Die junge Pip Tyler weiß nicht, wer ihr Vater ist. Das ist keineswegs ihr einziges Problem: Sie hat Studienschulden, ihr Bürojob in Oakland ist eine Sackgasse, sie liebt einen verheirateten Mann, und ihre Mutter erdrückt sie mit Liebe und Geheimniskrämerei. Pip weiß weder, wo und wann sie geboren wurde, noch kennt sie den wirklichen Namen und Geburtstag ihrer Mutter. Als ihr eines Tages eine Deutsche beim "Sunlight Project" des Whistleblowers Andreas Wolf ein Praktikum anbietet, hofft sie, dass der ihr mit seinem Internet-Journalismus bei der Vatersuche helfen kann. Sie stellt ihre Mutter vor die Wahl: Entweder sie lüftet das Geheimnis ihrer Herkunft, oder Pip macht sich auf nach Bolivien, wo Andreas Wolf im Schutz einer paradiesischen Bergwelt sein Enthüllungswerk vollbringt. Und wenig später bricht sie auf.
"Unschuld", eine tiefschwarze Komödie über jugendlichen Idealismus, maßlose Treue und den Kampf zwischen den Geschlechtern, handelt von Schuld in den unterschiedlichsten Facetten: Andreas Wolf, in Ost-Berlin als Sohn eines hochrangigen DDR-Politfunktionärs geboren, hat aus Liebe zu einer Frau vor Jahren ein Verbrechen begangen; ein Amerikaner, dem er in den Wirren des Berliner Mauerfalls begegnet, hat den Kinderwunsch seiner Frau nicht erfüllt und sie dann verlassen; dessen neue Lebensgefährtin kann ihrem Ehemann, der im Rollstuhl sitzt, nicht den Rücken kehren und pflegt ihn weiter ... In diesem fulminanten amerikanisch-deutschen Gesellschaftsroman eines der größten, sprachmächtigsten Autoren unserer Zeit überschlagen sich die Ereignisse. Und bannen den Leser bis zum Schluss.
Wie viel haben Agenten des Geheimdienstes und Whistleblower wie Snowden gemeinsam? Das weite und explosive Feld der Daten ist natürlich beider Metier, und eingesetzt werden die gesammelten Informationen von beiden Seiten; von den Whistleblowern natürlich mit bestem Gewissen für die gute Sache, mit reinen Absichten. Doch das würde vermutlich auch jeder Geheimdienst für sich beanspruchen. „Purity“ (Reinheit), so heißt Jonathan Franzens neuer Roman, und wer hier alles in bester, reinster Absicht agiert, das stellen wir nun vor.
Purity Tyler, genannt Pip: 23 Jahre jung, auf der Suche nach ihrem Vater
Da ist zum einen – und bei diesem Namen muss man einfach mit ihr anfangen – Purity Tyler, genannt Pip. Die 23-Jährige lebt zu Anfang des Romans in einer WG in einem besetzten Haus in Oakland. Ihre Studienschulden von 130.000 Dollar machen ihr zu schaffen, ganz zu schweigen davon, dass sie nicht weiß, wer ihr Vater ist. Pips Mutter, Anabel, weigert sich, das Geheimnis preiszugeben und lebte mit ihrer Tochter in selbstgewählter, weil „reiner“ Armut. Alles Fake! Denn Anabel stammt aus einer steinreichen Familie und Pip ist eigentlich milliardenschwer. Das weiß sie nur nicht, und Anabel hält Pip auch sonst klein. Alles getarnt als „Mutterliebe“. Ständig läuft Pip mit einem schlechten Gewissen durch die Gegend, als wäre es ein Verbrechen, ein eigenes Leben zu führen, aufs College zu gehen oder als Ökostrom-Vermarkterin zu jobben.
Dass Pip in Stephen, einen ihrer Mitbewohner auf Zeit verliebt ist, mach es nicht einfacher. Kaum hat sich dessen Lebensgefährtin von ihm getrennt, versucht Pip ihr „Glück“. Unwahrscheinlich schlechtes Timing. Stephen wirft ihr vor, anormal zu sein und Pip erwidert: „Ich weiß, ich bin anormal. Das ist wie der Refrain meines Lebens.“ Es läuft so viel schief, dass Pip nur eins will: weg, weit weg. Das Angebot für ein Praktikum beim „Sunlight Project“ kommt da gerade recht, und Pip reist nach Bolivien. Wer, wenn nicht das renommierte Whistleblower-Projekt, könnte ihr bei der Suche nach ihrem Vater helfen? So taucht sie ein in die Welt des charismatischen Gründers Andreas Wolf.
Andreas Wolf: DDR-Vergangenheit, heute Whistleblower – und Mörder mit reinen Absichten
Wolf ist, neben Pip, eine weitere Hauptfigur. Er wuchs in der DDR – der „Republik des schlechten Geschmacks“ – auf, als Neffe von DDR-Spionagechef Markus Wolf, und gehörte zur sozialistischen und linientreuen Elite. Regimekritische Gedichte treiben ihn in die Widerstandsszene und er findet Heimat in einer Kirchengemeinde. Dort betreut er Jugendliche. Für ihn der ideale Platz, um reihenweise Eroberungen zu machen und junge Mädchen flachzulegen. Annagret – eine, bei der er vor hat, keusch zu bleiben – beichtet ihm den Missbrauch durch ihren pädophilen Stiefvater, der auch noch, klar, ein Stasispitzel ist. Andreas fackelt nicht lange, plant den Mord an Annagrets Peiniger und setzt diesen Plan um.
Tom Aberant: guter Amerikaner, Journalist und Mitwisser
Nach dem Fall der Mauer begegnet Wolf nach der Stürmung des Stasi-Hauptquartiers „dem guten Amerikaner Tom Aberant“. Tom ist Journalist, die Männer freunden sich an, und Andreas gesteht ihm schließlich im Überschwang der Sympathie den Mord und bittet Tom, ihm beim Verschwindenlassen der vergrabenen Leiche zu helfen. „Ich werde dir das alles nicht vergessen, Tom. Niemals.“ Das ist Jahre her. Heute verfolgt Andreas Wolf das Leben und Tun von Tom Aberant zwar genau, aber nicht, weil er ihm am Herzen liegt. Er will wissen, ob ihm Gefahr droht. Und er hat etwas über Tom herausgefunden, dass dieser selbst noch nicht weiß. Er wäre nicht Andreas Wolf, wenn er nicht wüsste, wie er mit dieser Information Tom treffen könnte … Tom, der mittlerweile als Chefredakteur einen Onlinepressedienst, den „Denver Independent“, betreibt.
Durch welches Band diese Figuren in „Unschuld“ miteinander verbunden sind, wird nach und nach klar. Franzen breitet all diese Leben kunstvoll und natürlich unterhaltend vor uns aus, verschränkt deren Schicksale und Begierden, Abhängigkeiten und Sehnsüchte im Privaten wie im Beruflichen. Ob Pip dem Charisma des beziehungsgestörten Andreas Wolf erliegen und ihren Vater finden wird, lassen wir hier genauso offen wie die Auflösung der Frage, welche Intrige Wolf für Aberant eingefädelt hat …
Wie rein bleiben in einer Welt, die vom Kapital regiert wird?
Dass immer alles mit allem zusammenhängt und jede Tat, jedes Verschweigen oder Unterlassen etwas auslöst – wenn auch Jahre später und vielleicht in einem ganz anderen Teil der Welt –, das erzählt Franzen hier virtuos zwischen Oakland, Berlin und Bolivien. Wie er es schafft, z. B. die Atmosphäre der Guru-Hörigkeit im „Sunlight-Projekt“ zum Leben zu erwecken oder natürlich – seine große Meisterschaft – die dysfunktionalen Beziehungen zu beschreiben, in denen eigentlich alle im Buch gefangen sind, ist großartig: „Kein Telefonat war komplett, bevor sie einander nicht unglücklich gemacht hatten.“ Ja, Franzen ist ein Virtuose der „Zweisamkeitsexzesse“ und die Fragen, die er in „Unschuld“ aufwirft, sind allemal hochaktuell und gehen jeden an. Wie moralisch integer, rein bleiben in einer Welt, die vom Kapital regiert wird? Dass man dabei Franzens als eher konservativ gescholtene Kritik des Internets nicht teilen muss, ist klar. Aber einen Gedanken oder mehrere ist das nachfolgende Zitat allemal wert:
„Man konnte mit dem System kooperieren oder es ablehnen, aber was überhaupt nicht möglich war, ganz gleich, ob man ein sicheres, angenehmes Leben genoss oder im Gefängnis saß, war, gar nicht mit ihm in Beziehung zu treten. Die Antwort auf jede Frage, ob groß oder klein, hieß Sozialismus. Ersetzte man Sozialismus durch Netzwerke, hatte man das Internet.“
"Unschuld", eine tiefschwarze Komödie über jugendlichen Idealismus, maßlose Treue und den Kampf zwischen den Geschlechtern, handelt von Schuld in den unterschiedlichsten Facetten: Andreas Wolf, in Ost-Berlin als Sohn eines hochrangigen DDR-Politfunktionärs geboren, hat aus Liebe zu einer Frau vor Jahren ein Verbrechen begangen; ein Amerikaner, dem er in den Wirren des Berliner Mauerfalls begegnet, hat den Kinderwunsch seiner Frau nicht erfüllt und sie dann verlassen; dessen neue Lebensgefährtin kann ihrem Ehemann, der im Rollstuhl sitzt, nicht den Rücken kehren und pflegt ihn weiter ... In diesem fulminanten amerikanisch-deutschen Gesellschaftsroman eines der größten, sprachmächtigsten Autoren unserer Zeit überschlagen sich die Ereignisse. Und bannen den Leser bis zum Schluss.
Reine Absichten
Wie viel haben Agenten des Geheimdienstes und Whistleblower wie Snowden gemeinsam? Das weite und explosive Feld der Daten ist natürlich beider Metier, und eingesetzt werden die gesammelten Informationen von beiden Seiten; von den Whistleblowern natürlich mit bestem Gewissen für die gute Sache, mit reinen Absichten. Doch das würde vermutlich auch jeder Geheimdienst für sich beanspruchen. „Purity“ (Reinheit), so heißt Jonathan Franzens neuer Roman, und wer hier alles in bester, reinster Absicht agiert, das stellen wir nun vor.
Purity Tyler, genannt Pip: 23 Jahre jung, auf der Suche nach ihrem Vater
Da ist zum einen – und bei diesem Namen muss man einfach mit ihr anfangen – Purity Tyler, genannt Pip. Die 23-Jährige lebt zu Anfang des Romans in einer WG in einem besetzten Haus in Oakland. Ihre Studienschulden von 130.000 Dollar machen ihr zu schaffen, ganz zu schweigen davon, dass sie nicht weiß, wer ihr Vater ist. Pips Mutter, Anabel, weigert sich, das Geheimnis preiszugeben und lebte mit ihrer Tochter in selbstgewählter, weil „reiner“ Armut. Alles Fake! Denn Anabel stammt aus einer steinreichen Familie und Pip ist eigentlich milliardenschwer. Das weiß sie nur nicht, und Anabel hält Pip auch sonst klein. Alles getarnt als „Mutterliebe“. Ständig läuft Pip mit einem schlechten Gewissen durch die Gegend, als wäre es ein Verbrechen, ein eigenes Leben zu führen, aufs College zu gehen oder als Ökostrom-Vermarkterin zu jobben.
Dass Pip in Stephen, einen ihrer Mitbewohner auf Zeit verliebt ist, mach es nicht einfacher. Kaum hat sich dessen Lebensgefährtin von ihm getrennt, versucht Pip ihr „Glück“. Unwahrscheinlich schlechtes Timing. Stephen wirft ihr vor, anormal zu sein und Pip erwidert: „Ich weiß, ich bin anormal. Das ist wie der Refrain meines Lebens.“ Es läuft so viel schief, dass Pip nur eins will: weg, weit weg. Das Angebot für ein Praktikum beim „Sunlight Project“ kommt da gerade recht, und Pip reist nach Bolivien. Wer, wenn nicht das renommierte Whistleblower-Projekt, könnte ihr bei der Suche nach ihrem Vater helfen? So taucht sie ein in die Welt des charismatischen Gründers Andreas Wolf.
Andreas Wolf: DDR-Vergangenheit, heute Whistleblower – und Mörder mit reinen Absichten
Wolf ist, neben Pip, eine weitere Hauptfigur. Er wuchs in der DDR – der „Republik des schlechten Geschmacks“ – auf, als Neffe von DDR-Spionagechef Markus Wolf, und gehörte zur sozialistischen und linientreuen Elite. Regimekritische Gedichte treiben ihn in die Widerstandsszene und er findet Heimat in einer Kirchengemeinde. Dort betreut er Jugendliche. Für ihn der ideale Platz, um reihenweise Eroberungen zu machen und junge Mädchen flachzulegen. Annagret – eine, bei der er vor hat, keusch zu bleiben – beichtet ihm den Missbrauch durch ihren pädophilen Stiefvater, der auch noch, klar, ein Stasispitzel ist. Andreas fackelt nicht lange, plant den Mord an Annagrets Peiniger und setzt diesen Plan um.
Tom Aberant: guter Amerikaner, Journalist und Mitwisser
Nach dem Fall der Mauer begegnet Wolf nach der Stürmung des Stasi-Hauptquartiers „dem guten Amerikaner Tom Aberant“. Tom ist Journalist, die Männer freunden sich an, und Andreas gesteht ihm schließlich im Überschwang der Sympathie den Mord und bittet Tom, ihm beim Verschwindenlassen der vergrabenen Leiche zu helfen. „Ich werde dir das alles nicht vergessen, Tom. Niemals.“ Das ist Jahre her. Heute verfolgt Andreas Wolf das Leben und Tun von Tom Aberant zwar genau, aber nicht, weil er ihm am Herzen liegt. Er will wissen, ob ihm Gefahr droht. Und er hat etwas über Tom herausgefunden, dass dieser selbst noch nicht weiß. Er wäre nicht Andreas Wolf, wenn er nicht wüsste, wie er mit dieser Information Tom treffen könnte … Tom, der mittlerweile als Chefredakteur einen Onlinepressedienst, den „Denver Independent“, betreibt.
Durch welches Band diese Figuren in „Unschuld“ miteinander verbunden sind, wird nach und nach klar. Franzen breitet all diese Leben kunstvoll und natürlich unterhaltend vor uns aus, verschränkt deren Schicksale und Begierden, Abhängigkeiten und Sehnsüchte im Privaten wie im Beruflichen. Ob Pip dem Charisma des beziehungsgestörten Andreas Wolf erliegen und ihren Vater finden wird, lassen wir hier genauso offen wie die Auflösung der Frage, welche Intrige Wolf für Aberant eingefädelt hat …
Wie rein bleiben in einer Welt, die vom Kapital regiert wird?
Dass immer alles mit allem zusammenhängt und jede Tat, jedes Verschweigen oder Unterlassen etwas auslöst – wenn auch Jahre später und vielleicht in einem ganz anderen Teil der Welt –, das erzählt Franzen hier virtuos zwischen Oakland, Berlin und Bolivien. Wie er es schafft, z. B. die Atmosphäre der Guru-Hörigkeit im „Sunlight-Projekt“ zum Leben zu erwecken oder natürlich – seine große Meisterschaft – die dysfunktionalen Beziehungen zu beschreiben, in denen eigentlich alle im Buch gefangen sind, ist großartig: „Kein Telefonat war komplett, bevor sie einander nicht unglücklich gemacht hatten.“ Ja, Franzen ist ein Virtuose der „Zweisamkeitsexzesse“ und die Fragen, die er in „Unschuld“ aufwirft, sind allemal hochaktuell und gehen jeden an. Wie moralisch integer, rein bleiben in einer Welt, die vom Kapital regiert wird? Dass man dabei Franzens als eher konservativ gescholtene Kritik des Internets nicht teilen muss, ist klar. Aber einen Gedanken oder mehrere ist das nachfolgende Zitat allemal wert:
„Man konnte mit dem System kooperieren oder es ablehnen, aber was überhaupt nicht möglich war, ganz gleich, ob man ein sicheres, angenehmes Leben genoss oder im Gefängnis saß, war, gar nicht mit ihm in Beziehung zu treten. Die Antwort auf jede Frage, ob groß oder klein, hieß Sozialismus. Ersetzte man Sozialismus durch Netzwerke, hatte man das Internet.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2015Wehret den Anfängen
Wehe, der Roman wird zum Selfie: Jonathan Franzen stellt in Frankfurt seinen Roman "Unschuld" vor
Als Erstes erklärt er den Gesellschaftsroman für tot. Eines der Genres also, die zur Beschreibung seiner Werke immer wieder herangezogen worden sind. Für dieses aber sei die Zeit abgelaufen, sagt Jonathan Franzen: "Der Roman leistet es nicht mehr länger, die Gesellschaft zu repräsentieren. Die Form ist zu langsam." Zum Glück gibt es Ersatz: "Wir haben das Fernsehen." Ausgerechnet. Dabei hat der Schriftsteller, der im ausverkauften Schauspiel Frankfurt seinen neuen Roman "Unschuld" vorstellt, die Glotze früher doch selbst für den baldigen Tod der Literatur verantwortlich gemacht. Das sieht er inzwischen gelassener, nicht nur, weil er geraume Zeit an Drehbüchern für eine Fernsehverfilmung seines Welterfolgs "Die Korrekturen" gearbeitet hat: "Fernsehen und Roman sind verwandt. Das Fernsehen ist ein Kind des Romans." Und es sei immer gut, Kinder zu haben und für jemanden sorgen zu können.
Zuletzt, sagt er, sei er im Drehbuchschreiben sogar recht geschickt gewesen. Trotzdem gab er den Versuch auf: "Ich wollte es nicht mehr." Die Dichte, Breite und Präzision der Weltbeschreibung aber, die der Roman früher einmal geleistet hat, findet auch Franzen heute nur noch in guten Fernsehserien. Das klingt wie bei Salman Rushdie, der zur Eröffnung der Buchmesse darauf hingewiesen hatte, der realistische Roman sei heute unmöglich, da kein Buch die Vielzahl konkurrierender Lebensentwürfe in ihrer Gänze umfassen könne. Für die Gattung des Romans, sagt Franzen, habe das auch sein Gutes: "Es befreit ihn." Leider sei, verglichen mit den sozialen Medien, inzwischen sogar das Fernsehen zu langsam. Und von Twitter, Facebook und Tumblr hält Franzen auch außerhalb der internetkritischen Passagen von "Unschuld" nicht viel. In einer Zeit, in der jeder den Roman seines Lebens auf Instagram inszenieren kann, befürchtet er das Heraufziehen einer Kunst, in der es ebenfalls nur noch um scheinbar authentischen, im Zweifel aber stets aufgehübschten Selbstausdruck gehe: "der Roman als Selfie". Das, sagt er, war einmal anders. Wie die Demokratie, die um 1800 nicht zufällig einen ähnlichen Aufschwung genommen habe wie der Roman, gehe es in ihm nicht nur um das Selbst, sondern um andere und anderes: "Der Roman ist das Feld, auf dem man damit experimentieren kann, nicht man selbst zu sein."
In Frankfurt experimentiert Franzen, der lange in Deutschland gelebt hat, damit, Deutsch zu sprechen. Das klappt an diesem Abend, an dem der Autor von der vorangegangenen Lesereise erschöpft ist, nicht so gut wie vor fünf Jahren, als er am selben Ort schon einmal gelesen und "Freiheit" vorgestellt hat. Franzen ärgert es, sein Publikum aber nimmt es ihm nicht übel und kommt ihm gerne zu Hilfe, als er stockt. "Die Geschichte", sagt er, weiß danach aber nicht recht, welches Verb er verwenden soll. "Spielt", souffliert ihm das Publikum. "Danke", erwidert der Autor. Danach spricht er in einem charmanten Mischmasch aus Deutsch und Englisch weiter.
Im Gespräch mit Felicitas von Lovenberg, Leiterin der Literaturredaktion dieser Zeitung, geht es später abermals darum, als welche Art von Autor Franzen sich einordnet. Klassifizieren kann der passionierte Vogelbeobachter ja. Aber er weicht aus. Müsste er sich selbst beschreiben, kämen die Begriffe "komisch" und "psychologisch" vor: "Aber das bin nur ich." Weiter führt er die Skizze an diesem Abend nicht aus. Nur so viel: Als Verfasser von Familienromanen sehe er sich ebenfalls nicht: "Familien an sich interessieren mich nicht besonders. Nur die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern."
Immerhin, einen deutschen Roman hat er mit "Unschuld" geschrieben, das gibt er gerne zu. Er habe es immer gewollt: "Aber ich konnte es nicht." Als er als Austauschstudent zum ersten Mal in Berlin wohnte, habe er zwei Jahre lang keine Freunde gefunden: "Was ein Problem war, weil ich nur über das schreiben kann, was ich liebe. Und ich liebte Deutschland nicht." Das änderte sich später durch zahlreiche Besuche. Und dann geht es noch um ein Geheimnis der Literatur, das Autoren und Leser umgreift: "Man liebt etwas, das nur aus ein paar Wörtern auf einer Seite besteht." Er liebe jede seiner Figuren, sagt Franzen: "Ich kann sie nicht schreiben, wenn ich sie nicht liebe. Aber ich habe sie ins Leben gerufen, um einem Plan zu entsprechen. Sie haben eine Rolle zu spielen." Also gibt es für sie keinen Ausweg? "No way."
Dass seine Romane immer einfacher gehalten seien, sei ebenfalls Absicht. Als er an "Freiheit" saß, schrieb er Sätze, die ihn an die "Korrekturen" erinnerten: "Und ich sagte mir, das habe ich schon getan. Ich habe nichts zu beweisen. Ich habe es schon bewiesen." Also fuhr er die Bravourpassagen weiter herunter: "Ich möchte nicht, dass man die Sprache bemerkt." Für sprachlich etwas ermattete, aber denkerisch scharfe Auftritte wie diesen lieben ihn seine Leser. Die Signierschlange ist lang an diesem Abend.
FLORIAN BALKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wehe, der Roman wird zum Selfie: Jonathan Franzen stellt in Frankfurt seinen Roman "Unschuld" vor
Als Erstes erklärt er den Gesellschaftsroman für tot. Eines der Genres also, die zur Beschreibung seiner Werke immer wieder herangezogen worden sind. Für dieses aber sei die Zeit abgelaufen, sagt Jonathan Franzen: "Der Roman leistet es nicht mehr länger, die Gesellschaft zu repräsentieren. Die Form ist zu langsam." Zum Glück gibt es Ersatz: "Wir haben das Fernsehen." Ausgerechnet. Dabei hat der Schriftsteller, der im ausverkauften Schauspiel Frankfurt seinen neuen Roman "Unschuld" vorstellt, die Glotze früher doch selbst für den baldigen Tod der Literatur verantwortlich gemacht. Das sieht er inzwischen gelassener, nicht nur, weil er geraume Zeit an Drehbüchern für eine Fernsehverfilmung seines Welterfolgs "Die Korrekturen" gearbeitet hat: "Fernsehen und Roman sind verwandt. Das Fernsehen ist ein Kind des Romans." Und es sei immer gut, Kinder zu haben und für jemanden sorgen zu können.
Zuletzt, sagt er, sei er im Drehbuchschreiben sogar recht geschickt gewesen. Trotzdem gab er den Versuch auf: "Ich wollte es nicht mehr." Die Dichte, Breite und Präzision der Weltbeschreibung aber, die der Roman früher einmal geleistet hat, findet auch Franzen heute nur noch in guten Fernsehserien. Das klingt wie bei Salman Rushdie, der zur Eröffnung der Buchmesse darauf hingewiesen hatte, der realistische Roman sei heute unmöglich, da kein Buch die Vielzahl konkurrierender Lebensentwürfe in ihrer Gänze umfassen könne. Für die Gattung des Romans, sagt Franzen, habe das auch sein Gutes: "Es befreit ihn." Leider sei, verglichen mit den sozialen Medien, inzwischen sogar das Fernsehen zu langsam. Und von Twitter, Facebook und Tumblr hält Franzen auch außerhalb der internetkritischen Passagen von "Unschuld" nicht viel. In einer Zeit, in der jeder den Roman seines Lebens auf Instagram inszenieren kann, befürchtet er das Heraufziehen einer Kunst, in der es ebenfalls nur noch um scheinbar authentischen, im Zweifel aber stets aufgehübschten Selbstausdruck gehe: "der Roman als Selfie". Das, sagt er, war einmal anders. Wie die Demokratie, die um 1800 nicht zufällig einen ähnlichen Aufschwung genommen habe wie der Roman, gehe es in ihm nicht nur um das Selbst, sondern um andere und anderes: "Der Roman ist das Feld, auf dem man damit experimentieren kann, nicht man selbst zu sein."
In Frankfurt experimentiert Franzen, der lange in Deutschland gelebt hat, damit, Deutsch zu sprechen. Das klappt an diesem Abend, an dem der Autor von der vorangegangenen Lesereise erschöpft ist, nicht so gut wie vor fünf Jahren, als er am selben Ort schon einmal gelesen und "Freiheit" vorgestellt hat. Franzen ärgert es, sein Publikum aber nimmt es ihm nicht übel und kommt ihm gerne zu Hilfe, als er stockt. "Die Geschichte", sagt er, weiß danach aber nicht recht, welches Verb er verwenden soll. "Spielt", souffliert ihm das Publikum. "Danke", erwidert der Autor. Danach spricht er in einem charmanten Mischmasch aus Deutsch und Englisch weiter.
Im Gespräch mit Felicitas von Lovenberg, Leiterin der Literaturredaktion dieser Zeitung, geht es später abermals darum, als welche Art von Autor Franzen sich einordnet. Klassifizieren kann der passionierte Vogelbeobachter ja. Aber er weicht aus. Müsste er sich selbst beschreiben, kämen die Begriffe "komisch" und "psychologisch" vor: "Aber das bin nur ich." Weiter führt er die Skizze an diesem Abend nicht aus. Nur so viel: Als Verfasser von Familienromanen sehe er sich ebenfalls nicht: "Familien an sich interessieren mich nicht besonders. Nur die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern."
Immerhin, einen deutschen Roman hat er mit "Unschuld" geschrieben, das gibt er gerne zu. Er habe es immer gewollt: "Aber ich konnte es nicht." Als er als Austauschstudent zum ersten Mal in Berlin wohnte, habe er zwei Jahre lang keine Freunde gefunden: "Was ein Problem war, weil ich nur über das schreiben kann, was ich liebe. Und ich liebte Deutschland nicht." Das änderte sich später durch zahlreiche Besuche. Und dann geht es noch um ein Geheimnis der Literatur, das Autoren und Leser umgreift: "Man liebt etwas, das nur aus ein paar Wörtern auf einer Seite besteht." Er liebe jede seiner Figuren, sagt Franzen: "Ich kann sie nicht schreiben, wenn ich sie nicht liebe. Aber ich habe sie ins Leben gerufen, um einem Plan zu entsprechen. Sie haben eine Rolle zu spielen." Also gibt es für sie keinen Ausweg? "No way."
Dass seine Romane immer einfacher gehalten seien, sei ebenfalls Absicht. Als er an "Freiheit" saß, schrieb er Sätze, die ihn an die "Korrekturen" erinnerten: "Und ich sagte mir, das habe ich schon getan. Ich habe nichts zu beweisen. Ich habe es schon bewiesen." Also fuhr er die Bravourpassagen weiter herunter: "Ich möchte nicht, dass man die Sprache bemerkt." Für sprachlich etwas ermattete, aber denkerisch scharfe Auftritte wie diesen lieben ihn seine Leser. Die Signierschlange ist lang an diesem Abend.
FLORIAN BALKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.09.2015Ein Teil von
jener Kraft
Teuflisch gut: Jonathan Franzens
neuer Roman „Unschuld“,
der an diesem Freitag erscheint,
erzählt von einem faustischen Pakt
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Geruch ist Fluch“, pflegt ihre Mom zu sagen, von der Pip den übermäßig entwickelten Geruchssinn geerbt hat. Nicht jedoch deren Reinlichkeitsfimmel, der bei ihrer Mutter ebenso die physische Welt wie die moralische Sphäre umfasst. Purity – Reinheit hat sie deshalb ihre Tochter getauft, und „Purity“ ist auch der amerikanische Originaltitel des neuen Romans von Jonathan Franzen, der auf Deutsch „Unschuld“ heißt. Weil Purity ihren Namen zutiefst verabscheut, nennt sie sich lieber Pip, wie der Waisenjunge aus dem Charles-Dickens-Roman „Große Erwartungen“ – so viel viktorianische Romantik muss bei Franzen, dem erklärten Traditionalisten, schon sein.
Doch Purity – Nomen est omen – ist zur Reinheit verdammt, wenn auch einfach nur milieubedingt. Zu gern würde sie sich aus diesem Milieu befreien, an das sie doppelt gefesselt ist: Auf der einen Seite durch die klammernde, psychisch labile Mutter, die in Felton im kalifornischen Santa Cruz Valley an der Kasse einer Bio-Ladens arbeitet und Pip ganz allein großgezogen hat in ihrer einfachen, Henry-Thoreau-haften Waldhütte. Auf der anderen Seite hat Pip Schulden in Höhe von 130 000 Dollar aus einem Studienkredit, ein Betrag, den sie aus eigener Kraft nie wird abbezahlen können. Jetzt, mit 23 Jahren, jobbt sie im Direktmarketing einer kleinen Berater-Firma für Öko-Strom, die nichts herstellt und nichts verkauft und doch existieren kann vom schlechten Umwelt-Gewissen ihrer Klientel. Und sie wohnt in einem besetzen Haus in Oakland, zusammen mit gestrandeten Occupy-Aktivisten und anderen Weltverbesserern.
Pips Leben spielt sich in einer etwas weltfremden Gutmenschen-Blase ab. In einer großartig komponierten Szene im ersten Teil dieses genial gefügten Romans bringt Franzen das Dilemma seiner Heldin auf den Punkt. In ihrem Lieblings-Café hat sie Jason, einen gleichaltrigen Nerd, abgeschleppt, aber als sie daheim kurz ins Badezimmer schlüpfen will, um Kondome zu holen, wird sie von den deutschen WG-Gästen aufgehalten. Die schöne Annagret will sie für ein Praktikum bei dem großen Internet-Guru Andreas Wolf anwerben. Enthaltsamkeit und Sündenfall kommen in dieser Episode zusammen.
Denn Wolf ist eine Julian-Assange-Figur und Gründer eine weltweit operierende Enthüllungsplattform. Seinen Stützpunkt bildet ein Camp im bolivianischen Dschungel. Auf Pips erste kratzbürstige Mail meldet sich der berühmte Whistleblower sogleich persönlich, woraus sich ein längerer Email-Verkehr entspinnt. Diese geruchsneutrale Art der Kommunikation ist der Grund, weshalb Pips feine Nase sie diesmal im Stich lässt – sie wittert den Schwefelgeruch nicht, der von diesem Wolf ausgeht, der natürlich der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz ist. „Mit diesen Deutschen ist etwas faul“, das ahnt allein Pips Mitbewohner. Wolf verspricht Pip, ihr bei der Suche nach ihrem Vater behilflich zu sein, wenn sie bei ihm anheuert. Das ist der Deal, den man getrost einen faustischen Pakt nennen kann. Ein Mephisto-Zitat aus Goethes „Faust“ ist dem Roman als Motto vorangestellt.
Doch wie bei jedem Vertrag kommt es auch bei diesem Teufelspakt auf das Kleingedruckte an. Und mit dessen Diabolik macht Wolf sie erst in einem Hotelzimmer in Bolivien vertraut – das Basislager selbst schildert Franzen als zeitgemäße Hexenküche, in der eine Schar junger, idealistischer, in der Mehrzahl weiblicher Ivy-League-Absolventen für den charismatischen Verführer Wolf den Hexenkessel unter Feuer hält, während Wolf sich einstweilen darauf konzentriert, Pip zu manipulieren, als rühre er „mit einem Holzlöffel“ in ihrem Kopf herum.
Pip soll sie in die Redaktion des Denver Independent, eines Online-Pressedienstes, eingeschleust werden. Chefredakteur ist ein Mann namens Tom Aberant, ein unbequemer Mitwisser von Wolfs dunkelstem Geheimnis. Kurz nach dem Mauerfall hatte Wolf diesem Tom, einer Zufallsbekanntschaft in einem West-Berliner Lokal, anvertraut, dass er einen Mord auf dem Gewissen hat. Und Tom hatte ihm geholfen, die Leiche zu beseitigen. Seine Stasi-Akte war da bereits in seinem Besitz, beim Sturm auf die Normannenstraße hatte Wolf sich als Bürgerrechtler ausgegeben und damit den Grundstein seiner Karriere gelegt.
Seit fünfundzwanzig Jahren droht Wolf nun, die Nerven zu verlieren. Er ist paranoid vor Angst, Tom könnte sein Wissen gegen ihn verwenden und damit das öffentliche Bild des Saubermanns und Apostels der Aufklärung zerstören. Also soll Pip schmutzige Geheimnisse in Toms Leben aufstöbern, die dazugehörige Spionage-Software ist schon installiert. Und als Eintrittskarte gibt Wolf ihr eine Geschichte über einen verschwundenen atomaren Gefechtskopf mit auf den Weg. Im Grunde aber dienen sämtliche Aktivitäten des Sunlight Projects – so heißt Wolfs Enthüllungs-Plattform – nur als Attrappe, hinter der ihr Gründer sich versteckt. Alles soll das Sonnenlicht an den Tag bringen, nur eben nicht Wolfs wahren Charakter.
Doch die Doppelmoral, der Gegensatz von Schein und Sein, öffentlicher Persona und privater Person, ist hier nicht nur physiognomische Eigenart einer gespaltenen Persönlichkeit, die sich selbst zu einer tragischen Hamlet-Figur stilisiert – sogar auf die Szene mit Yoricks Schädel spielt Franzen an, wenn Wolf den Kopf der Leiche getrennt vom Körper entsorgt. Franzen geht weiter, indem er an diesem Mephisto seine geballte Kultur-Kritik festmacht. Im Roman ist Andreas Wolf nichts Geringeres als einer, der fleißig mithilft, die Mauer wieder hochzuziehen. Sie heißt nun nicht mehr „Eiserner Vorhang“, sondern Firewall, und sie ist nicht aus Steinen, sondern aus Netzwerken gemacht.
Zugegeben, man zuckt doch etwas zusammen über die steile These des Romans, das Internet sei die wiederauferstandene DDR. Wer den totalitären Staat mit Google gleichsetzt, verharmlost schließlich beides. Und dass ausgerechnet der Whistleblower die abgründigste Figur und die größte Gefahr für die freie Welt darstellen soll, dürften NSA und Amazon mit Freuden lesen, denn damit wird von deren ungleich größerer Macht abgelenkt. „Es gab in dem neuen Regime eine Menge potenzieller Snowdens“, schreibt Franzen. „Angestellte mit Zugang zu den Algorithmen, die von Facebook benutzt werden, um die Privatsphäre seiner User zu Geld zu machen, und von Twitter, um vermeintlich selbstgenerierende Mems zu manipulieren. Doch kluge Menschen fürchteten das neue Regime in Wahrheit mehr als das, was fürchten zu müssen es den weniger klugen Menschen eingebläut hatte, nämlich die NSA, den CIA – die eigenen Terrormethoden zu verschleiern, indem man sie dem Feind zuschrieb und sich als einzige wirkungsvolle Verteidigung dagegen präsentierte, war ein Verfahren, wie es im totalitären Lehrbuch stand – und folglich hielten die meisten Snowdens den Mund.“
Verkehrt der Autor hier nicht in Verkennung der Tatsachen Ursache und Wirkung? Franzen will zeigen, dass selbst vermeintlich demokratische Korrektive à la Wikileaks Teil eines Systems ist, das sie letztlich stabilisieren, so ehrenwert die individuellen Motive auch sein mögen. Obwohl Franzen nicht ganz Unrecht hat mit seiner negativen Dialektik, kann man seine Idealismuskritik auch so lesen, als wolle er der NSA einen Freibrief ausstellen. Auf seine männliche Hauptfigur angewendet, bedeutet dies: „Andreas’ Gabe war es, in totalitären Systemen singuläre Nischen zu finden“. Für ihn, den privilegierten Sohn des Chefökonomen der DDR und einer linientreuen Anglistik-Professorin – auch Spionage-Chef Markus Wolf gehört als Onkel zweiten Grades zur Familie –, war die Stasi sein bester Freund. Denn er wusste, dass sie im eigenen Interesse die Aufklärung des Mordes an einem Netzbeschmutzer aus den eigenen Reihen vereiteln wird. Solange die Mauer stand, war sein Geheimnis geschützt.
Ein wenig hat Franzen wohl gespürt, dass es frivol wirken könnte, die DDR zum Vorläufer des Internets zu erklären. Vielleicht gibt es deshalb eine zweite Episode im Buch, in der Franzen mit einer fast schon übertriebenen Liebeserklärung an die DDR-Bürger Abbitte leistet für seine vorherige Dämonisierung. Ohnehin ist „Unschuld“, so einseitig seine diskursiven Setzungen sein mögen, alles andere als ein dürrer Thesen-Roman. Es ist kein Buch, das über so wenig Körperfett verfügt wie ein Shaker-Stuhl, um eine von Franzens Metaphern aufzugreifen. „Unschuld“ entfaltet einen rapiden erzählerischen Sog, der den Leser mit manchen Überspitztheiten versöhnt. Der Roman besticht durch seine stoffliche Fülle und seinen Reichtum an voll entwickelten Personen, deren jeweilige Backstory in epischer Breite aufgerollt wird, wobei Franzen mit dem Gaspedal spielt und zwischen Passagen, in denen sich die Handlung fast überschlägt, und solchen der nachholenden Vertiefung das Tempo virtuos variiert.
Franzen gelingt es, glaubwürdig in die verschiedensten sozialen Welten einzutauchen. Das Milieu einer poststudentischen WG vermag er genauso suggestiv einzufangen wie die James-Bond-hafte Szenerie mit einem zynischen Risikokapitalanleger aus dem Silicon Valley. „Unschuld“ ist Campus-, Bildungs- und Berlin-Roman in einem, Polit-Thriller und Pamphlet, alles gleichzeitig, und nebenher auch ein Buch über den Journalismus. Als Roman im Roman eingeschaltet ist die in Ich-Form erzählte, travestiehafte Geschichte von Tom Aberants desaströser Ehe. Seine Frau, die hochmanipulative Avantgarde-Künstlerin Anabel, schlägt den milliardenschweren Treuhand-Fonds, der ihr als Erbin des größten Lebensmittelkonzern der USA zusteht, aus, um mit Tom in einer streng vegetarischen und weitgehend enthaltsamen Symbiose zu leben.
Wie alle früheren Romans von Jonathan Franzen ist auch „Unschuld“ ein Familienroman, aber er handelt von der Zusammenführung einer Familie, die nicht einmal weiß, dass sie eine ist. Franzen spinnt ein geradezu hexenmeisterhaft dichtes Netz aus Motiven und Verweisen. Toms Mutter beispielsweise leidet genauso an einer chronischen Magen- und Darmkrankheit wie einst ihre Mutter. Das Bauchgrimmen und seine unreinen Folgen aber ist Franzens höhnische analoge Antwort auf den Shitstorm im Netz und zugleich seine Mahnung, mehr auf das Bauchgefühl zu hören. Denn im Kern ist „Unschuld“ ein Roman über Menschen, die sich gerade dadurch schuldig machen, dass sie ihre moralische Integrität über alles stellen – man mag das Hypermoral nennen, Rigorismus oder Tugendterror. Fast auf jeder Seite tauchen Begriffe wie „Schuld“, „Schuldgefühl“, „Unschuld“ oder „Reinheit“ auf.
„Früher einmal hatte es genügt, ,Schall und Wahn‘ oder ,Fiesta‘ zu schreiben“, um sich seinen Platz im Kanon der modernen amerikanischen Literatur zu sichern, sagt der Schriftsteller Charles Blenheim im Buch. „Heute dagegen war Umfang unerlässlich. Dicke, Länge.“ Mit „Unschuld“ hat Jonathan Franzen wieder ein dickes Buch geschrieben. Es enthält viel rhetorischen Schall und durchaus Wahn, für sein Leser aber ist es eine große Fiesta, weil dieses Buch teuflisch gut geschrieben ist.
Jonathan Franzen: Unschuld. Roman. Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell und Eike Schönfeld. Rowohlt Verlag, Reinbek 2015. 832 Seiten, 26,95 Euro. E-Book 23,99 Euro.
Pips Leben spielt sich in einer
etwas weltfremden
Gutmenschen-Blase ab
Man zuckt etwas zusammen
angesichts der These des Romans,
das Netz sei die neue DDR
Franzens Idealismuskritik
mag überzogen sein und hat
doch einen wahren Kern
Franzen schmuggelt seinen fiktiven Helden in
den sehr realen Sturm auf die Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße 1990. Es ist der Beginn eines sagenhaften Aufstiegs zum Internet-Guru.
Fotos: Jockel Finck/Ap, Ulf Andersen/laif
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jener Kraft
Teuflisch gut: Jonathan Franzens
neuer Roman „Unschuld“,
der an diesem Freitag erscheint,
erzählt von einem faustischen Pakt
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Geruch ist Fluch“, pflegt ihre Mom zu sagen, von der Pip den übermäßig entwickelten Geruchssinn geerbt hat. Nicht jedoch deren Reinlichkeitsfimmel, der bei ihrer Mutter ebenso die physische Welt wie die moralische Sphäre umfasst. Purity – Reinheit hat sie deshalb ihre Tochter getauft, und „Purity“ ist auch der amerikanische Originaltitel des neuen Romans von Jonathan Franzen, der auf Deutsch „Unschuld“ heißt. Weil Purity ihren Namen zutiefst verabscheut, nennt sie sich lieber Pip, wie der Waisenjunge aus dem Charles-Dickens-Roman „Große Erwartungen“ – so viel viktorianische Romantik muss bei Franzen, dem erklärten Traditionalisten, schon sein.
Doch Purity – Nomen est omen – ist zur Reinheit verdammt, wenn auch einfach nur milieubedingt. Zu gern würde sie sich aus diesem Milieu befreien, an das sie doppelt gefesselt ist: Auf der einen Seite durch die klammernde, psychisch labile Mutter, die in Felton im kalifornischen Santa Cruz Valley an der Kasse einer Bio-Ladens arbeitet und Pip ganz allein großgezogen hat in ihrer einfachen, Henry-Thoreau-haften Waldhütte. Auf der anderen Seite hat Pip Schulden in Höhe von 130 000 Dollar aus einem Studienkredit, ein Betrag, den sie aus eigener Kraft nie wird abbezahlen können. Jetzt, mit 23 Jahren, jobbt sie im Direktmarketing einer kleinen Berater-Firma für Öko-Strom, die nichts herstellt und nichts verkauft und doch existieren kann vom schlechten Umwelt-Gewissen ihrer Klientel. Und sie wohnt in einem besetzen Haus in Oakland, zusammen mit gestrandeten Occupy-Aktivisten und anderen Weltverbesserern.
Pips Leben spielt sich in einer etwas weltfremden Gutmenschen-Blase ab. In einer großartig komponierten Szene im ersten Teil dieses genial gefügten Romans bringt Franzen das Dilemma seiner Heldin auf den Punkt. In ihrem Lieblings-Café hat sie Jason, einen gleichaltrigen Nerd, abgeschleppt, aber als sie daheim kurz ins Badezimmer schlüpfen will, um Kondome zu holen, wird sie von den deutschen WG-Gästen aufgehalten. Die schöne Annagret will sie für ein Praktikum bei dem großen Internet-Guru Andreas Wolf anwerben. Enthaltsamkeit und Sündenfall kommen in dieser Episode zusammen.
Denn Wolf ist eine Julian-Assange-Figur und Gründer eine weltweit operierende Enthüllungsplattform. Seinen Stützpunkt bildet ein Camp im bolivianischen Dschungel. Auf Pips erste kratzbürstige Mail meldet sich der berühmte Whistleblower sogleich persönlich, woraus sich ein längerer Email-Verkehr entspinnt. Diese geruchsneutrale Art der Kommunikation ist der Grund, weshalb Pips feine Nase sie diesmal im Stich lässt – sie wittert den Schwefelgeruch nicht, der von diesem Wolf ausgeht, der natürlich der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz ist. „Mit diesen Deutschen ist etwas faul“, das ahnt allein Pips Mitbewohner. Wolf verspricht Pip, ihr bei der Suche nach ihrem Vater behilflich zu sein, wenn sie bei ihm anheuert. Das ist der Deal, den man getrost einen faustischen Pakt nennen kann. Ein Mephisto-Zitat aus Goethes „Faust“ ist dem Roman als Motto vorangestellt.
Doch wie bei jedem Vertrag kommt es auch bei diesem Teufelspakt auf das Kleingedruckte an. Und mit dessen Diabolik macht Wolf sie erst in einem Hotelzimmer in Bolivien vertraut – das Basislager selbst schildert Franzen als zeitgemäße Hexenküche, in der eine Schar junger, idealistischer, in der Mehrzahl weiblicher Ivy-League-Absolventen für den charismatischen Verführer Wolf den Hexenkessel unter Feuer hält, während Wolf sich einstweilen darauf konzentriert, Pip zu manipulieren, als rühre er „mit einem Holzlöffel“ in ihrem Kopf herum.
Pip soll sie in die Redaktion des Denver Independent, eines Online-Pressedienstes, eingeschleust werden. Chefredakteur ist ein Mann namens Tom Aberant, ein unbequemer Mitwisser von Wolfs dunkelstem Geheimnis. Kurz nach dem Mauerfall hatte Wolf diesem Tom, einer Zufallsbekanntschaft in einem West-Berliner Lokal, anvertraut, dass er einen Mord auf dem Gewissen hat. Und Tom hatte ihm geholfen, die Leiche zu beseitigen. Seine Stasi-Akte war da bereits in seinem Besitz, beim Sturm auf die Normannenstraße hatte Wolf sich als Bürgerrechtler ausgegeben und damit den Grundstein seiner Karriere gelegt.
Seit fünfundzwanzig Jahren droht Wolf nun, die Nerven zu verlieren. Er ist paranoid vor Angst, Tom könnte sein Wissen gegen ihn verwenden und damit das öffentliche Bild des Saubermanns und Apostels der Aufklärung zerstören. Also soll Pip schmutzige Geheimnisse in Toms Leben aufstöbern, die dazugehörige Spionage-Software ist schon installiert. Und als Eintrittskarte gibt Wolf ihr eine Geschichte über einen verschwundenen atomaren Gefechtskopf mit auf den Weg. Im Grunde aber dienen sämtliche Aktivitäten des Sunlight Projects – so heißt Wolfs Enthüllungs-Plattform – nur als Attrappe, hinter der ihr Gründer sich versteckt. Alles soll das Sonnenlicht an den Tag bringen, nur eben nicht Wolfs wahren Charakter.
Doch die Doppelmoral, der Gegensatz von Schein und Sein, öffentlicher Persona und privater Person, ist hier nicht nur physiognomische Eigenart einer gespaltenen Persönlichkeit, die sich selbst zu einer tragischen Hamlet-Figur stilisiert – sogar auf die Szene mit Yoricks Schädel spielt Franzen an, wenn Wolf den Kopf der Leiche getrennt vom Körper entsorgt. Franzen geht weiter, indem er an diesem Mephisto seine geballte Kultur-Kritik festmacht. Im Roman ist Andreas Wolf nichts Geringeres als einer, der fleißig mithilft, die Mauer wieder hochzuziehen. Sie heißt nun nicht mehr „Eiserner Vorhang“, sondern Firewall, und sie ist nicht aus Steinen, sondern aus Netzwerken gemacht.
Zugegeben, man zuckt doch etwas zusammen über die steile These des Romans, das Internet sei die wiederauferstandene DDR. Wer den totalitären Staat mit Google gleichsetzt, verharmlost schließlich beides. Und dass ausgerechnet der Whistleblower die abgründigste Figur und die größte Gefahr für die freie Welt darstellen soll, dürften NSA und Amazon mit Freuden lesen, denn damit wird von deren ungleich größerer Macht abgelenkt. „Es gab in dem neuen Regime eine Menge potenzieller Snowdens“, schreibt Franzen. „Angestellte mit Zugang zu den Algorithmen, die von Facebook benutzt werden, um die Privatsphäre seiner User zu Geld zu machen, und von Twitter, um vermeintlich selbstgenerierende Mems zu manipulieren. Doch kluge Menschen fürchteten das neue Regime in Wahrheit mehr als das, was fürchten zu müssen es den weniger klugen Menschen eingebläut hatte, nämlich die NSA, den CIA – die eigenen Terrormethoden zu verschleiern, indem man sie dem Feind zuschrieb und sich als einzige wirkungsvolle Verteidigung dagegen präsentierte, war ein Verfahren, wie es im totalitären Lehrbuch stand – und folglich hielten die meisten Snowdens den Mund.“
Verkehrt der Autor hier nicht in Verkennung der Tatsachen Ursache und Wirkung? Franzen will zeigen, dass selbst vermeintlich demokratische Korrektive à la Wikileaks Teil eines Systems ist, das sie letztlich stabilisieren, so ehrenwert die individuellen Motive auch sein mögen. Obwohl Franzen nicht ganz Unrecht hat mit seiner negativen Dialektik, kann man seine Idealismuskritik auch so lesen, als wolle er der NSA einen Freibrief ausstellen. Auf seine männliche Hauptfigur angewendet, bedeutet dies: „Andreas’ Gabe war es, in totalitären Systemen singuläre Nischen zu finden“. Für ihn, den privilegierten Sohn des Chefökonomen der DDR und einer linientreuen Anglistik-Professorin – auch Spionage-Chef Markus Wolf gehört als Onkel zweiten Grades zur Familie –, war die Stasi sein bester Freund. Denn er wusste, dass sie im eigenen Interesse die Aufklärung des Mordes an einem Netzbeschmutzer aus den eigenen Reihen vereiteln wird. Solange die Mauer stand, war sein Geheimnis geschützt.
Ein wenig hat Franzen wohl gespürt, dass es frivol wirken könnte, die DDR zum Vorläufer des Internets zu erklären. Vielleicht gibt es deshalb eine zweite Episode im Buch, in der Franzen mit einer fast schon übertriebenen Liebeserklärung an die DDR-Bürger Abbitte leistet für seine vorherige Dämonisierung. Ohnehin ist „Unschuld“, so einseitig seine diskursiven Setzungen sein mögen, alles andere als ein dürrer Thesen-Roman. Es ist kein Buch, das über so wenig Körperfett verfügt wie ein Shaker-Stuhl, um eine von Franzens Metaphern aufzugreifen. „Unschuld“ entfaltet einen rapiden erzählerischen Sog, der den Leser mit manchen Überspitztheiten versöhnt. Der Roman besticht durch seine stoffliche Fülle und seinen Reichtum an voll entwickelten Personen, deren jeweilige Backstory in epischer Breite aufgerollt wird, wobei Franzen mit dem Gaspedal spielt und zwischen Passagen, in denen sich die Handlung fast überschlägt, und solchen der nachholenden Vertiefung das Tempo virtuos variiert.
Franzen gelingt es, glaubwürdig in die verschiedensten sozialen Welten einzutauchen. Das Milieu einer poststudentischen WG vermag er genauso suggestiv einzufangen wie die James-Bond-hafte Szenerie mit einem zynischen Risikokapitalanleger aus dem Silicon Valley. „Unschuld“ ist Campus-, Bildungs- und Berlin-Roman in einem, Polit-Thriller und Pamphlet, alles gleichzeitig, und nebenher auch ein Buch über den Journalismus. Als Roman im Roman eingeschaltet ist die in Ich-Form erzählte, travestiehafte Geschichte von Tom Aberants desaströser Ehe. Seine Frau, die hochmanipulative Avantgarde-Künstlerin Anabel, schlägt den milliardenschweren Treuhand-Fonds, der ihr als Erbin des größten Lebensmittelkonzern der USA zusteht, aus, um mit Tom in einer streng vegetarischen und weitgehend enthaltsamen Symbiose zu leben.
Wie alle früheren Romans von Jonathan Franzen ist auch „Unschuld“ ein Familienroman, aber er handelt von der Zusammenführung einer Familie, die nicht einmal weiß, dass sie eine ist. Franzen spinnt ein geradezu hexenmeisterhaft dichtes Netz aus Motiven und Verweisen. Toms Mutter beispielsweise leidet genauso an einer chronischen Magen- und Darmkrankheit wie einst ihre Mutter. Das Bauchgrimmen und seine unreinen Folgen aber ist Franzens höhnische analoge Antwort auf den Shitstorm im Netz und zugleich seine Mahnung, mehr auf das Bauchgefühl zu hören. Denn im Kern ist „Unschuld“ ein Roman über Menschen, die sich gerade dadurch schuldig machen, dass sie ihre moralische Integrität über alles stellen – man mag das Hypermoral nennen, Rigorismus oder Tugendterror. Fast auf jeder Seite tauchen Begriffe wie „Schuld“, „Schuldgefühl“, „Unschuld“ oder „Reinheit“ auf.
„Früher einmal hatte es genügt, ,Schall und Wahn‘ oder ,Fiesta‘ zu schreiben“, um sich seinen Platz im Kanon der modernen amerikanischen Literatur zu sichern, sagt der Schriftsteller Charles Blenheim im Buch. „Heute dagegen war Umfang unerlässlich. Dicke, Länge.“ Mit „Unschuld“ hat Jonathan Franzen wieder ein dickes Buch geschrieben. Es enthält viel rhetorischen Schall und durchaus Wahn, für sein Leser aber ist es eine große Fiesta, weil dieses Buch teuflisch gut geschrieben ist.
Jonathan Franzen: Unschuld. Roman. Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell und Eike Schönfeld. Rowohlt Verlag, Reinbek 2015. 832 Seiten, 26,95 Euro. E-Book 23,99 Euro.
Pips Leben spielt sich in einer
etwas weltfremden
Gutmenschen-Blase ab
Man zuckt etwas zusammen
angesichts der These des Romans,
das Netz sei die neue DDR
Franzens Idealismuskritik
mag überzogen sein und hat
doch einen wahren Kern
Franzen schmuggelt seinen fiktiven Helden in
den sehr realen Sturm auf die Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße 1990. Es ist der Beginn eines sagenhaften Aufstiegs zum Internet-Guru.
Fotos: Jockel Finck/Ap, Ulf Andersen/laif
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Mitreißend und berührend wie ein Schmöker von Charles Dickens, ein Fest für alle wahren Leser und ein literarischer Triumph! Dennis Scheck ARD "Druckfrisch"