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Ganz große Literatur für junge Leser
Die Niederlande im September 1938. Seltsame Dinge geschehen auf der Straße hinter dem Haus der Familie Boon, ganz nah an der Grenze zu Deutschland: Ein Auto fährt vorbei und verschwindet dann plötzlich. Geister tauchen auf und lösen sich wieder in Luft auf. Aber sind es wirklich Geister? Und was hat das alles mit dem jungen Mädchen aus Deutschland zu tun, das plötzlich im Dorf ist?

Produktbeschreibung
Ganz große Literatur für junge Leser
Die Niederlande im September 1938. Seltsame Dinge geschehen auf der Straße hinter dem Haus der Familie Boon, ganz nah an der Grenze zu Deutschland: Ein Auto fährt vorbei und verschwindet dann plötzlich. Geister tauchen auf und lösen sich wieder in Luft auf. Aber sind es wirklich Geister? Und was hat das alles mit dem jungen Mädchen aus Deutschland zu tun, das plötzlich im Dorf ist?
Autorenporträt
Benny Lindelauf, 1964 geboren, hat sich schon immer gern von seiner Oma Geschichten erzählen lassen. Heute lebt er als Schriftsteller in Rotterdam und gibt Kurse für Menschen, die auch schreiben wollen.

Bettina Bach, Jg. 1965, übersetzt aus dem Französischen, Englischen und Nieder-ländischen. Zu den von ihr ins Deutsche übertragenen Autoren gehören neben Didier Decoin u. a. Jan Siebelink, Mary Hooper sowie Anne Plichota und Cendrine Wolf. Bettina Bach lebt in Jena.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.08.2012

Der Welt ihren Lauf lassen
„Unsere goldene Zukunft“: Der zweite Teil von Benny Lindelaufs Familiengeschichte
Die Frage ist ja: Was macht ein Buch herausragend? Die Mühelosigkeit des Erzählens, die Eigenwilligkeit der Figuren, Lebendigkeit der Dialoge, Aussagekraft ohne aufdringliche Intention, Verortung in einem zeitlichen Umfeld ohne Verfallsdatum, die Beiläufigkeit des Ungeheuren, der Witz bei aller Dramatik? Jedes für sich genommen ist schon viel, wenn aber einer, wie der niederländische Autor Benny Lindelauf, über all das verfügt (von Bettina Bach in allen Stimmungen und Stimmen nuancenreich übersetzt), dann ist das ein Glücksfall für Literatur wie Leser.
  Nach Das Gegenteil von Sorgen (2008 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert) deutet der zweite Band Unsere goldene Zukunf t, einen weiteren Quantensprung an und der ist gelungen. Im Zentrum der Saga um die Familie Boon stehen einmal mehr Ich-Erzählerin Fing, die Vernünftige, Müllche, die Rauflustige mit ihrem Faible für tragische Tragödien, und Ness, die Jüngste, wegen ihres „Rutschels“, eines lockeren Wirbels, ins Knarz-Korsett gezwängt: drei Schwestern, drei Temperamente, dazu die vier großen Brüder, der sanftmütige Vater, die ruppig-großherzige Großmutter Omm Maij, nicht zu vergessen die ächzenden Hausgeister Niimelefiimel und Kal, und die Verstorbenen, die auf Fotos in Dosen (Zwieback für den Großvater, Nähschachtel für die Mutter) im Gespräch bleiben.
  Stoff genug für unendliche Geschichten, für Gezänk, Gezeter, Gelächter, geben die Jahre zwischen 1938 und 1943 mit Krieg, Besatzung, Verfolgung der „Jüdden“ den Rest, und doch gilt das Augenmerk stets den Menschen in der Historie, den Figuren in der Geschichte, dem Kleinen im Großen. Entsprechend rollt Omm Maijs Auge, ihr Eulenauge, das zu kreisen beginnt, sobald das Leben zuschlägt, mit dem Finger muss sie es ruhig stellen, wie ihr Innendrinnen, wenn das Geld wieder knapp wird oder Finns goldene Zukunft platzt. Ihre Ausbildung zur Lehrerin muss sie sich aus dem Kopf schlagen, um stattdessen die Freundin für Liesl, vorgebliche Nichte des steinreichen Zigarrenkaisers, zu mimen. Gegen Bezahlung und ohne dass sie wüsste, wer Liesl wirklich ist. Weil sie ihren Mund nicht halten, werden Brüder und Vater ins Arbeitslager verschleppt, während Müllche Zeitungen der Untergrundbewegung verteilt, verliebt Fing sich in einen Schwarzmantel, einen holländischen Nazi, aber wird Liesl retten. Und ein Auge dabei verlieren.
  Die Augen, immer wieder die Augen – vielleicht offenbart diese Metapher Lindelaufs Kunst: Es wird geglaubt, geirrt, geliebt, getobt, gehasst, geflucht, verziehen, weil fast alles sein kann in einer einzigen Figur, Mut, Wut und Feigheit, Scheitern und Größe, in einer Zeit, in einem Leben – man muss nur sehr genau hinschauen, zuhören, nicht (besser)wissen, nichts wollen, bloß erzählen. Und der Welt ihren Lauf lassen. Genau das macht die Glaubwürdigkeit dieses Romans aus, der gerade auch im Hinblick auf zeitgeschichtliches Erzählen für Jugendliche (und übrigens genauso für Erwachsene) seine enorme Bedeutung entfaltet: das Kleine im Großen, das Einzelne im Allgemeinen, Lebensgeschichte und Geschichte sind erinnert, recherchiert, nachgefragt und meisterhaft weitererzählt zu etwas Neuem, Eigenem.
  Als Kind, sagt Lindelauf, habe er seiner Großmutter gelauscht, die wie keine andere Geschichten habe erzählen können. Nun hat er ihr mit Omm Maij ein Denkmal gesetzt, ihrerseits eine große Geschichten-Erzählerin-in-der-Geschichte. Und indem der Autor auf diese Weise die Macht der Erinnerung wie die verändernde Möglichkeit des Erzählens weiter vermittelt, ist er selbst erst recht zum großen Erzähler geworden. Die anvisierte Zukunft wird, trotz überschatteter Gegenwart, eine goldene sein.
CHRISTINE KNÖDLER
  
Benny Lindelauf: Unsere goldene Zukunft. Aus dem Niederländischen von Bettina Bach. Bloomsbury 2012. 464 Seiten, 16,90 Euro.
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