In seinem neuen Buch gedenkt Friedrich Kittler der Unsterblichen, die sein Leben und Denken freundschaftlich begleitet haben. Ihre Namen stehen nicht nur in den Sternen, sondern auch zwischen und in den Zeilen seiner eigenen Texte, in denen sie unabschließbare Geistergespräche führen. Das erste Kapitel erinnert an Alberti, diesen Künstleringenieur, dem wir nicht nur das neuzeitliche Subjekt verdanken, sondern auch das Wissen um seine Unhaltbarkeit. Es folgen der großer Mathematiker des 17. Jahrhunderts Pierre de Fermat und der einzigartige Leibniz, bevor ein Tigersprung ins 20. Jahrhundert zu dem Begründer der Kybernetik Norbert Wiener, zu Alan Turing, Claude Shannon und Niklas Luhmann reicht. Unterbrochen vom wahnsinnigen Conrad Ferdinand Meyer stellt sich als Irrenarzt der Doktor Lacan ein, gefolgt vom schweigenden Gelächter Michel Foucaults. Am Schluß nur Geistergespräche über das Reden und das Schweigen, über Hades und Persephone. Aus dem Inhalt Leone Battista Alberti Pierre de Fermat Gottfried Wilhelm Leibniz Norbert Wiener Alan Turing Claude Shannon Niklas Luhmann Conrad Ferdinand Meyer Jacques Lacan Michel Foucault Sokrates, Kratylos Hades und Persephone
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.11.2004Hinweis
REITKUNST. Ein Bote reitet durchs Tor. Die einen fragen, welches Pferd er reitet, die anderen, welche Botschaft er bringt. Friedrich Kittler hält es als philosophierender Technologieforscher, der er als Kulturwissenschaftler an der Berliner Humboldt-Universität ist, zumeist mit den Pferden, dem Sattelzeug und der Büchse. Aber für das Überbringen von Botschaften ist auch die Reitkunst selber ein entscheidender Faktor, und weil der Germanist sich die Anhänglichkeit an Klassiker bewahrt hat, verehrt er die großen Reiter, diesseits von Gaul und Botschaft. In Gedenkstücken, die Kittler größtenteils für diese Zeitung verfaßt hat, erinnert er an seine kulturgeschichtlichen Helden. Die meisten der anregend Dargestellten mochten Mathematik und Maschinen: Alberti, Fermat, Leibniz sowie die kybernetische Trias aus Norbert Wiener, Alan Turing und Claude Shannon. Lacan, Foucault und Luhmann hat Kittler selber gekannt. Und vor Conrad Ferdinand Meyer, der weder Pferd noch Büchse und schon gar keine Botschaft hatte, verbeugt er sich voller Zuneigung im schönsten Porträt des Bandes. (Friedrich Kittler: "Unsterbliche". Nachrufe, Erinnerungen, Geistergespräche. Wilhelm Fink Verlag, München 2004. 151 S., br., 19,90 [Euro].)
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REITKUNST. Ein Bote reitet durchs Tor. Die einen fragen, welches Pferd er reitet, die anderen, welche Botschaft er bringt. Friedrich Kittler hält es als philosophierender Technologieforscher, der er als Kulturwissenschaftler an der Berliner Humboldt-Universität ist, zumeist mit den Pferden, dem Sattelzeug und der Büchse. Aber für das Überbringen von Botschaften ist auch die Reitkunst selber ein entscheidender Faktor, und weil der Germanist sich die Anhänglichkeit an Klassiker bewahrt hat, verehrt er die großen Reiter, diesseits von Gaul und Botschaft. In Gedenkstücken, die Kittler größtenteils für diese Zeitung verfaßt hat, erinnert er an seine kulturgeschichtlichen Helden. Die meisten der anregend Dargestellten mochten Mathematik und Maschinen: Alberti, Fermat, Leibniz sowie die kybernetische Trias aus Norbert Wiener, Alan Turing und Claude Shannon. Lacan, Foucault und Luhmann hat Kittler selber gekannt. Und vor Conrad Ferdinand Meyer, der weder Pferd noch Büchse und schon gar keine Botschaft hatte, verbeugt er sich voller Zuneigung im schönsten Porträt des Bandes. (Friedrich Kittler: "Unsterbliche". Nachrufe, Erinnerungen, Geistergespräche. Wilhelm Fink Verlag, München 2004. 151 S., br., 19,90 [Euro].)
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2004Bauchreden
Friedrich Kittler verlässt den Maschinenraum und trifft im geistigen Pantheon seine Heldenmenschen
Zuletzt war aus dem Umfeld des Berliner Medienhistorikers Friedrich Kittler Merkwürdiges zu hören: Offenbar hatte man so etwas wie eine Klassenfahrt unternommen, eine Expedition ins wirkliche Leben, von der die Teilnehmer, wie behauptet wurde, „nicht ganz als dieselben zurückkamen, die sie zuvor gewesen waren”.
Als selbst ernannte „Schliemänner der Messtechnik” hatten Kittler & Friends eine Reise zum Golf von Salerno, südlich von Neapel, unternommen, dorthin also, wo der Sage nach Odysseus, an den Schiffsmast gebunden, einst den Gesängen der Sirenen lauschte. Da mit echten Sirenen an Ort und Stelle nicht unbedingt zu rechnen war, sangen die Reisenden selbst, rezitierten die homerischen Verse der Sirenen-Verlockung gegen die nackten Felsen von Li Galli, ließen zwei mitgebrachte Opernsängerinnen ihre Stimmen erheben und erprobten Echo-Effekte mit elektroakustisch gesampeltem Möwengeschrei, Wellen- und Windgeräusch.
Was dabei herauskam, ist nicht ganz klar, zumal es während der Expedition im April 2004 dummerweise stürmisch gewesen sein muss, während in der „Odyssee” die See glatt und windstill daliegt. Fest scheint aber zu stehen, dass Klänge, die von einer Insel vor der Amalfi-Küste, von Gallo Lungo aus, gesendet werden, sich nicht schlicht als Echo an den zwei gegenüberliegenden Felsen brechen, sondern von diesen auch noch verstärkereffektartig hin- und hergeworfen werden. Den Nah- und Fernsinn eines vorbeisegelnden Seefahrers kann das schon mal verwirren. Und fest steht nicht zuletzt auch, dass der Medienarchäologe Friedrich Kittler über einen Ausflug nach Italien nun endgültig bei den Griechen angekommen ist.
Es war ein langer Weg dahin, zurück nach Griechenland. Vielleicht ist es eine Sache des beginnenden Alters, dass jemand, der sich schon lange nicht mehr als Germanist bezeichnet sehen will, der mit seinen Büchern „Aufschreibesysteme” und „Grammophon, Film, Typewriter” eine medientheoretische Wende in der Literaturwissenschaft einläutete, der sich dann eigentlich nur noch mit Mathematik und der Hard- und Software von Computern beschäftigte - dass so jemand irgendwann die Fundamente tiefer legt und sich auf die abendländischen Ursprünge der Medienwissenschaft besinnt. Vielleicht sind „Kittler und die Griechen” aber vor allem auch ein Spleen. Seine Odyssee zur Odyssee klingt wenigstens ganz danach.
Die Halbgötter aus den vergangenen Jahrzehnten trugen keine antiken Namen. Sie hießen Leibniz, Conrad Ferdinand Meyer, Leon Battista Alberti, Pierre de Fermat, Norbert Wiener, Alan Turing, Claude Shannon, Jacques Lacan, Niklas Luhmann oder Michel Foucault. Und da ihre Namen nicht nur in den Sternen, sondern auch zwischen den Zeilen aller seiner Texte und Bücher stehen, hat Friedrich Kittler die „Nachrufe, Erinnerungen, Geistergespräche”, die er ihnen im Lauf der Zeit widmete, nun in einem Buch versammelt: „Unsterbliche” ist eine Art Pantheon. Es sind Kittlers Helden.
Man hat dem besessenen Medientechniker, ähnlich wie Niklas Luhmann, den „Antihumanismus”, den er pflegt und mit dem er natürlich auch düpierte, oft zum Vorwurf gemacht. So wie in Luhmanns Welt der Mensch in der Gesellschaft nicht vorkommt, weil diese nur aus Kommunikationen besteht, bestimmen bei Kittler die technischen Standards, „was Mensch heißt”. Liest man aber nun seine Nachrufe und Geistergespräche, ist es gerade dies, was ins Auge fällt: ihre Menschlichkeit. Es geht hier nicht um Begriffe, Theorien oder Formelgleichungen, die in der Zusammenführung ihrer Autoren einen eigenen Kanon ergäben. Es geht um die Autoren selbst, die - halb Menschen, halb Götter - in kleinen, manchmal sehr persönlichen Porträts Gestalt annehmen.
Da stürmt der Irrenarzt und Psychoanalytiker Jacques Lacan mit „einem riesigen braunen Pelzmantel, einem Stück aus der letzten Damenkollektion”, durch die Hintertür eines Straßburger Hörsaals, zündet krumme Zigarillos an und beginnt, zwei Stunden lang „bauchzureden”. Da stellt Leon Battista Alberti fest, dass keine Frau notorische Bücherleser liebt, und beschließt, sich den Lebenskünsten „Reiten, Gehen und Reden” zu widmen. Da fragt Niklas Luhmann, ob es den Berliner Zoo noch gibt. Und da steht im Wohnzimmer des Mathematikers Claude Shannon ein schwarzer Kasten mit einem einzigen Schalter: Legt man diesen von „Off” auf „On” um, was Shannons Freunde, wenn sie zu Besuch sind, gerne tun, geht ein Deckel auf, eine kleine weiße Automatenhand erscheint, findet den Schalter und stellt ihn zurück auf „Off”. „Digitale Maschinen können, was sie können, weil sie keinen Sinn haben”, sagt dazu Friedrich Kittler.
Es gibt natürlich „Unsterbliche”, die in diesem schönen Buch fehlen. Zum einen sind das Pink Floyd, die mit „The Dark Side of the Moon” Pan, den Gott der Ohren, „als Rocksong wiederkehren ließen”. Zum anderen fehlt Heidegger, der als Freiburger Gespenst dafür alle anderen Texte durchgeistert. Nichts zu suchen haben hier dagegen Kittlers Anti-Helden: John Locke, über den es in der „Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft” heißt, er sei ein „Flachkopf”, Adorno, der „dümmste” aller Heidegger-Kritiker, und Rousseau, der „dümmste, paranoischste und folglich folgenreichste aller Aufklärer”.
„Unsterbliche” sind eine Art Autobiografie: Zusammen mit seinen Helden wandelt Friedrich Kittler darin auf der hellen Seite des Mondes. Längst hat er sie von dort aus alle mit nach Griechenland genommen.
Friedrich Kittler
Unsterbliche
Nachrufe, Erinnerungen, Geistergespräche. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2004. 152 Seiten, 19,90 Euro.
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Friedrich Kittler verlässt den Maschinenraum und trifft im geistigen Pantheon seine Heldenmenschen
Zuletzt war aus dem Umfeld des Berliner Medienhistorikers Friedrich Kittler Merkwürdiges zu hören: Offenbar hatte man so etwas wie eine Klassenfahrt unternommen, eine Expedition ins wirkliche Leben, von der die Teilnehmer, wie behauptet wurde, „nicht ganz als dieselben zurückkamen, die sie zuvor gewesen waren”.
Als selbst ernannte „Schliemänner der Messtechnik” hatten Kittler & Friends eine Reise zum Golf von Salerno, südlich von Neapel, unternommen, dorthin also, wo der Sage nach Odysseus, an den Schiffsmast gebunden, einst den Gesängen der Sirenen lauschte. Da mit echten Sirenen an Ort und Stelle nicht unbedingt zu rechnen war, sangen die Reisenden selbst, rezitierten die homerischen Verse der Sirenen-Verlockung gegen die nackten Felsen von Li Galli, ließen zwei mitgebrachte Opernsängerinnen ihre Stimmen erheben und erprobten Echo-Effekte mit elektroakustisch gesampeltem Möwengeschrei, Wellen- und Windgeräusch.
Was dabei herauskam, ist nicht ganz klar, zumal es während der Expedition im April 2004 dummerweise stürmisch gewesen sein muss, während in der „Odyssee” die See glatt und windstill daliegt. Fest scheint aber zu stehen, dass Klänge, die von einer Insel vor der Amalfi-Küste, von Gallo Lungo aus, gesendet werden, sich nicht schlicht als Echo an den zwei gegenüberliegenden Felsen brechen, sondern von diesen auch noch verstärkereffektartig hin- und hergeworfen werden. Den Nah- und Fernsinn eines vorbeisegelnden Seefahrers kann das schon mal verwirren. Und fest steht nicht zuletzt auch, dass der Medienarchäologe Friedrich Kittler über einen Ausflug nach Italien nun endgültig bei den Griechen angekommen ist.
Es war ein langer Weg dahin, zurück nach Griechenland. Vielleicht ist es eine Sache des beginnenden Alters, dass jemand, der sich schon lange nicht mehr als Germanist bezeichnet sehen will, der mit seinen Büchern „Aufschreibesysteme” und „Grammophon, Film, Typewriter” eine medientheoretische Wende in der Literaturwissenschaft einläutete, der sich dann eigentlich nur noch mit Mathematik und der Hard- und Software von Computern beschäftigte - dass so jemand irgendwann die Fundamente tiefer legt und sich auf die abendländischen Ursprünge der Medienwissenschaft besinnt. Vielleicht sind „Kittler und die Griechen” aber vor allem auch ein Spleen. Seine Odyssee zur Odyssee klingt wenigstens ganz danach.
Die Halbgötter aus den vergangenen Jahrzehnten trugen keine antiken Namen. Sie hießen Leibniz, Conrad Ferdinand Meyer, Leon Battista Alberti, Pierre de Fermat, Norbert Wiener, Alan Turing, Claude Shannon, Jacques Lacan, Niklas Luhmann oder Michel Foucault. Und da ihre Namen nicht nur in den Sternen, sondern auch zwischen den Zeilen aller seiner Texte und Bücher stehen, hat Friedrich Kittler die „Nachrufe, Erinnerungen, Geistergespräche”, die er ihnen im Lauf der Zeit widmete, nun in einem Buch versammelt: „Unsterbliche” ist eine Art Pantheon. Es sind Kittlers Helden.
Man hat dem besessenen Medientechniker, ähnlich wie Niklas Luhmann, den „Antihumanismus”, den er pflegt und mit dem er natürlich auch düpierte, oft zum Vorwurf gemacht. So wie in Luhmanns Welt der Mensch in der Gesellschaft nicht vorkommt, weil diese nur aus Kommunikationen besteht, bestimmen bei Kittler die technischen Standards, „was Mensch heißt”. Liest man aber nun seine Nachrufe und Geistergespräche, ist es gerade dies, was ins Auge fällt: ihre Menschlichkeit. Es geht hier nicht um Begriffe, Theorien oder Formelgleichungen, die in der Zusammenführung ihrer Autoren einen eigenen Kanon ergäben. Es geht um die Autoren selbst, die - halb Menschen, halb Götter - in kleinen, manchmal sehr persönlichen Porträts Gestalt annehmen.
Da stürmt der Irrenarzt und Psychoanalytiker Jacques Lacan mit „einem riesigen braunen Pelzmantel, einem Stück aus der letzten Damenkollektion”, durch die Hintertür eines Straßburger Hörsaals, zündet krumme Zigarillos an und beginnt, zwei Stunden lang „bauchzureden”. Da stellt Leon Battista Alberti fest, dass keine Frau notorische Bücherleser liebt, und beschließt, sich den Lebenskünsten „Reiten, Gehen und Reden” zu widmen. Da fragt Niklas Luhmann, ob es den Berliner Zoo noch gibt. Und da steht im Wohnzimmer des Mathematikers Claude Shannon ein schwarzer Kasten mit einem einzigen Schalter: Legt man diesen von „Off” auf „On” um, was Shannons Freunde, wenn sie zu Besuch sind, gerne tun, geht ein Deckel auf, eine kleine weiße Automatenhand erscheint, findet den Schalter und stellt ihn zurück auf „Off”. „Digitale Maschinen können, was sie können, weil sie keinen Sinn haben”, sagt dazu Friedrich Kittler.
Es gibt natürlich „Unsterbliche”, die in diesem schönen Buch fehlen. Zum einen sind das Pink Floyd, die mit „The Dark Side of the Moon” Pan, den Gott der Ohren, „als Rocksong wiederkehren ließen”. Zum anderen fehlt Heidegger, der als Freiburger Gespenst dafür alle anderen Texte durchgeistert. Nichts zu suchen haben hier dagegen Kittlers Anti-Helden: John Locke, über den es in der „Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft” heißt, er sei ein „Flachkopf”, Adorno, der „dümmste” aller Heidegger-Kritiker, und Rousseau, der „dümmste, paranoischste und folglich folgenreichste aller Aufklärer”.
„Unsterbliche” sind eine Art Autobiografie: Zusammen mit seinen Helden wandelt Friedrich Kittler darin auf der hellen Seite des Mondes. Längst hat er sie von dort aus alle mit nach Griechenland genommen.
Friedrich Kittler
Unsterbliche
Nachrufe, Erinnerungen, Geistergespräche. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2004. 152 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eine "Art Pantheon" sieht Rezensentin Julia Encke in Friedrich Kittlers Buch "Unsterbliche", das "Nachrufe, Erinnerungen, Geistergespräche" versammelt, die der Kulturwissenschaftler und Medienarchäologe seinen Helden im Laufe der Zeit gewidmet hat. In Anbetracht des Vorwurfs des "Antihumanismus", der gegen Kittler ähnlich wie gegen Luhmann erhoben wurde, zeigt sich Encke von der Menschlichkeit dieser Nachrufe und Geistergespräche positiv überrascht. Nicht um Begriffe, Theorien oder Formelgleichungen gehe es in diesen "manchmal sehr persönlichen" Porträts, sondern um die Autoren - "halb Menschen, halb Götter" - selbst. So erzähle Kittler von Niklas Luhmann, der frage, ob es den Berliner Zoo immer noch gebe, oder von Jacques Lacan, der mit einem "riesigen braunen Pelzmantel, einem Stück aus der letzten Damenkollektion" durch die Hintertür eines Straßburger Hörsaals stürmte und krumme Zigarillos rauchend zwei Stunden bauchredete. Encke versteht das Buch auch als "eine Art Autobiografie": zusammen mit seinen Helden wandle Kittler darin auf der hellen Seite des Mondes.
© Perlentaucher Medien GmbH
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