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Abel Hradschek, Gastwirt eines Oderbruchdorfes, ist ins Gerede gekommen, seit der Reisende einer Krakauer Weinfirma verschwunden ist. Doch nichts ist schwankender als die öffentliche Meinung, und während die einen schon von einer Hinrichtung träumen, schmähen die anderen das Gericht, das ohne Not einen Ehrenmann belangt. Alles wird beredet und beklatscht, jede Andeutung kann eine Entlarvung und jedes Phantasiegebilde der Racheengel sein. Über den plötzlichen Tod seiner Frau hilft sich Abel durch gelegentliche Besuche im amüsablen Berlin hinweg. Die von dort mitgebrachten neuesten Witze und…mehr

Produktbeschreibung
Abel Hradschek, Gastwirt eines Oderbruchdorfes, ist ins Gerede gekommen, seit der Reisende einer Krakauer Weinfirma verschwunden ist. Doch nichts ist schwankender als die öffentliche Meinung, und während die einen schon von einer Hinrichtung träumen, schmähen die anderen das Gericht, das ohne Not einen Ehrenmann belangt. Alles wird beredet und beklatscht, jede Andeutung kann eine Entlarvung und jedes Phantasiegebilde der Racheengel sein. Über den plötzlichen Tod seiner Frau hilft sich Abel durch gelegentliche Besuche im amüsablen Berlin hinweg. Die von dort mitgebrachten neuesten Witze und zweideutigen Liedchen gibt er unter dem Jubel der Stammtischrunde zum besten. Doch die da jauchzen und toben und den Wirt hochleben lassen, müssen bald schon erfahren, daß das Spiel einen doppelten Boden hat und die Leiche im Keller nicht nur eine Redensart ist. Bearbeitet von Christine Hehle
Autorenporträt
Theodor Fontane wurde am 30. Dezember 1819 im märkischen Neuruppin geboren. Nach vierjähriger Lehre arbeitete er in verschiedenen Städten als Apothekergehilfe und erwarb 1847 die Zulassung als »Apotheker erster Klasse«. 1849 gab er den Beruf auf, etablierte sich als Journalist und freier Schriftsteller und heiratete 1850 Emilie Rouanet-Kummer. 1855 bis Anfang 1858 hielt er sich in London auf, u. a. als »Presseagent« des preußischen Gesandten. Zwischen 1862 und 1882 kamen die »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« heraus. Neben seiner umfangreichen Tätigkeit als Kriegsberichterstatter und Reiseschriftsteller war Fontane zwei Jahrzehnte Theaterkritiker der »Vossischen Zeitung«. In seinem 60. Lebensjahr trat er als Romancier an die Öffentlichkeit. Dem ersten Roman »Vor dem Sturm« (1878) folgten in kurzen Abständen seine berühmt gewordenen Romane und Erzählungen sowie die beiden Erinnerungsbücher »Meine Kinderjahre« und »Von Zwanzig bis Dreißig«. Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.02.2005

Schwarz auf Weiß
Unterm Birnbaum
von Rainer Stephan
„Joa, et wahrd nu Tied. De Malvesieren kümmen all von sülwst.” Es ist hartes Oderbruch-Platt, das die Leute in Fontanes (einzigem) Krimi reden. Wer sich vom Internet Übersetzungshilfe erhofft und den ersten Satz ins Suchprogramm Google eingibt, landet auf einer Seite mit gefälschten Fotos nackter Filmstars - so seltsame Wege geht zuweilen die Beschäftigung mit Literatur. Hunderttausende Erstleser („Unterm Birnbaum” erschien ursprünglich als Fortsetzungsroman in der Massenillustrierten „Die Gartenlaube”) hatten solche Probleme offenbar nicht; sie wussten sogar, was „Malvesieren” sind, Malvasierbirnen nämlich, die - „ja, es war nun Zeit” - am Anfang des Romans von selbst vom Birnbaum des Gastwirts, Kolonialwarenhändlers und „Dorfmaterialisten” Abel Hradschek herunterzukommen scheinen. Was dann aber wirklich kommt, nicht herunter, sondern herauf, ist eine reichlich angejahrte Leiche, der sich bald eine taufrische zugesellt. Mit beiden treiben der Autor und sein Täter ein Verwirrspiel, dessen tragikomischer Aberwitz - zusammen mit der raffiniert trügerischen Idylle des Tatorts und seiner Umgebung sowie mit einer heftigen Prise Sozialkritik - den Reiz des Buches ausmachen. Auch wenn Literaturwissenschaftler da lange die Nase rümpften: Fontanes Leser hatten und haben ihren Spaß daran.
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»Mittlerweile macht Fontane süchtig, beinahe. So hat er jetzt eine treue und noch wachsende Gemeinde. Er ist ein Unterhaltungsschriftsteller geblieben und ein Klassiker geworden. Welch ein ungewöhnlicher Triumph für einen Autor, dem man einst das Leichte verübelt, das Anmutige vorgeworfen und das Charmante verargt hat!« Frankfurter Allgemeine Zeitung 20031101