"Taschendiebstahl (...) auf einem Boulevard, ich weiß es jetzt, ist eine Mutleistung höchsten Ranges, und ich empfinde es seitdem als gewisse Ungerechtigkeit, wenn die Zeitungen diese Art Diebe gleichsam als die Belanglosen unter den Übeltätern in einer kleinen Rubrik mit drei Zeilen abtun. Denn von allen Handwerken, den erlaubten und unerlaubten unserer Welt, ist dies eines der schwersten, der gefährlichsten: eines, das in seinen Höchstleistungen beinahe Anspruch hat, sich Kunst zu nennen. Ich darf dies aussprechen, ich kann es bezeugen, denn ich habe es einmal, an jenem Apriltage, erlebt und mitgelebt." Der Erzähler gerät, versunken in die Beobachtung eines Taschendiebes, in Verzückung über dessen präzise Kunst. Minutiös beobachtet schildert Zweig in dieser Novelle sprachlich brilliant die ungwöhnliche Kunstfertigkeit des Diebes. Die kurze Erzählung "Unvermutete Bekanntschaft mit einem Handwerk" erschien erstmals als vierteilige Fortsetzungsgeschichte in der Neuen Freien Presse, Wien, 20. Mai bis 17. Juni 1934.Hier in einer ungekürzten Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2019.LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
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