In den Staatskassen herrscht Flaute, die öffentliche Verschuldung eskaliert. Die internationalen Finanzmärkte sind ins Trudeln geraten. Droht in dieser Situation das Ende der Wohlstandsgesellschaft? Wenn es weniger zu verteilen gibt, wie steht es dann um die Stabilität des Gemeinwesens und seine demokratische Substanz? Was für Konsequenzen hat es, wenn keiner mehr an das Zukunftsversprechen "Meinen Kindern soll es einmal bessergehen" glaubt und zugleich die Fliehkräfte in der Gesellschaft zunehmen? Droht das Ende des Sozialstaates? Wirtschaft, Politik und Medien verdrängen die Gefahren. Es ist fünf vor zwölf.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2010Welt retten mit Peer Steinbrück
6 Eine Warnung zu Beginn: Wer sich Klatsch und Tratsch vom Kabinettstisch wünscht, der ist hier falsch. Schlüsselloch-Erlebnisse, wie Peer Steinbrück als Deutschlands Krisenbewältiger hinter verschlossenen Türen mit Kanzlerin und Ackermann rang, in Verhandlungen mit Washington und Wall Street den Absturz "in den Abgrund" zu verhindern suchte, hat das Buch des SPD-Manns nicht zu bieten. Über die Krisentage im heißen Herbst 2008 steht darin kaum Neues. Steinbrück ist kein Plappermaul. Er gibt den Politiktheoretiker und Ökonomen. In seiner klugen und gedanklich präzisen Streitschrift liest er seinem Land und seiner Partei SPD die Leviten. Das ist mal mehr und mal weniger originell, aber nie langweilig. Ein Buch wie sein Autor.
hena.
Peer Steinbrück: "Unterm Strich", Hoffmann & Campe, 23 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
6 Eine Warnung zu Beginn: Wer sich Klatsch und Tratsch vom Kabinettstisch wünscht, der ist hier falsch. Schlüsselloch-Erlebnisse, wie Peer Steinbrück als Deutschlands Krisenbewältiger hinter verschlossenen Türen mit Kanzlerin und Ackermann rang, in Verhandlungen mit Washington und Wall Street den Absturz "in den Abgrund" zu verhindern suchte, hat das Buch des SPD-Manns nicht zu bieten. Über die Krisentage im heißen Herbst 2008 steht darin kaum Neues. Steinbrück ist kein Plappermaul. Er gibt den Politiktheoretiker und Ökonomen. In seiner klugen und gedanklich präzisen Streitschrift liest er seinem Land und seiner Partei SPD die Leviten. Das ist mal mehr und mal weniger originell, aber nie langweilig. Ein Buch wie sein Autor.
hena.
Peer Steinbrück: "Unterm Strich", Hoffmann & Campe, 23 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Martin Walser himself hat für die Zeit Peer Steinbrücks Rückblick auf die Finanzkrise gelesen, und die Lektüre hat ihn schlicht und einfach umgehauen. Zwar gibt Walser zu, den großen Bankencrash nur über die Fernsehnachrichten verfolgt und deshalb durchaus Nachholbedarf in tieferer Analyse zu haben, aber was der damalige Finanzminister ihm hier alles auftischt, hat ihm den Atem geraubt. Dass Manager genauso sorglos mit der Realität umgehen wie Feuilletonisten, das hätte sich Walser nicht träumen lassen! Unmöglich, Walsers Text in einer kurzer Notiz wiederzugegeben, ausführlich und immer noch ungläubig rekapituliert Walser die irrsinnigsten Kapriolen des Finanzmarkts. Als eine wichtige Erkenntnis nimmt er aus der Lektüre aber mit, dass wir uns nicht nur von einer entfesselten Wirtschaft "mitschleifen" lassen dürfen, es gelte das Primat der Politik. Und auch wenn hier ein SPD-Finanzminister schreibt hat Walser in diesem Drama ganz klar "mehr Shakespeare als Godesberg" gefunden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»eindrucksvolles Gesamtpanorama unserer nationalen und internationalen Umwelt« Der Tagesspiegel, 15.11.2010