Wie schon bei Opfermond kam ich auch hier sehr schnell und sehr gut in die Welt hinein und hatte alsbald große Freude am Lesen. Elea hat einfach einen Schreibstil, der das einem unheimlich leicht macht. Außerdem schafft sie es einfach spielend, Charaktere zu erschaffen, die einem unheimlich schnell
ans Herz wachsen mit all ihren Ecken und Kanten und liebenswürdigen Seiten und den kleinen Details.…mehrWie schon bei Opfermond kam ich auch hier sehr schnell und sehr gut in die Welt hinein und hatte alsbald große Freude am Lesen. Elea hat einfach einen Schreibstil, der das einem unheimlich leicht macht. Außerdem schafft sie es einfach spielend, Charaktere zu erschaffen, die einem unheimlich schnell ans Herz wachsen mit all ihren Ecken und Kanten und liebenswürdigen Seiten und den kleinen Details.
Ich wollte mehr als nur einmal durch den Bildschirm meines eReaders greifen und Benrik für seine großmäulige Art links und rechts eine verpassen! Und gleichzeitig ging es mir doch sehr nahe, seinen Werdegang bei der Rückeroberung des Throns zu verfolgen, weil schnell klar wurde, dass unter der Maske des oberflächlichen Großmauls, das alles begattet, das nicht bei drei auf den Bäumen ist, ein ziemlich verletzlicher Mensch steckt, der endlich aus dem Schatten seines Vaters treten will.
Auch Reykan hat die vielen kleinen Details, die ihn einfach zu einem tollen Protagonisten machen. Er hat beispielsweise immer ein kleines Märchenbüchlein bei sich (ob wir diese Märchen vielleicht eines Tages in einem Spin off lesen dürfen?), aus dem er liest, wenn er etwas Trost braucht. Da es mir ebenso geht mit meinen Märchenbüchern, war das einer der vielen Punkte, die mir Reykan so sympathisch gemacht haben.
Vor dem Hintergrund der Rückeroberung des Throns ist »Unter einem Banner« vor allem eine Geschichte zweier Menschen, die aneinander wachsen. Reykan muss vergangene Traumata überwinden, ausgelöst durch den Krieg und den Verlust vieler vertrauter und auch geliebter Menschen. Gleichzeitig steht er immer wieder im inneren Konflikt mit seinen eigenen Bedürfnissen (so zum Beispiel, endlich dem Krieg zu entkommen, indem er aus dem Dienst austritt) und seinen Treueschwüren König und Land gegenüber (so zum Beispiel, als er sich dem Willen seines Königs beugt, der ihm den Austritt verweigert, und später, als er sich verpflichtet, Benrik zu helfen).
Für Benrik heißt diese Reise, aus dem Schatten seines Vaters zu treten und zu lernen, ein selbstständig und verantwortungsbewusst handelnder und Entscheidungen treffender König zu werden. Dabei muss er etliche Hürden überwinden und das Vertrauen seiner künftigen Untertanten gewinnen, in denen sich sein Bild eines hurenden Schönings festgesetzt hat. Er muss aus sich heraus wachsen und zeigen, dass er seines Erbes würdig ist.
Dabei unterstützen sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten Benrik und Reykan gegenseitig. Das heißt auch, dass sich allmählich romantische Gefühle zwischen ihnen entwickeln. Manch einer mag homosexuelle Beziehungen in Büchern vielleicht nicht so. Denen sei gesagt: Ich persönlich fand diesen Aspekt des Romans als nicht allzu aufdringlich. Klar, er ist deutlich da, aber die persönliche Entwicklung der Charaktere steht immer noch im Vordergrund, von der das nur ein Teilaspekt ist. Außerdem fühlt es sich nicht an, als sei die homosexuelle Beziehung beider Charaktere nur drin, weil das gerade »in« ist, sondern wurde ganz im Gegenteil ganz natürlich eingeflochten. Mir persönlich hat auch dieser Aspekt des Romans zugesagt.
Auch weg von den Charakteren und hin zur Welt kann der Roman überzeugen. Das Mittelalterfeeling wurde toll zum Leser transportiert. So spricht der König beispielsweise von sich in der ersten Person Mehrzahl und es gibt Pfalzen. Positiv fiel zudem auf, dass wir auch die Folgen des Krieges für die einfache Bevölkerung zu sehen bekommen und nicht nur den Blick von oben auf die Situation erhalten. Das gibt dem noch einmal mehr Tiefe.