«Wenn wir Klimagerechtigkeit wollen, müssen alle Stimmen gehört werden.» Vanessa Nakate
Die Klimaaktivistin Vanessa Nakate wächst in Uganda auf und erlebt, wie es Jahr für Jahr heißer wird, wie die Ernten immer kleiner ausfallen, Armut und Hunger größer werden. Als sie sich 2019 mit dem Klimawandel auseinandersetzt, wird ihr klar: Wenn sie nicht handelt, wer dann? Denn während Afrika den geringsten Anteil an der Klimakrise zu verantworten hat, sind es Menschen in Eritrea, in Äthiopien und Nigeria, die schon jetzt am härtesten von den Konsequenzen der globalen Umweltverschmutzung betroffen sind. Ihre Geschichten müssen erzählt werden!
In ihrem Buch macht Vanessa deutlich, dass im Kampf gegen den Klimawandel alle Stimmen gehört werden müssen. Entstanden ist die inspirierende und ermutigende Autobiographie einer jungen Frau, die sich entgegen allen Widerständen unermüdlich für ihre Heimat, für Chancengleichheit und Klimagerechtigkeit engagiert.
Die Klimaaktivistin Vanessa Nakate wächst in Uganda auf und erlebt, wie es Jahr für Jahr heißer wird, wie die Ernten immer kleiner ausfallen, Armut und Hunger größer werden. Als sie sich 2019 mit dem Klimawandel auseinandersetzt, wird ihr klar: Wenn sie nicht handelt, wer dann? Denn während Afrika den geringsten Anteil an der Klimakrise zu verantworten hat, sind es Menschen in Eritrea, in Äthiopien und Nigeria, die schon jetzt am härtesten von den Konsequenzen der globalen Umweltverschmutzung betroffen sind. Ihre Geschichten müssen erzählt werden!
In ihrem Buch macht Vanessa deutlich, dass im Kampf gegen den Klimawandel alle Stimmen gehört werden müssen. Entstanden ist die inspirierende und ermutigende Autobiographie einer jungen Frau, die sich entgegen allen Widerständen unermüdlich für ihre Heimat, für Chancengleichheit und Klimagerechtigkeit engagiert.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit viel Sympathie liest Franca Wittenbrink dieses Buch der ugandischen Klimaaktivistin Vanessa Nakate, die darin nicht nur von ihren eigenen Erfahrung berichtet, sondern auch auch deutlich macht, dass in den afrikanischen Ländern die Folgen des Klimawandels kein Zukunftsszenario sind, sondern längst eingetreten. Was die 25-jährige Nakate im Kampf für mehr Klimaschutz schon alles auf die Beine gestellt hat, ringt der Rezensentin Respekt ab und sie mahnt, die Erfahrungen afrikanischer MitstretierInnen nicht wie so oft als erstes unter den Tisch fallen zu lassen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2022Weiter Weg von Kampala nach Davos
Afrikas Stimme in der Klimakrise macht auf die Konsequenzen unseres Handelns für den "Süden" aufmerksam
Ironischerweise ist es gerade ein Foto, auf dem sie nicht zu sehen ist, das Vanessa Nakate den wohl größten Bekanntheitsschub in Europa verschaffte. Gerade hatte die junge Klimaaktivistin aus Uganda gemeinsam mit Greta Thunberg und Isabelle Axelsson aus Schweden, Luisa Neubauer aus Deutschland und Loukina Tille aus der Schweiz auf einer Pressekonferenz in Davos gesprochen, um am Rande des Weltwirtschaftsforums 2020 auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. "Es ist höchste Zeit, aus allen Teilen der Welt zu berichten, weil Menschen überall auf der Welt leiden", hatte Nakate von den Journalisten gefordert. Kurze Zeit später veröffentlichte die Nachrichtenagentur AP die Fotos der Veranstaltung. Zu sehen waren Thunberg, Axelsson, Neubauer und Tille. Vanessa Nakate, die sich gemeinsam mit ihren europäischen Mitstreiterinnen in einer Reihe aufgestellt hatte, war als Einzige aus den Bildern herausgeschnitten worden - und aus der dazugehörigen Pressemitteilung gleich dazu.
Die AP entschuldigte sich später auf Twitter für den Bildbeschnitt, den sie auf "rein kompositorische Gründe" zurückführte, und veröffentlichte das Originalfoto. Bei Nakate hinterließ der Vorfall dennoch einen bleibenden Eindruck: "Ihr habt nicht nur einen Menschen aus einem Foto getilgt. Ihr habt einen ganzen Kontinent getilgt", sagt sie in einem Video auf ihren Social-Media-Kanälen.
Nakates persönliche Erfahrung aus den Schweizer Alpen ist bezeichnend für das vergleichsweise geringe Interesse der Öffentlichkeit, wenn es um die Folgen des Klimawandels für den globalen Süden geht. Die Länder des afrikanischen Kontinents tragen zur globalen Erderwärmung zwar weitaus weniger bei als die Industrienationen - von den Konsequenzen werden sie aber sehr viel härter getroffen. Laut einem Bericht der Hilfsorganisation Care International ereigneten sich im Jahr 2019 neun der zehn Krisen, die in der Berichterstattung am stärksten vernachlässigt wurden, in Afrika. Dazu gehörten Länder wie Madagaskar, wo 2,6 Millionen Menschen durch klimatische Veränderungen hungerten, oder Sambia, wo wegen mehrerer Ernteausfälle etwa 2,3 Millionen Menschen dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen waren.
Aber auch in Uganda, Nakates Heimat, sind die Folgen des Klimawandels längst deutlich zu spüren. Überflutungen durch Starkregen und Erdrutsche reißen immer wieder Menschen in den Tod, zerstören ganze Städte und zwingen Tausende zur Flucht, extreme Dürrephasen lassen die Ernten vertrocknen, der Wechsel zwischen den Wetterextremen wird zunehmend abrupter. In ihrem Buch "Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss" beschreibt die 25 Jahre alte Nakate eindrücklich, was das für das Leben in ihrer Heimat bedeutet: Für einen Großteil der Bevölkerung sind die Folgen der Klimakrise längst kein Zukunftsszenario mehr - sondern eine Realität, die bereits heute ihren Alltag bestimmt.
"Wir müssen jetzt handeln und die Situation umkehren", schreibt Nakate, die mittlerweile zu den bekanntesten Klimaaktivistinnen des afrikanischen Kontinents zählt und sich in ihrem Buch dafür starkmacht, den eurozentristischen Blick auf die Klimakrise zu überwinden. Zwischen gut belegten Informationen, Verweisen auf das Engagement anderer junger Afrikanerinnen und Parolen wie "Kohle können wir nicht essen, Öl nicht trinken, Erdgas nicht atmen" zeichnet "Unser Haus steht längst in Flammen" aber auch Nakates eigenen Weg zur Aktivistin nach - und erzählt damit gleichzeitig auch eine sehr persönliche Geschichte.
"Es ist ein weiter Weg von Kampala, Uganda, nach Davos in der Schweiz, sowohl metaphorisch als auch ganz konkret", schreibt Nakate. 2018, kurz nach ihrem Universitätsabschluss, begann sie sich für den Klimaschutz zu engagieren, erhielt aber zunächst nur wenig Aufmerksamkeit. Dann teilte Greta Thunberg eines ihrer Fotos in den sozialen Medien, und der Stein kam ins Rollen. Nakate wurde von den Vereinten Nationen nach New York eingeladen, dann zur Klimakonferenz in Madrid, schließlich nach Davos. Mittlerweile spricht sie auf Veranstaltungen auf der ganzen Welt, hat eine eigene Organisation gegründet, um Schulen in ihrer Heimat mit Solaranlagen und sauberen Kochgelegenheiten auszustatten, vernetzt mit ihrer Bewegung "Rise up Movement" afrikanische Aktivistinnen und Aktivisten miteinander und hält vor ugandischen Schulklassen Vorträge über den Klimawandel.
In Nakates Laufbahn finden sich viele Parallelen zu Aktivistinnen der Fridays-for-Future-Bewegung aus Europa und Amerika. Und doch hatte die junge Uganderin von Beginn an mit größeren Herausforderungen zu kämpfen als die meisten ihrer Mitstreiterinnen aus dem Westen. So beschreibt sie etwa die Gefahr, während ihres ersten Protests vor dem ugandischen Parlament in der Hauptstadt Kampala festgenommen, mit Tränengas beschossen oder verprügelt zu werden, wie sie es von den Studenten-Demonstrationen an ihrer Universität kannte. Die Angst, als junge Frau, die sich allein auf die Straße stellt, belästigt zu werden und sich dem Vorwurf der Prostitution auszusetzen. Und die Herausforderung, in einem Land, in dem die Chance auf Bildung bei Weitem keine Selbstverständlichkeit ist, Alternativen zu den für "Fridays for Future" üblichen Schulstreiks zu finden.
Nakate erzählt all das mit großer Ehrlichkeit, lässt Zweifel und Unsicherheiten zu, gibt nicht vor, auf jede Frage eine Antwort zu kennen. Und doch trägt sie den Kern ihres Anliegens mit großer Entschlossenheit vor: Um im Kampf gegen den Klimawandel erfolgreich zu sein, muss sich die Weltgemeinschaft zusammentun. Dafür müssen auch die Länder des globalen Südens ihre Stimme erheben. Vor allem aber müssen sie vom Rest der Welt gehört werden. FRANCA WITTENBRINK
Vanessa Nakate: Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss.
Rowohlt Polaris Verlag, Hamburg 2021. 240 S., 16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Afrikas Stimme in der Klimakrise macht auf die Konsequenzen unseres Handelns für den "Süden" aufmerksam
Ironischerweise ist es gerade ein Foto, auf dem sie nicht zu sehen ist, das Vanessa Nakate den wohl größten Bekanntheitsschub in Europa verschaffte. Gerade hatte die junge Klimaaktivistin aus Uganda gemeinsam mit Greta Thunberg und Isabelle Axelsson aus Schweden, Luisa Neubauer aus Deutschland und Loukina Tille aus der Schweiz auf einer Pressekonferenz in Davos gesprochen, um am Rande des Weltwirtschaftsforums 2020 auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. "Es ist höchste Zeit, aus allen Teilen der Welt zu berichten, weil Menschen überall auf der Welt leiden", hatte Nakate von den Journalisten gefordert. Kurze Zeit später veröffentlichte die Nachrichtenagentur AP die Fotos der Veranstaltung. Zu sehen waren Thunberg, Axelsson, Neubauer und Tille. Vanessa Nakate, die sich gemeinsam mit ihren europäischen Mitstreiterinnen in einer Reihe aufgestellt hatte, war als Einzige aus den Bildern herausgeschnitten worden - und aus der dazugehörigen Pressemitteilung gleich dazu.
Die AP entschuldigte sich später auf Twitter für den Bildbeschnitt, den sie auf "rein kompositorische Gründe" zurückführte, und veröffentlichte das Originalfoto. Bei Nakate hinterließ der Vorfall dennoch einen bleibenden Eindruck: "Ihr habt nicht nur einen Menschen aus einem Foto getilgt. Ihr habt einen ganzen Kontinent getilgt", sagt sie in einem Video auf ihren Social-Media-Kanälen.
Nakates persönliche Erfahrung aus den Schweizer Alpen ist bezeichnend für das vergleichsweise geringe Interesse der Öffentlichkeit, wenn es um die Folgen des Klimawandels für den globalen Süden geht. Die Länder des afrikanischen Kontinents tragen zur globalen Erderwärmung zwar weitaus weniger bei als die Industrienationen - von den Konsequenzen werden sie aber sehr viel härter getroffen. Laut einem Bericht der Hilfsorganisation Care International ereigneten sich im Jahr 2019 neun der zehn Krisen, die in der Berichterstattung am stärksten vernachlässigt wurden, in Afrika. Dazu gehörten Länder wie Madagaskar, wo 2,6 Millionen Menschen durch klimatische Veränderungen hungerten, oder Sambia, wo wegen mehrerer Ernteausfälle etwa 2,3 Millionen Menschen dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen waren.
Aber auch in Uganda, Nakates Heimat, sind die Folgen des Klimawandels längst deutlich zu spüren. Überflutungen durch Starkregen und Erdrutsche reißen immer wieder Menschen in den Tod, zerstören ganze Städte und zwingen Tausende zur Flucht, extreme Dürrephasen lassen die Ernten vertrocknen, der Wechsel zwischen den Wetterextremen wird zunehmend abrupter. In ihrem Buch "Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss" beschreibt die 25 Jahre alte Nakate eindrücklich, was das für das Leben in ihrer Heimat bedeutet: Für einen Großteil der Bevölkerung sind die Folgen der Klimakrise längst kein Zukunftsszenario mehr - sondern eine Realität, die bereits heute ihren Alltag bestimmt.
"Wir müssen jetzt handeln und die Situation umkehren", schreibt Nakate, die mittlerweile zu den bekanntesten Klimaaktivistinnen des afrikanischen Kontinents zählt und sich in ihrem Buch dafür starkmacht, den eurozentristischen Blick auf die Klimakrise zu überwinden. Zwischen gut belegten Informationen, Verweisen auf das Engagement anderer junger Afrikanerinnen und Parolen wie "Kohle können wir nicht essen, Öl nicht trinken, Erdgas nicht atmen" zeichnet "Unser Haus steht längst in Flammen" aber auch Nakates eigenen Weg zur Aktivistin nach - und erzählt damit gleichzeitig auch eine sehr persönliche Geschichte.
"Es ist ein weiter Weg von Kampala, Uganda, nach Davos in der Schweiz, sowohl metaphorisch als auch ganz konkret", schreibt Nakate. 2018, kurz nach ihrem Universitätsabschluss, begann sie sich für den Klimaschutz zu engagieren, erhielt aber zunächst nur wenig Aufmerksamkeit. Dann teilte Greta Thunberg eines ihrer Fotos in den sozialen Medien, und der Stein kam ins Rollen. Nakate wurde von den Vereinten Nationen nach New York eingeladen, dann zur Klimakonferenz in Madrid, schließlich nach Davos. Mittlerweile spricht sie auf Veranstaltungen auf der ganzen Welt, hat eine eigene Organisation gegründet, um Schulen in ihrer Heimat mit Solaranlagen und sauberen Kochgelegenheiten auszustatten, vernetzt mit ihrer Bewegung "Rise up Movement" afrikanische Aktivistinnen und Aktivisten miteinander und hält vor ugandischen Schulklassen Vorträge über den Klimawandel.
In Nakates Laufbahn finden sich viele Parallelen zu Aktivistinnen der Fridays-for-Future-Bewegung aus Europa und Amerika. Und doch hatte die junge Uganderin von Beginn an mit größeren Herausforderungen zu kämpfen als die meisten ihrer Mitstreiterinnen aus dem Westen. So beschreibt sie etwa die Gefahr, während ihres ersten Protests vor dem ugandischen Parlament in der Hauptstadt Kampala festgenommen, mit Tränengas beschossen oder verprügelt zu werden, wie sie es von den Studenten-Demonstrationen an ihrer Universität kannte. Die Angst, als junge Frau, die sich allein auf die Straße stellt, belästigt zu werden und sich dem Vorwurf der Prostitution auszusetzen. Und die Herausforderung, in einem Land, in dem die Chance auf Bildung bei Weitem keine Selbstverständlichkeit ist, Alternativen zu den für "Fridays for Future" üblichen Schulstreiks zu finden.
Nakate erzählt all das mit großer Ehrlichkeit, lässt Zweifel und Unsicherheiten zu, gibt nicht vor, auf jede Frage eine Antwort zu kennen. Und doch trägt sie den Kern ihres Anliegens mit großer Entschlossenheit vor: Um im Kampf gegen den Klimawandel erfolgreich zu sein, muss sich die Weltgemeinschaft zusammentun. Dafür müssen auch die Länder des globalen Südens ihre Stimme erheben. Vor allem aber müssen sie vom Rest der Welt gehört werden. FRANCA WITTENBRINK
Vanessa Nakate: Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss.
Rowohlt Polaris Verlag, Hamburg 2021. 240 S., 16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit viel Sympathie liest Franca Wittenbrink dieses Buch der ugandischen Klimaaktivistin Vanessa Nakate, die darin nicht nur von ihren eigenen Erfahrung berichtet, sondern auch auch deutlich macht, dass in den afrikanischen Ländern die Folgen des Klimawandels kein Zukunftsszenario sind, sondern längst eingetreten. Was die 25-jährige Nakate im Kampf für mehr Klimaschutz schon alles auf die Beine gestellt hat, ringt der Rezensentin Respekt ab und sie mahnt, die Erfahrungen afrikanischer MitstretierInnen nicht wie so oft als erstes unter den Tisch fallen zu lassen.
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