibt sie ihre erste…mehrAlter schützt vor Abenteuer nicht
Solange sie denken kann, interessiert sich Heidi Hetzer nur für eines: für Autos. Mit 13 endet ihre erste Spritztour mit einem DKW-Pritschenwagen an einem hölzernen Gartentor. Aber auch das Victoria-Motorrad ihres Vaters ist vor ihr nicht sicher. Wie gut er die Schlüssel auch versucht zu verstecken – Heidi findet sie – immer. Mit 23 betreibt sie ihre erste Autovermietung. Dann winkt 1 Jahr Amerika. Ich lerne kurz ihren Mann und ihre beiden Kinder kennen. Ich fühle mich wie als Beifahrerin oder hinten auf dem Motorrad mit dabei, wenn sie von den zahlreichen Ralleys und Fernfahrten in Europa, Asien und Amerika erzählt.
Im Juni 2012 mit 75 Jahren verkauft sie das Autohaus Hetzer.
Im Juli 2014 startet Heidi Hetzer vom Brandenburger Tor aus mit einem Hudson Great Eight Coach Baujahr 1930, also älter als sie selbst, in Richtung Osten. Durch Tschechien, Österreich, Slowakei, Serbien, Montenegro, durch die Türkei hinein nach Asien. Über China runter nach Singapur, auf´s Schiff weiter nach Perth in Australien und durch die Nullarbor-Wüste auf der geradesten Piste der Welt, anschließend Neuseeland. Von dort an die Westküste der USA einmal quer durch´s Land, dann nach Kanada und wieder zurück bis nach Florida. Sie bereist Südamerika, Südafrika und kommt endlich über Südeuropa zurück nach Berlin, wo sie am 12. März 2017 mit ihrem Hudo strahlend nach 960 Tagen und 85000 km ankommt.
Ich hatte mir dieses Buch als einen Reisebericht vorgestellt. Bekommen habe ich sehr viel mehr. Einblicke in ihre Kindheit, Jugend und in ihr Privatleben. Ich bin dabei, wie sie sich mit Sprachschwierigkeiten, Problemen mit Papieren, Strapazen und den immer wiederkehrenden Macken ihres „Hudo“ auseinander setzen muss. Ich lerne mit ihr interessante Menschen kennen und darf an ihren Glücksmomenten teilhaben. Immer wieder spüre ich, wie sehr Heidi ihren „Hudo“ liebt, alles Schlechte von ihm abhalten will, nur selten jemanden an ihn heranlässt – meistens schraubt sie selbst.
Ich war selten von einem Reisebericht so fasziniert, vor allem aber von Frau Hetzer, bei der ich micxh frage, woher sie die Kraft, die Energie und die Ausdauer zu so einer Unternehmung nimmt. Und wie sie dieses trotz ihrer schweren Erkrankung nicht aufgibt, sondern nur kurz unterbricht.
Die vielen farbigen Fotos im Inneren des Buches haben es geschafft, dass sich beim Lesen immer irgendwelche Bilder in meinem Kopf festgesetzt haben und ich so sehr intensiv mit auf Tour war. Die Erzählungen sind nie langweilig, die Seiten sind mir nur so durch die Finger geglitten. Ich hätte gerne noch weiter gelesen. Da Heidi Hetzer schon eine weitere Fahrt, diesmal durch Afrika von Nord nach Süd, mit einem wüstentauglichen Toyota Youngtimer plant, kann ich mich schon heute auf ihr neues Abenteuer freuen.