The Place to Be? Mit der Kamera in der Exilmetropole New YorkMit dem Machtantritt der Nationalsozialisten etablierte sich New York als Ankunftsstadt für deutschsprachige Fotograf_innen, denen die Flucht aus Europa gelang. Die Fotografie als Medium befand sich zu dieser Zeit in einem Umbruch, unter anderem durch das Bemühen, sie als Kunstform zu etablieren. Die Exilant_innen wiederum brachten unterschiedliche Ausbildungen, Kameratypen und Emigrationsverläufe mit. Manche waren schon professionell tätig gewesen, andere mussten ihre erlernten Berufe aufgeben und erwarben sich autodidaktisch fotografische Kompetenzen. So unterschieden sich auch ihre künstlerischen Strategien im New Yorker Exil. Die Kamera diente als Medium, sich mit der Metropole auseinanderzusetzen, die Emigrationserfahrung zu reflektieren, Netzwerke aufzubauen und schlicht ökonomisch zu überleben.Um die komplexen Zusammenhänge von Fotografie und Exil im Kontext der Metropole New York umfassend zu analysieren, nimmt Helene Roth die kreativen Leistungen und heterogenen Perspektiven, aber auch die Niederlagen und Rückschläge emigrierter Fotograf_innen näher in den Blick. Aus einer transnationalen Sicht betrachtet sie die soziokulturellen, politischen sowie künstlerischen Entwicklungen während der 1930er- und 1940er-Jahre.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Bernd Stiegler kann diese akribische Studie nur würdigen. Helene Roth spürt darin den Geschichten und der Kunst der deutschsprachigen Fotografen im amerikanischen Exil nach und beleuchtet damit ein vergessenes Stück deutscher Kunst- und Kulturgeschichte. Auch wenn das Buch theoretisch nicht auf der Höhe der historiographischen Leistung ist, kann Stiegler Roths Umsetzung nur loben. Geschickt habe sie eine Fülle von Materialien und historischen Quellen zu einer Topographie der geflüchteten deutschen Fotografie zusammengefügt. Durch die geografische Aufteilung des Materials werde Roths Studie zu einer regelrechten "Netzwerkanalyse", die den Leser aufschlussreich mit einem neuen historisch-ästhetischen Feld konfrontiere. Gut gefällt Stiegler auch, wie es Roth gelingt, die Fotografien inhaltlich aufzuwerten: Die Erfahrung des Exils werde nicht als Verlust vermittelt, sondern das neue Terrain New York präsentiere sich als "Raum der Möglichkeiten", der die Fotografie intellektuell und ästhetisch nur bereichert habe, schwärmt Stiegler.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»eine minutiös gearbeitete Recherche (...). (Man hat es) mit einem reichen Kompendium zu tun, das ein wichtiges historisch-ästhetisches Feld aufschluss- und informationsreich kartiert.« (Bernd Stiegler, FAZ, 13.11.2024)