Franz Kafka nimmt in der Reihe der Autoren, die Peter Weiss Anregungen für seine literarische Arbeit gaben, einen besonderen Platz ein. Seit Mitte der vierziger Jahre bis zu seinem 1981 entstandenen Neuen Prozess hat sich Peter Weiss mit dem Prager Schriftsteller auseinandergesetzt, wobei den Schwerpunkt dieser Beschäftigung Kafkas Roman "Der Proceß" bildete. Andrea Heyde zeigt, daß für die Entwicklung von Weiss' persönlichem und künstlerischem Selbstverständnis die Bedeutung seiner Kafka-Lektüre kaum zu überschätzen ist und daß die Auseinandersetzung mit Kafka für Weiss über Jahrzehnte ein zentrales Medium seiner Selbstreflexion war. Besonders wertvoll wird der Band durch die im Anhang abgedruckten, bislang unveröffentlichten Dokumente zur Entstehung des Prozess und des Neuen Prozess, die aus dem Nachlaß stammen. Diese Archivmaterialien werden zur Analyse herangezogen und dokumentieren darüber hinaus eindringlich Peter Weiss' Herangehensweise an einen literarischen Stoff und dessen Verarbeitung bis zum abgeschlossenen Werk.