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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.11.2004

Der Mensch unter Löwen

Eine Gedenktafel wünscht sich der Autor im Nationalpark errichtet, mit den Namen der Menschen darauf, die durch Löwen umkamen. "Ich möchte wissen, wer sie waren, wie sie hießen", schreibt er. "Auch wenn mir ihre Namen mit Sicherheit nichts sagen." So geht es 280 Seiten lang. Plaudern über Kenia und den Tsavo-Nationalpark, den größten und wildesten im Lande, und die Löwen dort in Geschichte und Gegenwart. Es geht um alte Fragen von Mensch und Tier, um Leben und Tod, die Lust an der Gefahr und die Erkenntnisse der Naturforscher unserer Tage. Und es geht um die schlauen, bärenstarken Tsavo-Löwen, die manche Wissenschaftler für eine eigene Spezies halten, eine Art lebendes Fossil. Und immer mittendrin der amerikanische Schriftsteller Philip Caputo, Weltenbummler mit achtundvierzig besuchten Ländern, der von Afrika nicht viel weiß, um so mehr ahnt; und sein Erstaunen über alles, was er sieht und hört und sich dazu denkt, füllt Seite um Seite: "Kein Ortschaften, keine Farmen, keine befestigten Straßen oder Zäune - endlich Wildnis, Wildnis einer besonderen Art. Hier ist das Pleistozän in all seiner urzeitlichen Größe und Schönheit erhalten geblieben." So notiert er bei der Einfahrt in den Park. Eine Fußsafari im Land der Löwen erscheint ihm kurz darauf wie eine "Unterwerfung, die der vor dem Angesicht Gottes nahekommt". Man legt das Buch erschöpft und ratlos aus der Hand: Der größte Löwe in diesem eigenartigen Stück aus Action-Reportage, philosophischem Traktat und wissenschaftlichem Bericht ist doch der eitel an Selbstdarstellung feilende Autor selbst.

A.O.

"Unter Menschenfressern" von Philip Caputo. National Geographic/Frederking & Thaler Verlag, München 2004. 284 Seiten, einige Fabfotografien, eine Karte. Broschiert, 11 Euro. ISBN 3-89405-229-5.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit dieser Action-Reportage kann Rezensent A.O. gar nichts anfangen. Der amerikanische Journalist Philip Caputo plaudert über seine Reisen durch Kenia, bei denen er sich auf die Spuren der "schlauen, bärenstarken" Tsavo-Löwen begeben hat. Caputo "weiß nicht viel", stellt A.O. gleich fest, deshalb müsse er staunen, raunen und quasseln. Und klar ist natürlich: Der größte und eitelste Löwe in diesem Buch ist doch der Autor selbst.

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