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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.1997

Ferne

"Unterwegs in einem schmalen Land" von Sara Wheeler. Wilhelm Heyne Verlag, München 1996. 336 Seiten. Broschiert, 14,90 Mark.

Eine Frau durchstreift Chile, ein halbes Jahr lang, will nicht "mit Rucksacktouristen rumhängen", ißt Lammbraten mit Reis, hört Talking Heads und Ry Cooder auf Kassetten im Mietjeep. Wenn sie letzteres tut, versäumt sie nie, den Namen der Verleihfirma zu nennen. Sie räkelt sich in den Thermalbecken von Puritama - und versäumt, den Zauber dieses Ortes zu erwähnen. Wen interessiert das alles? Welche Art von Reisebüchern, ein Genre, das mit Reiseführern nichts zu tun hat, will man heute noch lesen, nach Marco Polo und Humboldt, nach Ida Pfeiffer und Alexandra David-Néel? Bücher über Länder, die schwer zu erreichen sind - Chile gehört nicht dazu. Oder Bücher von Autoren, die etwas sehen, etwas zu sagen haben und das auch können - Sara Wheeler gehört nicht dazu. Und dann gibt es Bücher, bei denen sich die Frage nicht stellt. Die sich aus sich selbst erklären. In denen der Autor selbstsicher genug ist, sich ganz zurückzunehmen. Als Vorbild zitiert die "bekannte Reiseschriftstellerin" (Klappentext) Peter Fleming: " . . . aufgrund unserer früheren Erfahrungen glaubten wir, daß man das Reisen genießen sollte. Und damit hatten wir offenbar ganz recht. Wir haben es wirklich sehr genossen." - Wir glauben das gern. Aber was geht uns das an. (bär)

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