Mit Leidenschaft - im Fußball wie im Leben.
Im Frühsommer 2020 beginnt die Fußball-Europameisterschaft, die dieses Mal auf dem ganzen Kontinent ausgespielt wird. Wie Millionen Europäer wird Daniel Cohn-Bendit sie mit Leidenschaft verfolgen: In seiner Autobiografie erzählt er, wie Europa und Fußball sein ganzes Leben geprägt haben. Finale der Fußballweltmeisterschaft 1954, Deutschland gegen Ungarn: Für wen sollte ein neunjähriges sportbegeistertes Kind sein, dessen jüdische Eltern Deutschland in den Dreißigerjahren verlassen mussten? Kurze Zeit später zieht die Familie aus Paris zurück nach Deutschland und lässt sich in Frankfurt nieder; wo seine Leidenschaft für Eintracht Frankfurt geweckt wird - und, während der WM 1958, für Brasilien. Er beginnt in Paris zu studieren und steht mit auf den Barrikaden im Mai 1968 - Dany le rouge, der rote Dany. Es folgen wilde Jahre in der Politik und im Privaten, in Deutschland und Frankreich - und immer geht es dabei auch um Fußball: Fußball in Europa, Fußball in Südamerika, Fußball in aller Welt. Daniel Cohn-Bendit erzählt mit Verve und Humor von seiner Leidenschaft für ein großzügiges, offensives Spiel. Fußball ist für Daniel Cohn-Bendit mehr als Sport, es ist ein Spiegel der Gesellschaft, ein Spiegel der Politik, ein Spiegel des Lebens - auch seines eigenen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Im Frühsommer 2020 beginnt die Fußball-Europameisterschaft, die dieses Mal auf dem ganzen Kontinent ausgespielt wird. Wie Millionen Europäer wird Daniel Cohn-Bendit sie mit Leidenschaft verfolgen: In seiner Autobiografie erzählt er, wie Europa und Fußball sein ganzes Leben geprägt haben. Finale der Fußballweltmeisterschaft 1954, Deutschland gegen Ungarn: Für wen sollte ein neunjähriges sportbegeistertes Kind sein, dessen jüdische Eltern Deutschland in den Dreißigerjahren verlassen mussten? Kurze Zeit später zieht die Familie aus Paris zurück nach Deutschland und lässt sich in Frankfurt nieder; wo seine Leidenschaft für Eintracht Frankfurt geweckt wird - und, während der WM 1958, für Brasilien. Er beginnt in Paris zu studieren und steht mit auf den Barrikaden im Mai 1968 - Dany le rouge, der rote Dany. Es folgen wilde Jahre in der Politik und im Privaten, in Deutschland und Frankreich - und immer geht es dabei auch um Fußball: Fußball in Europa, Fußball in Südamerika, Fußball in aller Welt. Daniel Cohn-Bendit erzählt mit Verve und Humor von seiner Leidenschaft für ein großzügiges, offensives Spiel. Fußball ist für Daniel Cohn-Bendit mehr als Sport, es ist ein Spiegel der Gesellschaft, ein Spiegel der Politik, ein Spiegel des Lebens - auch seines eigenen.
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»[S]ehr gut geschrieben und äußerst lesenswert. Cohn-Bendit verliert nie den roten Faden und schafft stets den Brückenschlag zwischen seinem Leben und der Entwicklung des modernen Fußballs.« Fan geht vor 20211001
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2020Mit Steilpässen öffnet man die Räume
Daniel Cohn-Bendit nimmt für seine Autobiographie die Passion für Fußball zum Leitfaden
Daniel Cohn-Bendit hat einen bewegten Lebenslauf hinter sich: die Verfolgungs- und Vertreibungsgeschichte der deutsch-französisch-jüdischen Familie; seine Rolle bei den Ereignissen von 1968 in Nanterre und Paris, die "Dany le Rouge" zu einer historischen Figur machten; sein Frankfurter Beitrag zur Umformatierung der "Grünen" von einer heterogenen Protestbewegung zu einer nationalen Regierungspartei; die bahnbrechende Dezernententätigkeit für multikulturelle Angelegenheiten in der Frankfurter Stadtregierung; die Zeit im EU-Parlament; schließlich eine beachtliche Wirkung als Journalist und Dokumentarfilmer. Diesen Lebenslauf unter dem Aspekt seiner lebenslangen Fußballpassion als Schlachtenbummler und Amateur zu schildern, war eine vielversprechende Idee.
Doch in Stil und narrativer Finesse unterscheiden sich Cohn-Bendits Fußballerinnerungen kaum von weniger originell konzipierten Politikermemoiren. "In den Überlandbussen, den sogenannten leitos, sind wir von Norden nach Süden gereist, Tausende von Kilometern über oftmals arg lädierte Straßen, wir aßen in den merkwürdigsten Tankstellenrestaurants baurus, brasilianische Sandwiches, und machten dabei viele überraschende Bekanntschaften. Mit einem Wort: Wir haben Land und Leute kennengelernt." Diese Sätze aus dem Kapitel über die Fußballnation Brasilien - ein Land, das den Autor, wie er schreibt, verführt hat - sind charakteristisch für die eigentümliche Leblosigkeit der Prosa, die im französischen Original nicht inspirierter sein kann. Inwiefern waren jene Tankstellenrestaurants merkwürdig? Womit haben ihn seine Reisebekanntschaften überrascht? Was war denn so verführerisch an Brasilien? Wir erfahren es nicht. Und die resümierende Wendung "Land und Leute kennenlernen" ist von kongenialer Phantasielosigkeit.
Am Thema liegt es nicht. Über Fußball kann man auf eine Weise schreiben, dass auch Laien einen Begriff von dessen Eleganz, Faszination und strategischer Intellektualität bekommen. Doch davon ist bei Cohn-Bendit wenig zu spüren. Wer sich deshalb in die hinteren, eher gesellschaftspolitisch und sporthistorisch orientierten Kapitel vorkämpft, wird aber einigermaßen entschädigt durch interessante und zum Teil auch originelle Analysen von Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen und dem Fußballsport. Der ehemalige Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten schreibt hier anekdoten- und kenntnisreich über die spielkulturellen Impulse durch Nationalspieler mit Migrationshintergrund, über Nationalismus und Fußball und über seine Begeisterung für den Frauenfußball.
Und auch der langjährige EU-Parlamentarier hat Dinge zu sagen, die man nicht schon zehnmal gelesen hat, zum Beispiel über "Das Gift des Geldes" (wie das Kapitel über die Kommerzialisierung des Spiels heißt) und die politischen Verstrickungen des Sports. So retten die sportpolitischen Einblicke, die Anekdoten über Begegnungen mit Spielern, Politikern und Funktionären und nicht zuletzt Cohn-Bendits auf jeder Seite spürbare Begeisterung für den Fußball ein Buch, dessen politische Passagen lesbarer und an Einsichten reicher sind als seine sportjournalistisch-memoirenhaften Abschnitte.
STEPHAN WACKWITZ
Daniel Cohn-Bendit: "Unter den Stollen der Strand". Fußball und Politik - mein Leben.
Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2020. 272 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Daniel Cohn-Bendit nimmt für seine Autobiographie die Passion für Fußball zum Leitfaden
Daniel Cohn-Bendit hat einen bewegten Lebenslauf hinter sich: die Verfolgungs- und Vertreibungsgeschichte der deutsch-französisch-jüdischen Familie; seine Rolle bei den Ereignissen von 1968 in Nanterre und Paris, die "Dany le Rouge" zu einer historischen Figur machten; sein Frankfurter Beitrag zur Umformatierung der "Grünen" von einer heterogenen Protestbewegung zu einer nationalen Regierungspartei; die bahnbrechende Dezernententätigkeit für multikulturelle Angelegenheiten in der Frankfurter Stadtregierung; die Zeit im EU-Parlament; schließlich eine beachtliche Wirkung als Journalist und Dokumentarfilmer. Diesen Lebenslauf unter dem Aspekt seiner lebenslangen Fußballpassion als Schlachtenbummler und Amateur zu schildern, war eine vielversprechende Idee.
Doch in Stil und narrativer Finesse unterscheiden sich Cohn-Bendits Fußballerinnerungen kaum von weniger originell konzipierten Politikermemoiren. "In den Überlandbussen, den sogenannten leitos, sind wir von Norden nach Süden gereist, Tausende von Kilometern über oftmals arg lädierte Straßen, wir aßen in den merkwürdigsten Tankstellenrestaurants baurus, brasilianische Sandwiches, und machten dabei viele überraschende Bekanntschaften. Mit einem Wort: Wir haben Land und Leute kennengelernt." Diese Sätze aus dem Kapitel über die Fußballnation Brasilien - ein Land, das den Autor, wie er schreibt, verführt hat - sind charakteristisch für die eigentümliche Leblosigkeit der Prosa, die im französischen Original nicht inspirierter sein kann. Inwiefern waren jene Tankstellenrestaurants merkwürdig? Womit haben ihn seine Reisebekanntschaften überrascht? Was war denn so verführerisch an Brasilien? Wir erfahren es nicht. Und die resümierende Wendung "Land und Leute kennenlernen" ist von kongenialer Phantasielosigkeit.
Am Thema liegt es nicht. Über Fußball kann man auf eine Weise schreiben, dass auch Laien einen Begriff von dessen Eleganz, Faszination und strategischer Intellektualität bekommen. Doch davon ist bei Cohn-Bendit wenig zu spüren. Wer sich deshalb in die hinteren, eher gesellschaftspolitisch und sporthistorisch orientierten Kapitel vorkämpft, wird aber einigermaßen entschädigt durch interessante und zum Teil auch originelle Analysen von Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen und dem Fußballsport. Der ehemalige Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten schreibt hier anekdoten- und kenntnisreich über die spielkulturellen Impulse durch Nationalspieler mit Migrationshintergrund, über Nationalismus und Fußball und über seine Begeisterung für den Frauenfußball.
Und auch der langjährige EU-Parlamentarier hat Dinge zu sagen, die man nicht schon zehnmal gelesen hat, zum Beispiel über "Das Gift des Geldes" (wie das Kapitel über die Kommerzialisierung des Spiels heißt) und die politischen Verstrickungen des Sports. So retten die sportpolitischen Einblicke, die Anekdoten über Begegnungen mit Spielern, Politikern und Funktionären und nicht zuletzt Cohn-Bendits auf jeder Seite spürbare Begeisterung für den Fußball ein Buch, dessen politische Passagen lesbarer und an Einsichten reicher sind als seine sportjournalistisch-memoirenhaften Abschnitte.
STEPHAN WACKWITZ
Daniel Cohn-Bendit: "Unter den Stollen der Strand". Fußball und Politik - mein Leben.
Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2020. 272 S., geb., 22,- [Euro].
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