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Eine Frau und ihr kleiner Sohn verschwinden auf mysteriöse Weise während des Urlaubs; eine orthodoxe Sekte will durch ständige Bewegung dem Teufel entkommen; die Ich-Erzählerin auf permanenter Wanderschaft: In ihrem neuen Buch Unrast beschäftigt sich die große polnische Autorin Olga Tokarczuk mit der Reiselust und dem Nomadentum des modernen Menschen. In einer Vielfalt von Texten, von der Reiseerzählung über mythologische Geschichten bis zur pointierten philosophischen Betrachtung, bannt sie die Hektik des modernen Lebens in einen feinverwobenen erzählerischen Kosmos, der durch brillante Prosa…mehr

Produktbeschreibung
Eine Frau und ihr kleiner Sohn verschwinden auf mysteriöse Weise während des Urlaubs; eine orthodoxe Sekte will durch ständige Bewegung dem Teufel entkommen; die Ich-Erzählerin auf permanenter Wanderschaft: In ihrem neuen Buch Unrast beschäftigt sich die große polnische Autorin Olga Tokarczuk mit der Reiselust und dem Nomadentum des modernen Menschen. In einer Vielfalt von Texten, von der Reiseerzählung über mythologische Geschichten bis zur pointierten philosophischen Betrachtung, bannt sie die Hektik des modernen Lebens in einen feinverwobenen erzählerischen Kosmos, der durch brillante Prosa besticht.

Olga Tokarczuks Figuren sind Getriebene, Flüchtende vor der Starrheit der Zuordnung, der Verwurzelung, rastlos auf der Suche nach einer immateriellen Heimat. Der Weg dorthin führt durch ein faszinierendes Labyrinth von Geschichten über Menschen, Dinge, Orte und Zeiten, die dieses Buch zu einer wahren Welt für sich machen.

"Die Reise ist wohl die größtmögliche Annäherung an das, was unsere moderne Welt zu sein scheint: Bewegung und Instabilität. Jede Epoche sieht sich versucht, den Zustand des zeitgenössischen Menschen mit irgendeinem schlauen Wort zu beschreiben. Mir scheint, dass für unsere Zeit 'Unrast' ein solches Wort sein könnte." Olga Tokarczuk
Autorenporträt
Olga Tokarczuk, geboren 1962, studierte Psychologie in Warschau und gilt als eine der interessantesten polnischen Autorinnen. Ihre Bücher wurden bereits mehrfach mit Preisen bedacht und sind bei Kritikern wie Lesern gleichermaßen erfolgreich. 2008 wurde Olga Tokarczuk mit dem Samuel-Bogumil-Linde-Preis für Literatur ausgezeichnet.

Esther Kinsky, geboren 1956, hat Slawistik und Anglistik in Bonn und Toronto studiert. Sie arbeitet als Übersetzerin aus dem Polnischen, Englischen und Russischen. Ihr übersetzerisches Oeuvre umfasst u. a. Werke von Ida Fink, Hanna Krall, Ryszard Krysnicki, Aleksander Wat, Joseph O'Connor und Jane Smiley. Esther Kinksy lebt in Berlin. 2009 erhielt sie den Paul-Celan-Preis und 2011 den Karl-Dedecius-Preis. Im Jahr 2015 wurde sie mit dem Kranichsteiner Literaturpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.04.2009

Überall und nirgends
Olga Tokarczuks Reise in eine unsichere Welt

Das treffende Wort für unsere Zeit sei Unrast, gleichbedeutend für Bewegung und Instabilität, behauptet Olga Tokarczuk. Sie hat ihr jüngstes Werk so genannt, in welches sie scheinbar willkürlich zwischen ein Dutzend Erzählungen Glossen, Tagebuchaufzeichnungen und Reisenotizen mischt. Obwohl der Leser Sinnzusammenhänge vergeblich sucht, fasziniert ihn zunehmend das Zufällige wie das Originelle und Überraschende dieser genauen Beobachtungen. Einige Geschichten setzen zu epischer Breite an. Doch Unrast bedeutet eben auch Ungeduld und hier nicht selten ein bedauerliches Ausfransen des Erzählfadens. Der Abbruch ist gewollt, das offene Ende lässt Spekulationen zu. Mythologische oder historische Themen (wie etwa Chopins Herz) variieren mit zeitgenössischer Problematik wie der Entfremdung zwischen Ehepartnern oder der Unfähigkeit zu stabilen Beziehungen.

Das Doppelbödige, Abseitige, manchmal auch Unheimliche zieht Olga Tokarczuk an. Die stilistische und artifizielle Vielfalt ihrer Texte ist erstaunlich. Mit wissenschaftlicher Objektivität erkundet die polnische Autorin, was meist verschwiegen oder verborgen bleibt: die dunklen Seiten des Lebens. Sie spricht anfangs vom "Böse-Welt-Syndrom", einem unheilbaren, aber meist nicht lebensgefährlichen Leiden, das bei ihr zuweilen ausartet zu einer wahren Sammelwut von Anomalien und Monstrositäten. Anerkannte Kunstwerke in Museen sind für sie weniger anziehend als alles, was in Kellern und Speichern vergessen aufbewahrt wird. Im gläsernen Menschen, im Dresdener Hygienemusum oder auf pathologischen Darstellungen niederländischer Maler des siebzehnten Jahrhhunderts kommt für sie "das wahre Sein zum Vorschein".

Olga Tokarczuk, Jahrgang 1962, "in der Nähe der Oder" geboren, gehört zur Elite der jüngeren polnischen Literatur. In Warschau hat sie Psychologie studiert, bevor sie sich als Schriftstellerin einen Namen machte und unter anderem mit der Nike, dem wichtigsten Literaturpreis Polens, ausgezeichnet wurde. "Unrast" beginnt wie eine selbstkritische Autobiographie mit der selbstbewussten Feststellung "Ich bin" und dem umfassenden Programm "Die Welt im Kopf". In diesem Kopf ist viel Sehens- und Erwähnenswertes enthalten, genug, um vierhundertsechzig Seiten mühelos zu füllen. Doch der Leser muss sich auf das ruhelose Tempo und die Sprünge einlassen.

"Überall und nirgends" - so der Titel einer Glosse - scheint die Autorin im Gewimmel eines Flughafens oder in einem Kuriositätenkabinett zu entschwinden. Aber da für sie "das wahre Leben in der Bewegung stattfindet", taucht sie bald wieder wohlbehalten in Athen oder sonstwo auf und folgt nicht nur touristischen Trampelpfaden, sondern entwickelt eine "Reisepsychologie", die sich in einem Satz zusammenfassen lässt. "Ich werde das, woran ich teilnehme. Ich bin das, was ich betrachte." Nun ja, das ist auch über Reiseerlebnisse hinaus zu verallgemeinern.

Bleibt noch anzumerken, dass Esther Kinsky eine feinfühlige Übersetzerin ist.

MARIA FRISÉ

Olga Tokarczuk: "Unrast". Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt 2009. 462 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Überaus angetan zeigt sich Rezensentin Maria Frise von Olga Tokarczuks Band "Unrast", der Erzählungen, Glossen, Tagebuchaufzeichnungen und Reisenotizen versammelt. Neben mythologischen und historischen findet sie darin zeitgenössische Themen wie Entfremdung in Beziehungen behandelt. Dabei hebt Frise die Faszination der polnischen Schriftstellerin für das "Doppelbödige, Abseitige, manchmal auch Unheimliche" hervor und schätzt ihre präzisen, überraschenden Beobachtungen sowie ihre "stilistische und artifizielle Vielfalt". Mit Lob bedenkt sie auch die Arbeit von Esther Kinskys, die sie als "feinfühlige Übersetzerin" würdigt.

© Perlentaucher Medien GmbH