Zwei Menschen stoßen in Buenos Aires zusammen. Und zwar so, dass es kracht. Nicht nur Brillen und Nasenbeine gehen entzwei, auch Lebensentwürfe. Tonia und Cecilio, denen dieses Missgeschick widerfährt, wandern fortan gemeinsam durch die Stadt, ohne dass sich die Beobachter dieser seltsamen Beziehung einen Reim darauf machen könnten. Er, der Künstler, begreift diese Spaziergänge als Meisterwerke, während das Hinterherlaufen für sie, Tochter einer Galeristin und hypergebildete Stubenhockerin, die Möglichkeit birgt, sich endlich selbst abhanden zu kommen. Und so ist sie denn auch plötzlich verschwunden, während die Hinterbliebenen, Mutter, Freundinnen, über den Hinterlassenschaften rätseln. Ein ebenso kluger wie komischer Großstadtroman, der moderner und virtuoser nicht geschrieben sein könnte.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Liebe und Kunst, das kann nicht gutgehen, ahnt Franz Haas. Immerhin hat ihn die Konstellation im ersten Roman der argentinischen Autorin Maria Sonia Cristoff gut unterhalten. Bei Cristoff geht es um die schlimmstmögliche Verquickung der beiden Bereiche, die hoffnungslose Liebe der Heldin zu einem Künstlerscharlatan. Für die Autorin Anlass, den Kunstbetrieb in einer gelehrten Satire auf die Schippe zu nehmen. Wie Cristoff das macht, raffiniert verschachtelt und mit feiner Ironie und kunsttheoretischen Exkursen, gefällt Haas ausnehmend gut.
© Perlentaucher Medien GmbH
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