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Am frühen Morgen des 22. Juni 1941 überfielen deutsche Truppen die Sowjetunion. "Unternehmen Barbarossa" hatte begonnen. Für die nächsten vier Jahre versank das Land in einer Orgie der Gewalt. Christian Hartmann schildert den Verlauf des deutschen Eroberungs- und Vernichtungskriegs im Osten auf dem neuesten Stand der Forschung, bettet ihn ein in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und schildert seine bis heute spürbaren Folgen.

Produktbeschreibung
Am frühen Morgen des 22. Juni 1941 überfielen deutsche Truppen die Sowjetunion. "Unternehmen Barbarossa" hatte begonnen. Für die nächsten vier Jahre versank das Land in einer Orgie der Gewalt. Christian Hartmann schildert den Verlauf des deutschen Eroberungs- und Vernichtungskriegs im Osten auf dem neuesten Stand der Forschung, bettet ihn ein in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und schildert seine bis heute spürbaren Folgen.
Autorenporträt
Christian Hartmann, Dr. phil., ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte in München, Leiter des Forschungsprojekts "Wehrmacht in der NS-Diktatur" und Dozent an der Universität der Bundeswehr München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2011

Höllenfahrt
Der Hitler-Stalin-Krieg

Am 22. Juni jährt sich zum 70. Mal der Beginn des "Unternehmens Barbarossa". Den Hitler-Stalin-Krieg stellt Christian Hartmann einleuchtend und fesselnd auf etwas mehr als hundert Seiten vor, jeweils aus deutscher wie aus sowjetischer Perspektive, dabei auch stets frontnah. Beide Diktatoren waren in hohem Maße ideologisch fixiert, beiden war die Zahl der Gefallenen und Opfer völlig egal. Als Feldherren waren sie "gehörige Dilettanten", Stalin noch mehr als Hitler. Allerdings habe sich die Sowjetunion aufgrund ihrer Ressourcen mehr Führungsfehler "erlauben" können als das Deutsche Reich. Die Katastrophen der Wehrmacht in der zweiten Kriegshälfte würden "immer auch Hitlers persönliche Handschrift tragen", obwohl man ihm nicht allein die Verantwortung für alle Führungsfehler zuschieben dürfe, "wie es viele Generäle nach 1945 getan haben - aus leicht einsichtigen Gründen". Bei einem Vergleich der Oberkommandos zeige sich, "dass die deutschen Professionals in der operativen und taktischen Führung eindeutig brillierten. Dass auf einen gefallenen deutschen Soldaten vier sowjetische kamen, war kein Zufall."

Die Wehrmacht habe die Feindaufklärung und die Logistik "sträflich vernachlässigt". Bereits im Winter 1941/42 habe das Ostheer auf sowjetischem Boden von der Hand in den Mund gelebt, weil es sich "restlos aus dem Lande" ernähren sollte; deutsche Planer bezogen den Hungertod der Einheimischen - man sprach von "zig Millionen Menschen" - mit Gleichmut in ihr Kalkül ein. Die individuelle Verantwortung für den Holocaust sei "vergleichsweise gering" gewesen, nicht aber die institutionelle: "Es war die Wehrmacht, die als Erste die eroberten Gebiete zu organisieren hatte. Das hieß, sie registrierte und kennzeichnete die Juden, beutete sie aus und sperrte sie in Dutzende Ghettos, wo sie dann SS und Polizei nur noch ,abzuholen' brauchten." Das größte Verbrechen der Wehrmacht war laut Hartmann der Tod von drei Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen: "erfroren, an Seuchen krepiert oder erschossen", in deutschen Lagern als "wahren Höllenlöcher".

Obwohl der Krieg für das "Dritte Reich" eigentlich schon Ende 1941 verloren war, wurden keine Konsequenzen gezogen: "Eine Alternative zum Weg in den Untergang, den nationalen und den moralischen, hat die deutsche Diplomatie nie vorgeschlagen, ja noch nicht einmal gedanklich konzipiert." Schließlich lag eine ganze Welt in Trümmern - die der Kriegsgegner von 1941 samt den Ländern dazwischen: "Die Sowjetunion hat viel zu diesem Ergebnis beigetragen, sehr viel, die eigentliche Initiative zu all dem aber kam aus Deutschland - und zwar in drei Impulsen: 1939, als die deutsche Führung den Krieg in Europa entfesselte, 1941, als sie viel tat, um den Krieg auf die ganze Welt auszuweiten, und schließlich seit 1942/43, als sich diese Zauberlehrlinge der völkischen Revolution als zu feige erwiesen, um sich einzugestehen, dass alles falsch gewesen war - bereits im Strategischen, vom Ideologischen einmal ganz abgesehen. Was blieb, war die Faszination am eigenen Untergang. Spätestens dies wäre die Stunde des deutschen Widerstands gewesen. Wäre."

RAINER BLASIUS

Christian Hartmann: Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941-1945. Verlag C.H. Beck, München 2011. 128 S., 8,95 [Euro].

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