Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen im Bereich der Geschlechterforschung weisen auf die Wirkmächtigkeit hegemonialer Geschlechterdiskurse am und im Individuum, auf Identitätsarbeit und Lebenslaufgestaltung hin. Werte und Normen werden angeeignet, verinnerlicht und als eigene anerkannt. Das subjektive Erleben und die Motivation, vorherrschende Geschlechtertypologien zu leben, werden als Produkt gesellschaftlicher, kultureller und sozialer Einflüsse begriffen. Die Autorin Sabine Feuerstein gibt einführend einen Überblick über die untersuchungsleitenden Theoreme des Anthropologen und Arztes Viktor von Weizsäcker (1886-1957). Darauf aufbauend verweist sie auf aktuelle geschlechtsbezogene Sozialisationstheorien sowie auf die von der amerikanischen Soziologin und Psychoanalytikerin Nancy Chodorow feministisch reformulierten Objektbeziehungstheorie. Sie untersucht, wie Lebensplanung und -gestaltung von Frauen durch die Zuschreibung und Aneignung vergeschlechtlichter Eigenschaften und Verhaltensweisen determiniert werden und wie Frauen dabei ungelebtes Leben (re)produzieren. Das Buch richtet sich an PsychologInnen, PädagogInnen, SoziologInnen und PsychotherapeutInnen.