Reisen bildet. Das gilt schon für den normalen Touristen, um wie viel wahrer ist die Aussage dann erst bei Künstlern. Viele gingen unfreiwillig auf Reisen, einige blieben viel länger als beabsichtigt, einige suchten das Abenteuer, andere Ablenkung. Erstaunlich ist, wie oft sich diese Reisen ganz
konkret in den literarischen Werken wiederfinden, und das in sehr unterschiedlichen Genres. Jane Austen…mehrReisen bildet. Das gilt schon für den normalen Touristen, um wie viel wahrer ist die Aussage dann erst bei Künstlern. Viele gingen unfreiwillig auf Reisen, einige blieben viel länger als beabsichtigt, einige suchten das Abenteuer, andere Ablenkung. Erstaunlich ist, wie oft sich diese Reisen ganz konkret in den literarischen Werken wiederfinden, und das in sehr unterschiedlichen Genres. Jane Austen schöpfte ihre Vorbilder genauso aus ihrer eigenen Reiseerfahrung wie Agatha Christie oder ein Jack London. Das erklärt vielleicht auch, warum gerade diese Schilderungen immer besonders lebendig und authentisch wirken.
Travis Elborough hat in seinem Buch insgesamt 37 Autoren und Autorinnen portraitiert und die wichtigsten Stationen, aber auch Begebenheiten auf ihren prägenden Reisen in kurzen Miniaturen wiedergegeben. Gleichzeitig verknüpft er das Gesehene direkt mit dem Werk und identifiziert z. B. die Vorbilder einzelner Romanpersonen, wobei natürlich auch einige originäre Reiseberichte darunter sind. Aber das ist erstaunlicherweise eher die Ausnahme als die Regel. So sind die Autoren ausschließlich hauptberufliche Schriftsteller, keine Journalisten, die natürlich berufsmäßig gereist sind und das bereits im 19. Jahrhundert.
Die zeitliche Spanne reicht vom Ende des 17. Jahrhunderts bis weit ins 20. Jahrhundert, mit einem sehr starken Fokus auf dem angelsächsischen Raum. Der Japaner Basho ist der einzige nicht im europäisch-amerikanischen Kulturraum sozialisierte Kandidat, aber das hat den großen Vorteil, dass die Hintergrundrecherche insgesamt sehr sorgfältig und verlässlich ist. Außerdem ist der zugrundeliegende Literaturkanon hier allgemein bekannt. Oft werden in Publikationen zwanghaft dritt- und viertklassige Beispiele herangezogen, nur um ein bestimmtes Publikum durch überbordende Diversität zu beeindrucken. Sexuell divers ist das Elboroughs Personal dennoch: W. H. Auden, Christopher Isherwood, James Baldwin, Patricia Highsmith... die Liste ist noch länger und ausgesprochen interessant zusammengestellt.
Zwar konzentrieren sich die kurzen Biografien auf die eigentliche Reise, stellen die Autoren aber auch einen größeren zeitlichen (auch welthistorischen) Zusammenhang und beleuchten die soziale Umgebung genauso wie den jeweiligen Gemütszustand. Die Texte sind auf den Punkt formuliert, spannend und abwechslungsreich und regen nicht selten dazu an, die von den Reisen inspirierten Werke selber zu lesen. Wenn man sie nicht schon kennt.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)