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Im Grunde ist nichts skurriler und beglückender zugleich als die Annäherung zwischen Verliebten. Zum Beispiel zwischen Fritz, der, charmant, aber ungeschickt, sein Leben nur mithilfe von Büchern bewältigt, und der charakterstarken Alice, einer zielstrebigen, zukünftigen Deutschlehrerin und Tochter aus gutem Hause. Ihre Liebe funktioniert über Wörter, sie finden und verfehlen sich durch die Sprache und durch den Irrwitz der absurdesten Situationen. Da wäre zum Beispiel das Essen bei ihrer Familie, das völlig aus dem Ruder läuft, nachdem sich der konservative Vater in wüsten Beschimpfungen auf…mehr

Produktbeschreibung
Im Grunde ist nichts skurriler und beglückender zugleich als die Annäherung zwischen Verliebten. Zum Beispiel zwischen Fritz, der, charmant, aber ungeschickt, sein Leben nur mithilfe von Büchern bewältigt, und der charakterstarken Alice, einer zielstrebigen, zukünftigen Deutschlehrerin und Tochter aus gutem Hause. Ihre Liebe funktioniert über Wörter, sie finden und verfehlen sich durch die Sprache und durch den Irrwitz der absurdesten Situationen. Da wäre zum Beispiel das Essen bei ihrer Familie, das völlig aus dem Ruder läuft, nachdem sich der konservative Vater in wüsten Beschimpfungen auf Obdachlose, Aidskranke und Drogensüchtige ergeht und Fritz bei der unvermeidlichen Frage nach der ersten Begegnung der Liebenden bemerkt, er hätte Alice in einem Swingerclub kennengelernt. Sie lieben sich sehr, aber jedes Mal, wenn sie kurz davor sind, für immer zusammenzuleben, sind sie gezwungen, sich zu trennen. Sie machen Schluss. Bis sie sich wiederfinden. Sie knüpfen da an, wo sie schon mal waren. Sie schaffen es bis zur Hochzeit, aber dann lässt sie ein übler Schicksalsschlag aufgeben. Für immer. Aber nein, zehn Jahre später ...

"Unsere schönste Trennung" bringt einen mit typisch Foenkinos'scher Leichtigkeit zum Lachen und rührt zu Tränen. Man amüsiert sich über das, was einem das Herz zusammenschnürt. Dem Autor ist ein skurriles und unglaublich phantasievolles Buch gelungen, voller verschrobener Perspektiven, das seine Referenz an Woody Allen, Alfred Jarry und Albert Cohen nicht versteckt.

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Autorenporträt
Christian Kolb, geb. 1970, studierte französische Literatur und Filmwissenschaft in Berlin und Paris. Er arbeitet als freier Übersetzer.

David Foenkinos, geb. 1974, Schriftsteller und Drehbuchautor, studierte Literaturwissenschaften an der Sorbonne und Jazz am CIM.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2011

Von der leichten Schwere der Liebe
Eine lexikalische Affäre: David Foenkinos erzählt "Unsere schönste Trennung"

Hand in Hand laufen sie durch das Buch: die süße Sehnsucht und die süffige Selbstironie - als wären Edith Piaf und Woody Allen hier zusammen in Flitterwochen. Anders gesagt: David Foenkinos' neuer Roman "Unsere schönste Trennung" ist ein Sommernachtstraum an einem Wintertag. Sie kriegen sich nicht, seine beiden irrsinnig Liebenden, aber trotzdem hat Foenkinos eine Art Happy End in petto. Und das überrascht nicht: Wo David Foenkinos fabuliert, geht's stets um die leicht erträgliche Schwere der Liebe. Seine Drehbücher, Comic-Szenarios und Romane fliegen wie der Pfeil Amors durch die Luft zum Leser - schnell und schwerelos.

Der 1974 in Paris geborene, preisgekrönte Autor macht seiner Heimatstadt, der Hauptstadt der Amour(en), alle Ehre: "Unsere schönste Trennung" hat jenes Je-ne-sais-quoi, das sofort verrät, dass das Buch nicht aus einer deutschen Feder stammt. Dabei legt Fritz, der Ich-Erzähler von "Nos séparations" (2008) und ein Schopenhauer-Jünger, durchaus bierernst los: "Mein Eindruck ist, die Augen des Todes lauern auf mich an jeder Ecke." Aber gerade deshalb hat er sich dem Carpe diem verschrieben; und als er während seines Studiums auf einer Party Alice trifft, pflückt er sie vom Fleck weg.

Sie ist eine höhere Tochter, er ein tiefgründiges Hippiekind; und obwohl ihre Eltern erst dagegen sind, werden bald - nach den obligaten Streitereien, Trennungen und Versöhnungen - die Hochzeitseinladungen verschickt. Fritz arbeitet mittlerweile beim Lexikon-Verlag Larousse, wo er sich mit seiner Chefin ein Gschpusi leistet. Versteht sich von selbst, dass dieses just am Hochzeitstag auffliegt. Alice schickt ihren ungetreuen Bräutigam in die Wüste, wo er, in seiner Depression auch prompt hingeht: Der Tod und der Zufall spülen ihn nämlich in die Bretagne. Dort verkauft er kurzfristig Krawatten - und lernt dabei die Frau kennen, die später, als er wieder bei Larousse ist, seine Ehefrau wird; und noch später seine Ex. Ganz am Schluss darf Fritz dann seine große Liebe Alice wiedersehen, und wer weiß, vielleicht kommen ja ihre beiden Kinder dereinst zusammen.

Kurz: "Unsere schönste Trennung" erzählt die ganz normale Seifenoper eines Lebens - aber mit dem Witz eines sprachverliebten Wort-Forschers von Larousse und dem Esprit eines melancholischen Narren, der nicht umsonst nach dem verbitterten Schweizer Fritz Zorn getauft wurde. Das ist eine Mischung, gerade recht für eine luftige Sommerlektüre, und der Kinofilm dazu, der flimmert dem Leser auch schon vor Augen.

So platt der Plot ist, so peppig sind die Pointen. Und damit die Chose nicht gar zu flüchtig daherkommt, flicht der Ich-Erzähler Lemmata aus dem Larousse ein, von "Cunnilingus" über "Fritz" und "Glück" bis "Aby Warburg". Mal sind sie echt, mal frei erfunden, immer aber ein genialer Schachzug im flotten Spiel dieses Textes. "Unsere schönste Trennung" ist unsere schrägste Hommage an die Liebe in Zeiten der Scheidungsrekorde.

ALEXANDRA KEDVES

David Foenkinos: "Unsere schönste Trennung". Roman.

Aus dem Französischen von Christian Kolb. C. H. Beck Verlag, München 2010. 207 S., geb., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Warum nicht, scheint Alexandra Kedves zu diesem Hauch von einer Lektüre sagen. Wer Sehnsucht und Selbstironie so elegant wie der Franzose David Foenkinos zusammenflicht, findet sie, dem kann man auch einen platten Plot verzeihen. Peppig findet Kedves indes die Pointen in dieser Lovestory mit Happy End. Und so viel Witz und Sprachverliebtheit (der erzählende Held ist professioneller Wort-Forscher von Beruf), scheint ihr doch immerhin bemerkenswert.

© Perlentaucher Medien GmbH