Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Anglistik - Komparatistik, Note: 1,0, Ruhr-Universität Bochum, Sprache: Deutsch, Abstract: Eine wesentliche Fragestellung, die sich wie ein roter Faden durch das Oeuvre Paul Austers zieht, ist jene nach Identität. Beharrlich suchen seine Protagonisten nach ihr, nicht selten geht ihnen das Gefundene aber auch wieder verloren und eine Rückkehr in ihren Isolationszustand wird für sie unausweichlich. In "City of Glass", dem ersten der in den Jahren 1981-83 als "New York Trilogy" verfassten Romane, ist dieses Thema geradezu omnipräsent. Die Frage nach Identität gewinnt in dieser, dem Zeitalter der Postmoderne zugeordneten, Erzählung eine neue fundamentale Bedeutung. Die der postmodernen Ära eigene allgegenwärtige Unbestimmtheit aufgrund neuer Methoden von Interaktion und sozialer Organisation resultiert in einer pluralistisch angelegten Wahrheit. Unter anderem darin gründet die Annahme, dass das Selbst nicht länger als stabile und geschlossene Einheit betrachtet werden kann, sondern dass Identität etwas Unsicheres geworden ist (Springer S. 14-17). Paul Austers Anspruch, das Thema 'Identität' in diesem Sinne mit "City of Glass" neu zu beleuchten, tritt deutlich hervor. Schließlich verbirgt sich hinter dem vielfach auf Austers Erzählungen angewendeten Begriff "postmodern quest" nicht etwa eine Identitätssuche im herkömmlichen Sinne, die die Entwicklung einer vereinheitlichenden Identität zum Ziel hat. Darauf weist Ilana Shiloh hin, wenn sie schreibt, dass die gesamte "New York Trilogy" "[is] structured around their protagonists' quests for the loss of identity" (Shiloh, S. 41). Auch wenn Auster dieses Thema nicht ganz nach dem Vorbild postmoderner Identitätsmodelle angeht, bedient sich der Autor in "City of Glass" ganz klar postmoderner Ästhetik. Besonders im erzählstrategischen Sinne, beispielsweise durch die Charakterisierung der Figuren und die Einspielung von metafiktionalen Elementen in den Roman, erscheint Auster als ein typischer postmoderner Autor, dem es darum geht, Kategorien wie Subjekt, Objekt, Identität, Plausibilität, Handlung, Charaktere, Erzähler und Autor zu zerstören oder sie zumindest in Frage zu stellen und seine Texte, wie Klepper es nennt, Gewissheiten zerspielen zu lassen (Klepper, S. 52). Damit wird deutlich, dass die oben angedeutete komplexe Identitätsproblematik nicht nur auf der Handlungsebene den Roman zu einem interessanten Untersuchungsgegenstand macht, sondern dass diese Problematik darüber hinaus auch als die Erzählebenen unterminierend behandelt wird und somit die Frage nach der dem Roman immanenten Poetik aufwirft.
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