Der Klassiker von Max Kruse zum Vor- und Selberlesen - Kinder lieben das Urmel!
Immer nur in die Tier-Sprech-Schule gehen und sprechen lernen, das wird auf die Dauer langweilig. Professor Habakuk Tibatongs Tiere, allen voran das Urmel, wollen wieder einmal so richtig etwas erleben! Weihnachten in Eis und Schnee feiern zum Beispiel. Aber auf einer Südseeinsel ist das ziemlich schwierig. Der Professor weigert sich, mit den Tieren in kältere Gefilde zu reisen. Ob Urmel und die anderen Tiere ihn doch noch umstimmen können?
Immer nur in die Tier-Sprech-Schule gehen und sprechen lernen, das wird auf die Dauer langweilig. Professor Habakuk Tibatongs Tiere, allen voran das Urmel, wollen wieder einmal so richtig etwas erleben! Weihnachten in Eis und Schnee feiern zum Beispiel. Aber auf einer Südseeinsel ist das ziemlich schwierig. Der Professor weigert sich, mit den Tieren in kältere Gefilde zu reisen. Ob Urmel und die anderen Tiere ihn doch noch umstimmen können?
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.1999Söngö, wöm Gösang gögöbön
"Lichterbaum im Eismeer": Das Urmel ist wieder da
Die jüngsten Filme der berühmten Komikerin Adele Sandrock sind sechzig Jahre alt. Wer sie heute sieht, lacht so wie das Publikum 1936. Dem war noch bewusst, dass die Sandrock eine Heroine des Burgtheaters gewesen war und nun das einst herzerschütternde Pathos um einen zwerchfellerschütternden winzigen Grad übertrieb. Der bewusste Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen war ihr Geheimnis.
Ein Jammer, dass heute die zeitlose Kunst der Sandrock von der Klamotte verwaltet wird. Wäre da nicht die Augsburger Puppenkiste, in deren Marionetten die unverwüstliche Skurilität des Menschseins weiterlebt. Und die Marionetten wiederum wären nichts ohne Autoren wie Max Kruse. Er hat mit den Urmelgeschichten die ganze liebenswerte Personnage des menschlich Unzulänglichen noch einmal entfaltet: Wutz, die sprechende Haushälterin , die so prononciert redet und so theatralisch handelt wie die selige Sandrock. Professor Habakuk Tibatong, ihr Lehrer und das Opfer ihrer Fürsorge, ist so zerstreut und gütig, wie man sich Professoren wünscht, die die Welt retten, weil sie weltfremd sind. Dazu Urmel, pfiffig und neugierig wie nur je ein begabtes Kind, und seine Freunde, die kleinen Tiere mit den großen Spleens, die allesamt von irgendeinem Sprachfehler nicht geplagt, sondern verständig für die Fehler anderer gemacht werden.
Urmel und die Seinen sind altmodisch und damit zeitlos witzig. Das trägt selbst über erzählerische Durststrecken: "Lichterbaum im Eismeer", die zehnte Urmelgeschichte Max Kruses, hat viele davon - eine Schiffsreise zum Pol, auf der sich kaum etwas ereignet, ein Wiedersehen mit dem Eskimo Angakorok, das Tibatong Gelegenheit gibt, über Schamanentum zu spekulieren. Für fehlende Abenteuer entschädigt Situationskomik. Natürlich ergibt sie sich aus der untilgbaren Sprachverwirrung; aus dem unermüdlichen Nuscheln Wawas, dem Lispeln Ping Pinguins und dem gaumigen Burgtheater-Tremolo des Seele-Fanten. Aber Max Kruse gibt dem Lachreiz Pragmatismus und Poesie mit auf den Weg: "Sag doch einfach querbeet", unterbricht Urmel die redselige Wutz und ihre endlose Aufzählung der Gemüse einer Minestrone. "Es sieht aus wie ein Auge, aus dem Tränen fließen", heißt es, als die Ankerkette aus einer schwarz umrahmten Öffnung im Bug des "Fliegende Hababuk" rattert.
Vorlesen sollte man dieses Buch und genießen, wie es klammheimlich die Zuckerkrusten vom Weihnachtskitsch kratzt. "Söngö, wöm Gösang gögöbön": Heiligabend singen alle. Aber nicht "Stille Nacht", sondern, weil die auf den "Lieben Augustin" programmierte Drehorgel es so will, "Oh du lieber Tannenbaum, Tannenbaum, Tannenbaum".
DIETER BARTETZKO.
Max Kruse: "Urmels Lichterbaum im Eismeer". Thienemann Verlag, Stuttgart 1999. 160 S., geb., 19,80 DM. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Lichterbaum im Eismeer": Das Urmel ist wieder da
Die jüngsten Filme der berühmten Komikerin Adele Sandrock sind sechzig Jahre alt. Wer sie heute sieht, lacht so wie das Publikum 1936. Dem war noch bewusst, dass die Sandrock eine Heroine des Burgtheaters gewesen war und nun das einst herzerschütternde Pathos um einen zwerchfellerschütternden winzigen Grad übertrieb. Der bewusste Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen war ihr Geheimnis.
Ein Jammer, dass heute die zeitlose Kunst der Sandrock von der Klamotte verwaltet wird. Wäre da nicht die Augsburger Puppenkiste, in deren Marionetten die unverwüstliche Skurilität des Menschseins weiterlebt. Und die Marionetten wiederum wären nichts ohne Autoren wie Max Kruse. Er hat mit den Urmelgeschichten die ganze liebenswerte Personnage des menschlich Unzulänglichen noch einmal entfaltet: Wutz, die sprechende Haushälterin , die so prononciert redet und so theatralisch handelt wie die selige Sandrock. Professor Habakuk Tibatong, ihr Lehrer und das Opfer ihrer Fürsorge, ist so zerstreut und gütig, wie man sich Professoren wünscht, die die Welt retten, weil sie weltfremd sind. Dazu Urmel, pfiffig und neugierig wie nur je ein begabtes Kind, und seine Freunde, die kleinen Tiere mit den großen Spleens, die allesamt von irgendeinem Sprachfehler nicht geplagt, sondern verständig für die Fehler anderer gemacht werden.
Urmel und die Seinen sind altmodisch und damit zeitlos witzig. Das trägt selbst über erzählerische Durststrecken: "Lichterbaum im Eismeer", die zehnte Urmelgeschichte Max Kruses, hat viele davon - eine Schiffsreise zum Pol, auf der sich kaum etwas ereignet, ein Wiedersehen mit dem Eskimo Angakorok, das Tibatong Gelegenheit gibt, über Schamanentum zu spekulieren. Für fehlende Abenteuer entschädigt Situationskomik. Natürlich ergibt sie sich aus der untilgbaren Sprachverwirrung; aus dem unermüdlichen Nuscheln Wawas, dem Lispeln Ping Pinguins und dem gaumigen Burgtheater-Tremolo des Seele-Fanten. Aber Max Kruse gibt dem Lachreiz Pragmatismus und Poesie mit auf den Weg: "Sag doch einfach querbeet", unterbricht Urmel die redselige Wutz und ihre endlose Aufzählung der Gemüse einer Minestrone. "Es sieht aus wie ein Auge, aus dem Tränen fließen", heißt es, als die Ankerkette aus einer schwarz umrahmten Öffnung im Bug des "Fliegende Hababuk" rattert.
Vorlesen sollte man dieses Buch und genießen, wie es klammheimlich die Zuckerkrusten vom Weihnachtskitsch kratzt. "Söngö, wöm Gösang gögöbön": Heiligabend singen alle. Aber nicht "Stille Nacht", sondern, weil die auf den "Lieben Augustin" programmierte Drehorgel es so will, "Oh du lieber Tannenbaum, Tannenbaum, Tannenbaum".
DIETER BARTETZKO.
Max Kruse: "Urmels Lichterbaum im Eismeer". Thienemann Verlag, Stuttgart 1999. 160 S., geb., 19,80 DM. Ab 6 J.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Altmodisch und deshalb so zeitlos seien die Bücher Max Kruses, die man auch aus dem Marionettentheater der Augsburger Puppenkiste kennt, schreibt Dieter Bartetzko. Dies ist das zehnte Urmel-Buch. Der Rezensent gibt zu, dass es darin auch ein paar Längen gebe - aber das werde mehr als aufgewogen durch die Situationskomik und das "gaumige Burgtheater-Tremolo des Seele-Fanten".
© Perlentaucher Medien GmbH
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