Das unangenehme Warten auf ein Gespräch zwischen Exfreundin und aktueller Freundin desselben Typen, dem monatelanges Stalking vorausging, entwickelt sich zu einem großen Roman über eine ganze Generation. Eine Generation, die tief in der Neurose der Gegenwart steckt und in der Asymmetrie zwischen Virtuellem und Wirklichem, Reflexion und Realität gefangen ist. Marija Ratkovics Alter Ego setzt sich damit auseinander, was es heißt, nach einer radikalen Hysterektomie mit der gesellschaftlichen Erwartung an sie als Frau umzugehen. Schonungslos, durch das Prisma des Feminismus erzählt, führt uns Ratkovic durch Kindheit, Liebe, Freundschaft, Missverständnisse, Sex, Drogenkonsum, Krebserkrankung, Traumata und Trauer. Ratkovic gelingt es, den berühmten Bad-Girl-Archetypus zu dekonstruieren, ohne dabei in Klischees zu verfallen. Das Ergebnis ist ein gewagter, manchmal heftiger Roman, der die Wahrheit aufdeckt, die jeder Frau unter der Oberfläche zusetzt und die in Worte zu fassen wir Leser*innen vielleicht nicht mutig genug sind. Zum Glück sind wir neugierig genug, die Wahrheit zu lesen.
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