Wettbewerbsvorteile in puncto Qualität, Zeit und Kosten können auf Dauer nur gesichert werden, wenn die Lean Production Teil der Unternehmenskultur wird. Schlanke Prozesse dürfen nicht einfach hingenommen, sondern müssen von allen Mitarbeitern getragen und verwirklicht werden. Die Autoren zeigen mit realitätsnahen Beispielen, wie Manager erfolgreich eine "Lean Culture" in ihr Unternehmen implementieren können.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2006Schlank in jeder Hinsicht
Ein Kompaß für die Optimierung von Produktionsprozessen
Das schlanke Produktionssystem wurde von Toyota im Laufe von 50 Jahren entwickelt und perfektioniert. Es wird immer noch bewundert; es war Gegenstand vieler Kongresse und Publikationen in den vergangenen Jahren. Daher erscheint es auf den ersten Blick doch einigermaßen überraschend, daß McKinsey-Berater noch ein weiteres Buch über "Lean Manufacturing" (oder, breiter gefaßt, "Lean Operations") vorlegen. Ist zu dem Thema nicht alles gesagt? Die Autoren sehen das anders. Sie haben die Erfahrung gemacht, daß zur Umwandlung in ein schlankes Unternehmen noch sehr vieles nicht oder nicht deutlich genug gesagt und längst noch nicht alles getan ist. Die Einführung schlanker Prozesse verlange mehr, als ein "Kanban"-System ins Werk zu setzen und Gruppenarbeit zu propagieren. Ein derartiges Stückwerk sei im Endeffekt kontraproduktiv.
Es bedürfe vielmehr umwälzender Veränderungen der Managementinfrastruktur - und vor allem einer Schaffung einer "schlanken Unternehmenskultur" als Basis des Denkens und Handelns aller Mitarbeiter. Verbesserungen der operativen Prozesse im Unternehmen müßten nach Erkenntnis der McKinsey-Experten durch Menschen erfolgen; sie dürften nicht umgekehrt an Menschen vorgenommen werden. Dies habe Toyota begriffen. In vielen amerikanischen und europäischen Unternehmen jedoch sei dieser Lehrsatz noch nicht angekommen. Insofern sei die Fähigkeit von Toyota, die "Lean-Philosophie" als ganzheitliche Lösung zu realisieren, der wohl am meisten übersehene Erfolgstreiber dieses profitablen Autoherstellers. Die Berater halten sich nicht mit theoretischen Analysen auf, sondern beschreiben im ersten Teil ausführlich und gut verständlich die Merkmale von Unternehmen, die ihre Prozesse (vor allem in der Produktion) nach den Lean-Prinzipien neu ausrichten. Im spannenden zweiten Teil begleiten sie einen fiktiven Hausgerätehersteller Arboria - der unter heftigen, von der Auslandskonkurrenz induzierten Kostendruck geraten ist - auf seinen dornenreichen, von Zweifeln und Konflikten der verantwortlichen Manager geprägten Weg hin zu schlanken Prozessen.
Das Buch erschien zunächst in den Vereinigten Staaten. Die deutschsprachige Version ist erfreulicherweise mehr als eine bloße Übersetzung. Hier sind praktische Erkenntnisse aus der Beratung von deutschen Werken von Daimler-Chrysler, EADS und Siemens eingeflossen.
Die Berater haben entgegen allen Befürchtungen nicht nur ein weiteres Lehrbuch über Lean Manufacturing vorgelegt, sondern sie offerieren eine gut aufbereitete Schrift, die sich als Kompaß bei der Suche nach einer Optimierung der Produktionsprozesse nutzen läßt. Dem Leser wird deutlich vor Augen geführt, daß Lean Manufacturing einem Unternehmen nicht von oben herab verordnet werden kann, sondern daß es hierzu insbesondere erforderlich ist, die historisch bedingten Barrieren in den Köpfen der Führungskräfte und der Mitarbeiter zu beseitigen.
ROBERT FIETEN.
John Drew/Blair McCallum/Stefan Roggenhofer: Unternehmen Lean. Schritte zu einer neuen Organisation. Campus Verlag, Frankfurt 2006, 275 Seiten, 39,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Kompaß für die Optimierung von Produktionsprozessen
Das schlanke Produktionssystem wurde von Toyota im Laufe von 50 Jahren entwickelt und perfektioniert. Es wird immer noch bewundert; es war Gegenstand vieler Kongresse und Publikationen in den vergangenen Jahren. Daher erscheint es auf den ersten Blick doch einigermaßen überraschend, daß McKinsey-Berater noch ein weiteres Buch über "Lean Manufacturing" (oder, breiter gefaßt, "Lean Operations") vorlegen. Ist zu dem Thema nicht alles gesagt? Die Autoren sehen das anders. Sie haben die Erfahrung gemacht, daß zur Umwandlung in ein schlankes Unternehmen noch sehr vieles nicht oder nicht deutlich genug gesagt und längst noch nicht alles getan ist. Die Einführung schlanker Prozesse verlange mehr, als ein "Kanban"-System ins Werk zu setzen und Gruppenarbeit zu propagieren. Ein derartiges Stückwerk sei im Endeffekt kontraproduktiv.
Es bedürfe vielmehr umwälzender Veränderungen der Managementinfrastruktur - und vor allem einer Schaffung einer "schlanken Unternehmenskultur" als Basis des Denkens und Handelns aller Mitarbeiter. Verbesserungen der operativen Prozesse im Unternehmen müßten nach Erkenntnis der McKinsey-Experten durch Menschen erfolgen; sie dürften nicht umgekehrt an Menschen vorgenommen werden. Dies habe Toyota begriffen. In vielen amerikanischen und europäischen Unternehmen jedoch sei dieser Lehrsatz noch nicht angekommen. Insofern sei die Fähigkeit von Toyota, die "Lean-Philosophie" als ganzheitliche Lösung zu realisieren, der wohl am meisten übersehene Erfolgstreiber dieses profitablen Autoherstellers. Die Berater halten sich nicht mit theoretischen Analysen auf, sondern beschreiben im ersten Teil ausführlich und gut verständlich die Merkmale von Unternehmen, die ihre Prozesse (vor allem in der Produktion) nach den Lean-Prinzipien neu ausrichten. Im spannenden zweiten Teil begleiten sie einen fiktiven Hausgerätehersteller Arboria - der unter heftigen, von der Auslandskonkurrenz induzierten Kostendruck geraten ist - auf seinen dornenreichen, von Zweifeln und Konflikten der verantwortlichen Manager geprägten Weg hin zu schlanken Prozessen.
Das Buch erschien zunächst in den Vereinigten Staaten. Die deutschsprachige Version ist erfreulicherweise mehr als eine bloße Übersetzung. Hier sind praktische Erkenntnisse aus der Beratung von deutschen Werken von Daimler-Chrysler, EADS und Siemens eingeflossen.
Die Berater haben entgegen allen Befürchtungen nicht nur ein weiteres Lehrbuch über Lean Manufacturing vorgelegt, sondern sie offerieren eine gut aufbereitete Schrift, die sich als Kompaß bei der Suche nach einer Optimierung der Produktionsprozesse nutzen läßt. Dem Leser wird deutlich vor Augen geführt, daß Lean Manufacturing einem Unternehmen nicht von oben herab verordnet werden kann, sondern daß es hierzu insbesondere erforderlich ist, die historisch bedingten Barrieren in den Köpfen der Führungskräfte und der Mitarbeiter zu beseitigen.
ROBERT FIETEN.
John Drew/Blair McCallum/Stefan Roggenhofer: Unternehmen Lean. Schritte zu einer neuen Organisation. Campus Verlag, Frankfurt 2006, 275 Seiten, 39,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nützlich findet Rezensent Robert Fieten diesen Band über die Einführung schlanker Produktionssysteme in Unternehmen. Er sieht darin nicht nur ein weiteres Lehrbuch zu den Lean-Prinzipien, sondern vor allem einen hilfreichen Ratgeber zur Optimierung von Produktionsprozessen. Besonders begrüßt er, dass in die deutsche Fassung des zuerst in den USA erschienenen Buchs auch praktische Erkenntnisse aus den deutschen Werken von Daimler-Chrysler, EADS und Siemens eingearbeitet wurden. Die Beschreibung der Merkmale von Unternehmen, die ihre Prozesse und Produktion nach den Lean-Prinzipien neu ausrichten, lobt er als "ausführlich und gut verständlich". Gelungen findet er auch die Veranschaulichung dieser Umwandlung am Beispiel des fiktiven Hausgeräteherstellers Arboria.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Reiseführer für Effizienztrips
"Ein ausgesprochen anregendes Buch ... geschickt und überzeugend." (Financial Times Deutschland, 18.05.2005)
"Ein ausgesprochen anregendes Buch ... geschickt und überzeugend." (Financial Times Deutschland, 18.05.2005)