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Ein Mann geht auf die Suche nach der versteckten Vergangenheit der eigenen Familie und landet in den skandalösen Abgründen der Schweizer Bankenwelt, die erst jetzt, 50 Jahre nach dem Ende des Krieges, ans Tageslicht kommen. Ein Abenteuerroman, ein Thriller und die Geschichte einer unerwarteten Selbsterkenntnis.

Produktbeschreibung
Ein Mann geht auf die Suche nach der versteckten Vergangenheit der eigenen Familie und landet in den skandalösen Abgründen der Schweizer Bankenwelt, die erst jetzt, 50 Jahre nach dem Ende des Krieges, ans Tageslicht kommen. Ein Abenteuerroman, ein Thriller und die Geschichte einer unerwarteten Selbsterkenntnis.
Autorenporträt
Bernd Schroeder, geboren 1944, aufgewachsen in Bayern, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik in München. Seit 1970 arbeitet er als freier Autor. Bis 1992 hat er vorwiegend Fernseh- und Hörspiele geschrieben. 1985 erhielt er den Adolf-Grimme-Preis, 1992 den Deutschen Filmpreis. Seit 1993 hat er verschiedene Romane veröffentlicht. Bernd Schroeder lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.1995

Zwanzig Sekunden Honecker
Ragout geglückt: Bernd Schroeders Roman "Unter Brüdern"

Wer heute mit einem Fernsehstoff reüssieren will, darf sich nicht zieren; er muß seine Motive auf der Straße auflesen, muß zugleich ein bißchen in die Wolken greifen und sich manches aus den Fingern saugen. Erst recht für das Fernsehen also gilt, was in Goethes "Vorspiel auf dem Theater" der Direktor als Losung ausgibt: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen . . . / Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken! / Solch ein Ragout, es muß Euch glücken". Bernd Schroeder, Autor von Hörspielen und Drehbüchern zu Fernsehfilmen, hält sich als Prosaautor - in seinem zweiten Roman - an dieses Erfolgsrezept.

Der Titel "Unter Brüdern" kündigt schon die Grundkonstruktion des Romans an: den Gegensatz der feindlichen Brüder, ein seit Kain und Abel altbewährtes Konfliktmuster, zumal im Drama. Schroeder setzt in die vorgezeichneten Positionen den karrierebewußten, bei Geschäften nicht zimperlichen Versicherungsdirektor Max und den vom Geist der Achtundsechziger angekränkelten, sich wirtschaftlich so gerade über Wasser haltenden Kunst- und Antiquitätenhändler Paul. Er spannt die Geschichte zwischen dem für den Versager bitteren Triumph des Karrieristen und der süßen Rache Pauls; die Wende kommt durch eine Art Rollentausch zustande.

Auch die zeitgeschichtliche "Wende", die Öffnung der Berliner Mauer, greift in die Handlung ein. Mit dem Tod der Großmutter, die aus dem Westen nach Ost-Berlin gegangen war, genauer mit der Auflösung ihrer Wohnung fallen dem glücklosen Bruder Familiendokumente in die Hand, die ihm Wissen verschaffen, mit dem er Fortüne machen wird. Zwar verliert er seine Freundin und Geliebte auf Abruf, die Filmemacherin und Journalistin Helga, eine Kommunistin "der letzten Stunde", an ihren Mäzen Hartmut von Rönne, aber nur vorübergehend, denn diesen "Wiedervereinigungsgewinnler" holt in umgekehrter Weise die Familienvergangenheit ein.

Alle kennen sich aus der Zeit der Studentenrevolte. Eine seltsam bunte Flora ist da auf dem Stamm der Achtundsechziger gewachsen. Mittendrin als Paradiesvogel Helga, die mit einem chilenischen Kameramann Erich Honecker in seinem Exil belauert hat und mit dem Gewinn aus dem weltweiten Verkauf eines 20-Sekunden-Films eine eigene Produktionsfirma gründen kann. Der Fernsehautor Schroeder betrachtet seine Zunft mit Ironie, verspottet die hektische Suche nach aktuellen Stoffen, die Maschinerie der "Ideen"-Produktion, ihren Leerlauf. Einen der Handlungsabschnitte des Romans spielt er als eine mögliche Filmversion durch.

Den Drehbuchautor verleugnet Schroeder also nicht. Zunächst auch kommt der Roman nicht zu seiner eigenen Sprache. Da protzt der Autor mit Metaphern, mit schiefen Bildern, mit forciertem Jargon. Allerdings kämpft sich Schroeder bald aus dem Sprachgestrüpp frei. Richtig in Fahrt bringt er die Handlung mit der Kriminalgeschichte um ein riesiges Geheimvermögen auf einer Schweizer Bank.

Über den Triumph des bisherigen Versagers, der plötzlich im Geld schwimmt, über den Schiffbruch des betrogenen Betrügers und das zweite Happy-End seien Einzelheiten nicht verraten. Alles läuft ab wie eine Kriminalkomödie oder wie die Parodie eines Kriminalfilms. Der Roman ist das typische Produkt eines multimedialen Kulturbetriebs.

Nach literarischen Lorbeeren wird hier nicht gegriffen. Aber auch Langeweile greift nicht um sich. Und wie sagt doch die Lustige Person im "Vorspiel auf dem Theater"? "Und nach und nach wird man verflochten, / es wächst das Glück, dann wird es angefochten . . . / und eh' man sich's versieht, ist's eben ein Roman." WALTER HINCK

Bernd Schroeder: "Unter Brüdern". Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995. 301 S., geb., 38,- DM.

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