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Es sind eigentlich keine richtigen Bauten - und Architektur ist es schon gar nicht. Imbissbuden sollen einen Zweck erfüllen, und der ist eindeutig: es darf nicht lange dauern, Tempo, schnelles Essen und dann weiter. Keine Zeit für langes Bestellen und ausgedehntes Speisen. Es interessiert nur die Größe der Portion, man will satt werden. Sind die Pommes auch nicht zu pappig? Dabei ist die Gestaltung dieser kleinen Bauwerke sehr interessant: einfach und eher schlicht die einen, aufwändig mit Vor- oder Anbauten versehen die anderen. Individualität wird sichtbar und die einheitliche, notwendige…mehr

Produktbeschreibung
Es sind eigentlich keine richtigen Bauten - und Architektur ist es schon gar nicht. Imbissbuden sollen einen Zweck erfüllen, und der ist eindeutig: es darf nicht lange dauern, Tempo, schnelles Essen und dann weiter. Keine Zeit für langes Bestellen und ausgedehntes Speisen. Es interessiert nur die Größe der Portion, man will satt werden. Sind die Pommes auch nicht zu pappig? Dabei ist die Gestaltung dieser kleinen Bauwerke sehr interessant: einfach und eher schlicht die einen, aufwändig mit Vor- oder Anbauten versehen die anderen. Individualität wird sichtbar und die einheitliche, notwendige Struktur aufgehoben. Besonders augenfällig ist das im städtischen Bereich, hier findet auch eine spannungsreiche Korrespondenz der Imbissbauten mit der Umgebung statt. Sie können im Widerspruch stehen oder ordnen sich unter, immer aber werden Eigenheiten erkennbar. Diese ergeben sich aus der hohen Autonomie der Imbissbude: eher für den transitorischen Aufenthalt gedacht wird der stationäre dieRegel. Und damit erregen sie auch Widerspruch, besonders bei Stadtplanern. Die Folge ist ihre Verdrängung oder Beseitigung zugunsten eines gestalteten Stadtbildes. Als kurios abgetan verschwinden Imbissbuden meist unbemerkt. Allenfalls wird der Verlust noch für kurze Zeit von den Konsumenten bedauert. "Urbane Anarchisten" dokumentiert, im Umfang bisher einmalig, Ausschnitte dieses scheinbar unspektakulären Themas. Fotografien im Stil von Architekturaufnahmen zeigen ohne Aufdringlichkeit den Behauptungswillen der Imbissbuden. Entstanden sind sie in Berlin, denn hier gibt es ungefähr zweitausend und nicht nur Currywurst verkaufende Einrichtungen. Sehr unterschiedlich sind die Beiträge der zehn Autoren zum Thema. Sie setzen sich mit der Architektur und mit dem Leben um die Imbissbude herum auseinander, interviewen Konsumenten und Betreiber, entwickeln eine Typisierung der Bauwerke, beschreiben vom Leser nachvollziehbare Rundgänge zu ausgewählten Objekten oder zeigen eine vielleicht zukünftige Variante: den Grillwalker. Ein weiterer Höhepunkt ist sicherlich der Blick nach Asien: Garküchen in Indien - ein kulinarischer Spaziergang.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Jon von Wetzlar, Herausgeber, freier Journalist und Autor, schreibt Fernsehbeiträge und Drehbücher, beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Kultur des Alltags.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Jon von Wetzlars Kulturgeschichte der Imbissbude widmet sich nach Auskunft des "owd" zeichnenden Rezensenten "den Abgründen der Esskultur": Imbissbuden mit so "aparten Namen" wie "Brat-Oase" oder "Chicken-Center", Grillwalkern, jenen mit einer tragbaren Wurstbraterei ausgestatteten Dienstleistern und den omnipräsenten Sandwichmännern. Wie der Rezensent ausführt, macht sich Wetzlar daran, die Phänomene historisch zu verorten und zu kategorisieren: zu unterscheiden sei demnach zwischen der "nativen", der "entwickelten" und der "definitiven" Imbissbude. Christoph Buckstegens Fotografien der Berliner Fastfood-Szene ergänzen den Band.

© Perlentaucher Medien GmbH