Im Grunde konzentriert sich die Handlung irgendwann vollkommen auf Wilhelm und Theresa. Hier gibt es zwei Erzählperspektiven, die beide an unterschiedlichen Orten spielen. Theresa ist mit ihrem Kind auf Gut Hohensandau geblieben, steht weiterhin im Dienste des Grafens und bietet verschiedene
Einblicke auf das Leben dort, den Umgang unter den Mägden und ihre alltägliche Arbeit mit diversen…mehrIm Grunde konzentriert sich die Handlung irgendwann vollkommen auf Wilhelm und Theresa. Hier gibt es zwei Erzählperspektiven, die beide an unterschiedlichen Orten spielen. Theresa ist mit ihrem Kind auf Gut Hohensandau geblieben, steht weiterhin im Dienste des Grafens und bietet verschiedene Einblicke auf das Leben dort, den Umgang unter den Mägden und ihre alltägliche Arbeit mit diversen Sorgen.
Wilhelm hingegen hält sich an einem anderen Ort auf, den ich nicht zu genau benennen mag, aufgrund von möglichen Spoilern. Auf jeden Fall sieht man bei seinen Abschnitten deutlich den Fortschritt der Zeit, gerade im Zusammenhang mit der Eisenbahn und wie diese neue Transportmöglichkeit verschiedene Teile des Landes verbindet.
Leider haben sich die Kapitel von Wilhelm etwas gezogen, sie hatten für mich ein paar Längen und konnten nicht so überzeugen. Ich habe immer auf Theresas Abschnitte gewartet und diese mit deutlich mehr Interesse gelesen. Sie wirkten lebendiger und ich mag es allgemein sehr gerne von dem Alltag auf Gutshöfen zu lesen.
Geschickt in die Handlung eingebunden wurden diverse historische Details. Diese tauchten teilweise in größerer Anzahl auf, dann kam wieder seitenweise nichts. Auf jeden Fall waren sie immer leicht verständlich, man konnte sie fast nebenbei aufnehmen und in einen Zusammenhang bringen.
Es gibt eine große Anzahl an Protagonisten, die mit den unterschiedlichsten Charakteren und Wesen ausgestattet wurden. Ganz viele empfand ich als wunderbar gezeichnet und durchdacht. Sie wirkten unfassbar lebendig und erschienen wie aus dem Leben gegriffen. Sie gehen nicht ohne Probleme durchs Leben, haben auch immer mal mit Hürden zu kämpfen und wirken so meist sehr lebendig und realistisch in ihrer Darstellung. Sie sind nicht zu stark und unverletzbar gezeichnet, ein jeder hatte Schwächen und war in seinem Handeln nicht perfekt. Man konnte frei entscheiden, wen man sympathisch findet und bei einigen Personen konnte man sich leicht von der Fassade täuschen lassen. An solchen Textstellen wurde gezeigt, dass man Menschen erst besser kennenlernen muss, bevor man sich ein Urteil erlaubt.
Tatsächlich empfand ich Wilhelm als schwierigsten Protagonisten. Ich kann selbst nicht genau benennen, was mir an seiner Person nicht gefallen hat. Im Grunde ist er recht sympathisch und freundlich, er schafft es, sich aus den schwierigsten Situationen wieder aufzurappeln und nach einem neuen Weg zu suchen. Doch trotzdem wurde ich mit ihm nie so warm, für mich war er ein merkwürdiger Charakter, zu dem ich einfach keinen Zugang gefunden habe.
Fazit:
Über meine Erwartungen und den nicht passenden Klappentext habe ich ausreichend gesagt. Ich konnte mich immer mehr mit der Handlung anfreunden und die Geschichte konnte mich auch mehr überzeugen. Ich fand sie nicht perfekt, doch es gibt trotzdem zahlreiche Aspekte, die mein Interesse auf Band zwei geweckt haben, welchen ich am liebsten direkt lesen würde.
Wahrscheinlich hat mich das Buch etwas enttäuscht, weil ich mit einer komplett anderen Geschichte gerechnet habe, ich hatte erwartet, dass man fast nur in der feineren Welt, der Welt des Adels, verkehrt, viel Zeit in einer Porzellanfabrik verbringt und das Leben der Dienstboten eine eher untergeordnete Rolle spielt. Wenn der Klappentext explizit auf die tatsächliche Handlung eingegangen wäre, hätte ich eine andere Erwartungshaltung gehabt und wäre entspannter in die Handlung gestartet.
So habe ich einige Zeit überlegt, was ich dem Buch für eine Bewertung gebe. Immerhin ist es im Grunde nicht schlecht und ich will nicht die fehlerhafte und nicht ganz dem Inhalt entsprechende Beschreibung des Romans als negativ darstellen und dafür Sterne abziehen. Deshalb ziehe ich für die sich ziehenden Kapitel von Wilhelm und den zu selten auftauchenden Aspekt des Porzellans und dessen Herstellung, sowie dem holprigen Start in das Buch gesamt anderthalb Sterne ab.