Unser Nächster ist jeder Mensch, besonders der, der unsere Hilfe braucht. (Luther)
Ein scheinbar einfacher Satz, der jedoch alles andere als einfach umzusetzen ist. Davon erzählt dieses Buch in einer ungewöhnlich schlichten Sprache, die vielleicht gerade deshalb umso eindringlicher wirkt.
Während
eines kalten Winters im Jahre 1888 im Staate Utah wartet Deborah wie jedes Jahr auf die Rückkehr…mehrUnser Nächster ist jeder Mensch, besonders der, der unsere Hilfe braucht. (Luther)
Ein scheinbar einfacher Satz, der jedoch alles andere als einfach umzusetzen ist. Davon erzählt dieses Buch in einer ungewöhnlich schlichten Sprache, die vielleicht gerade deshalb umso eindringlicher wirkt.
Während eines kalten Winters im Jahre 1888 im Staate Utah wartet Deborah wie jedes Jahr auf die Rückkehr ihres Mannes Samuel, der mehrere Monate zum Arbeiten unterwegs ist. Sie leben in einer kleinen Siedlung, die aus acht Familien besteht und ebenfalls Mormonen sind. Alle haben sich dort ein neues Leben aufgebaut, etwas entfernt von ihrer Kirche mit ihren autoritären und strengen Regularien. Doch sie fühlen sich weiter ihrer Glaubensgemeinschaft verbunden, sodass sie Mitgliedern, die wegen Polygamie auf der Flucht sind, helfen, auch wenn sie deren Einstellung nicht teilen. Als es eines Abends an Deborahs Tür klopft, ist ihr klar, dass sie helfen muss. Doch sie ahnt nicht, dass sie damit ihre ganze Umgebung in große Gefahr bringt. Und ihre Hilfe noch viel stärker beansprucht werden wird.
Beginnt man mit dem Lesen dieses Buches, ist man vermutlich zu Beginn etwas verwundert über die doch sehr einfache Sprache. Die Sätze sind häufig kurz, fast schon knapp: "Entsetzen durchfuhr mich. Ich stand auf. Der Raum schwankte. Ich setzte mich an den Tisch." Man sollte sich etwas Zeit lassen, um sich an diesen Stil zu gewöhnen, denn recht bald schon kann man sich gut in das Innenleben der Protagonisten hinein versetzen. Erzählt wird immer wieder abwechselnd nach mehreren Kapiteln aus der Sicht Deborahs und dem Stiefbruder ihres Mannes Nels, deren Erlebnisse sowie steten Gedanken (oder Selbstgesprächen) man begleitet.
Zu Beginn ist Deborah voller Angst, Samuel kehrt einfach nicht zurück, und sie überlegt ständig, was wäre wenn. Sie beschwört das Schlimmste herauf und vielleicht gerade durch diese schlichte Sprache entwickelt sich ein unterschwelliges Gefühl der Gefahr, die langsam aber unvermeidbar auf die Siedlung zukommt. Später begleitet sie ihre Handlungen mit stets wiederkehrenden Gedanken, die letzten Endes um die Frage kreisen: "Kümmere ich mich um den Menschen in Not, auch wenn es für meine Lieben Nachteile und/oder Gefahr bedeuten könnte?" Man spürt ihre Schwierigkeiten, hier eine Antwort zu finden, und fühlt sich selbst fast ebenso betroffen. Mir ist es zumindest so ergangen.
Eine Geschichte (nicht nur) über das Gebot der Nächstenliebe und wie schwierig es ist, tatsächlich danach zu leben.