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Ach, die Unschuld des Kindes! Sie entzückt uns, obwohl wir wissen, dass sie ins Zwielicht des Erwachsenseins treten und korrumpiert werden wird. Sie ist uns Leitfaden und Quelle, wenn wir nach dem Ursprung streben. Traumwandlerisch folgen wir ihr. Aus ihr schöpfen wir, auf sie rich- tet sich unsere Paradieses-Sehnsucht.Kommt es daher, dass wir die Unschuld auch gerne verfolgen, ihr nachstellen, um sie zu beschädigen? Ja, denn ihre Reinheit beschämt uns. Sie macht uns böse, sobald wir an uns herunterblicken. Wir fühlen uns beschmutzt. Wir fühlen die Schuld, die daraus erwächst, dass wir…mehr

Produktbeschreibung
Ach, die Unschuld des Kindes! Sie entzückt uns, obwohl wir wissen, dass sie ins Zwielicht des Erwachsenseins treten und korrumpiert werden wird. Sie ist uns Leitfaden und Quelle, wenn wir nach dem Ursprung streben. Traumwandlerisch folgen wir ihr. Aus ihr schöpfen wir, auf sie rich- tet sich unsere Paradieses-Sehnsucht.Kommt es daher, dass wir die Unschuld auch gerne verfolgen, ihr nachstellen, um sie zu beschädigen? Ja, denn ihre Reinheit beschämt uns. Sie macht uns böse, sobald wir an uns herunterblicken. Wir fühlen uns beschmutzt. Wir fühlen die Schuld, die daraus erwächst, dass wir leben.Deshalb bedürfen wir der Unschuld zusätzlich als ethischer Größe und Rechtsfigur. Sie verteidigen wir, ohne uns nach ihr zu sehnen. Sie ist der kalte Ersatz jenes Gnadenstands, den wir als Zustand unseres unbeschädigten Wesens phantasieren: unserer Natur "vor dem Sündenfall". Strasser geht den Wegen nach, den Holz-, Um- und Abwegen der Unschuld, dieses verfolgten Ideals. Auf ihnen wandeln Adam und Eva ebenso wie Parzival und Don Quichotte, die Heiligen und die Schwulen, die Unschuld vom Lande und der Sanftmensch des Rudolf Steiner. Sie alle tragen die Urschrift der Schöpfung, das unschuldig Böse und die Bedürftigkeit nach Erlösung in sich.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.08.2012

Wüstenmann

Oft führen einfache Fragen zu weitreichenden Antworten. So etwa in Peter Strassers neuem Buch, das sich dem Ideal der Unschuld widmet. Strasser fragt: Hatte Gott die Verhältnisse im Garten Eden eigentlich gut im Griff? Die Antwort: vermutlich weniger, als man gemeinhin denkt. Andernfalls wäre es ihm als Schöpfer des Paradieses gelungen, die Schlange an der kurzen Leine zu halten und Eva die Verführung madig zu machen. Evas Schwäche mit dem Hinweis auf den freien Willen des Menschen zu erklären erleichtert die Sache keineswegs, denn frei ist der Wille, so Strasser, "wenn das Subjekt, das über ihn verfügt, in der Lage ist, nach Maßgabe der Gründe, die es hat, das Richtige oder Falsche, Gute oder Böse zu erkennen, um zu wissen, was es tun sollte". Adam und Eva verfügten jedoch gerade nicht über diese Gründe. Ändern konnten sie das erst durch den Genuss der verbotenen Frucht. Solchen triftigen Überlegungen folgen leider immer wieder lange Passagen, in denen auf peinliche Weise esoterischer Kitsch mit weihevollem Pathos kombiniert wird. Nach einem Zitat von Edmond Jabès heißt es: "Aus diesen Worten spricht etwas sehr Fremdes, Weitabgelegenes und mir dabei unendlich Nahes, es spricht meine Wüste Gobi, es sprechen die Katarakte in mir - es spricht so, wie sich manchmal der Wind anfühlt, der von weit her, aus den Bergen, in die Stadt einweht." Derartige Formausfälle sind deshalb besonders ärgerlich, weil der dahinter verschanzte Inhalt mitunter seinen Reiz hat. (Peter Strasser: "Unschuld". Das verfolgte Ideal. Wilhelm Fink Verlag, München 2012. 184 S., br., 19,90 [Euro].)

span

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