Der Westerwald ist die Heimat Hanns-Josef Ortheils, die uns in seinen Romanen, Reisebeschreibungen und Essays immer wieder begegnet. Es ist die »Urlandschaft seines Lebens«, die ihn geprägt hat.
In diesem Band lädt er ein, »den Westerwald zu erkunden und in all seinen Nuancen erleben! Eine Region, die nicht mit großen Städten auftrumpft, sondern mit versteckt und abseits gelegenen Orten und weiten Wald- und Wiesenregionen, in denen man kaum einem Menschen begegnet!« Er erzählt von seiner lebenslangen Anhänglichkeit an die ländliche Gegend und porträtiert seine kleinen, ganz persönlichen Oasen. Wir besuchen mit ihm sein Heimatdorf Wissen an der Sieg, erkunden seine Lieblingsgegenden im Westerwald und umwandern die Abtei Marienstatt.
In diesem Band lädt er ein, »den Westerwald zu erkunden und in all seinen Nuancen erleben! Eine Region, die nicht mit großen Städten auftrumpft, sondern mit versteckt und abseits gelegenen Orten und weiten Wald- und Wiesenregionen, in denen man kaum einem Menschen begegnet!« Er erzählt von seiner lebenslangen Anhänglichkeit an die ländliche Gegend und porträtiert seine kleinen, ganz persönlichen Oasen. Wir besuchen mit ihm sein Heimatdorf Wissen an der Sieg, erkunden seine Lieblingsgegenden im Westerwald und umwandern die Abtei Marienstatt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2022Was ich liebe - und was nicht
Wir verdanken Hanns-Josef Ortheil Porträts bedeutender europäischer Städte: Paris, "links der Seine", ist ihm so vertraut wie Rom oder Venedig. Trotzdem ist er, wie kaum ein anderer deutscher Gegenwartsautor, auch Heimatschriftsteller geblieben, der immer wieder den Prägungen durch seine Herkunftsregion nachgegangen ist, den nördlichen Westerwald, den er als "Urlandschaft seines Lebens" und "erste Heimat" bezeichnet. Sein Buch "Unterwegs im Westerwald" stellt eine Summe dieser Heimat-Erkundungen dar. Es versammelt Vorträge, Romanauszüge, Essays und Reflexionen, in denen das Typische des Westerwalds festgehalten wird: die Stille der Landschaft, ihre weitgestreckten Höhen und engen Flusstäler, die Verschlossenheit der Menschen, ihre langsame und erdige Sprache, die Bescheidenheit der Städtchen, deren Schönheit auf den zweiten Blick erkannt werden will. Der Titel des Bands muss wörtlich genommen werden: Ortheil porträtiert nicht nur besondere Räume, wie das Gasthaus Alte Vogtei in Hamm an der Sieg, die Abtei Marienstatt oder die Skulpturenlandschaft "Im Tal", die er "Konzentrate des Westerwaldes" nennt. Er erzählt auch, wie er sich den Westerwald erschlossen hat, erst als Kind, das sich in den Wald jenseits des elterlichen Gartens vorwagt und auf Exkursionen mit dem Vater die Natur studiert, später als Erwachsener, der sich auf langen, einsamen Spaziergängen im "westerwäldischen Gehen" übt und, dem Jahreskreis folgend, seine Beobachtungen notiert, von den "dunklen Graphismenreihen der Maisstrünke, die ihre Notenlinien ins Weiß ziehen" (Januar) bis zu den "stark gemischten Düften von faulenden Pilzen, feuchter Erde und zerfallendem Blattwerk" (November). Ortheils Erkundungen ergänzen einander Stück für Stück zu einer "westerwäldischen Biografie". Die "vielen kleinen Schritte", in denen sich der Autor seiner Heimat nähert, führen schließlich zu einem der berühmtesten Westerwälder, zum Fotografen August Sander, der dem Westerwald, dieser "Gegend ohne Bilder von sich selbst", wie Ortheil sagt, "als erster ein Bild gegeben hat", in dem der Westerwälder seine Heimat bis heute wiedererkennen kann: im Ernst und Eigensinn der Figuren und in der Ruhe, die über der Landschaft liegt. chr
"Unterwegs im Westerwald" von Hanns-Josef Ortheil. Insel Taschenbuch, Berlin 2022. 244 Seiten. Broschiert, 13,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wir verdanken Hanns-Josef Ortheil Porträts bedeutender europäischer Städte: Paris, "links der Seine", ist ihm so vertraut wie Rom oder Venedig. Trotzdem ist er, wie kaum ein anderer deutscher Gegenwartsautor, auch Heimatschriftsteller geblieben, der immer wieder den Prägungen durch seine Herkunftsregion nachgegangen ist, den nördlichen Westerwald, den er als "Urlandschaft seines Lebens" und "erste Heimat" bezeichnet. Sein Buch "Unterwegs im Westerwald" stellt eine Summe dieser Heimat-Erkundungen dar. Es versammelt Vorträge, Romanauszüge, Essays und Reflexionen, in denen das Typische des Westerwalds festgehalten wird: die Stille der Landschaft, ihre weitgestreckten Höhen und engen Flusstäler, die Verschlossenheit der Menschen, ihre langsame und erdige Sprache, die Bescheidenheit der Städtchen, deren Schönheit auf den zweiten Blick erkannt werden will. Der Titel des Bands muss wörtlich genommen werden: Ortheil porträtiert nicht nur besondere Räume, wie das Gasthaus Alte Vogtei in Hamm an der Sieg, die Abtei Marienstatt oder die Skulpturenlandschaft "Im Tal", die er "Konzentrate des Westerwaldes" nennt. Er erzählt auch, wie er sich den Westerwald erschlossen hat, erst als Kind, das sich in den Wald jenseits des elterlichen Gartens vorwagt und auf Exkursionen mit dem Vater die Natur studiert, später als Erwachsener, der sich auf langen, einsamen Spaziergängen im "westerwäldischen Gehen" übt und, dem Jahreskreis folgend, seine Beobachtungen notiert, von den "dunklen Graphismenreihen der Maisstrünke, die ihre Notenlinien ins Weiß ziehen" (Januar) bis zu den "stark gemischten Düften von faulenden Pilzen, feuchter Erde und zerfallendem Blattwerk" (November). Ortheils Erkundungen ergänzen einander Stück für Stück zu einer "westerwäldischen Biografie". Die "vielen kleinen Schritte", in denen sich der Autor seiner Heimat nähert, führen schließlich zu einem der berühmtesten Westerwälder, zum Fotografen August Sander, der dem Westerwald, dieser "Gegend ohne Bilder von sich selbst", wie Ortheil sagt, "als erster ein Bild gegeben hat", in dem der Westerwälder seine Heimat bis heute wiedererkennen kann: im Ernst und Eigensinn der Figuren und in der Ruhe, die über der Landschaft liegt. chr
"Unterwegs im Westerwald" von Hanns-Josef Ortheil. Insel Taschenbuch, Berlin 2022. 244 Seiten. Broschiert, 13,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»[Das Buch] versammelt Vorträge, Romanauszüge, Essays und Reflexionen, in denen das Typische des Westerwalds festgehalten wird: die Stille der Landschaft, ihre weitgestreckten Höhen und engen Flusstäler, die Verschlossenheit der Menschen, ihre langsame und erdige Sprache, die Bescheidenheit der Städtchen, deren Schönheit auf den zweiten Blick erkannt werden will.« Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220623