Maurizio Ferraris, eine der wichtigsten philosophischen Stimmen Italiens und Mitbegründer des »Neuen Realismus«, legt in diesem Buch eine Reihe von zeitdiagnostischen Miniaturen vor, die sich mit ironischem Gestus von vielen Prämissen (und Schlussfolgerungen) unserer deutungsfreudigen Epoche absetzen. Auf Besuch in China, unterwegs im Web oder in der Isolation der eigenen Wohnung während der Covid-Pandemie richtet Ferraris seinen Blick zuerst nach außen, und nach unten: zu den Tatsachen, die unabhängig von unseren Überzeugungen und begrifflichen Konstrukten (das Kapital, die Globalisierung) uns unablässig überraschen, provozieren, zum Handeln bewegen. Vor allem bieten die Tatsachen uns aber Interaktionsmöglichkeiten und dadurch weit mehr - und kreativere - Optionen, als die düsteren Szenarien vieler Gegenwartsinterpreten vermuten ließen. Unser Leben, so Ferraris, finde eben nicht auf der Cloud statt und unsere Geschicke seien nicht von unsichtbaren Mächten geleitet: Seine Analysen gehen stattdessen von Händen aus, die schreiben (bzw. tippen), sie gehen von Aufzeichnungen, menschlichen Bedürfnissen und beharrlichen Viren aus. Sie enden mit zukunftsweisenden Visionen für die Welt nach der Gesundheitskrise und mit Vorschlägen für eine »digitale Wohlfahrt«, die auf der Wertschöpfung durch Online-Tätigkeit beruhen und eine Antwort auf die fortschreitende Automation der Arbeit liefern könnte.
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