"Wendet euch gegen ein Gericht, das die Rechtssprechung wie einen Auftrag zur Auslöschung des politischen Gegners betreibt, - selbst wenn ihre Opfer noch Kinder sind. Fordert die Aufhebung des furchtbaren Urteils!"Mit diesen Worten wandte sich am 10. Oktober 1951 der Chefredakteur des "Tag", Wilhelm Gries, über den RIAS an die deutsche Öffentlichkeit. Ingesamt 130 Jahre Zuchthaus hatte das Zwickauer Landgericht gegen 19 Jugendliche verhängt, die als die "Werdauer Oberschüler" in die Geschichte eingegangen sind. Achim Beyer gehörte zu jener Widerstandsgruppe, die in der westsächsichen Kleinstadt mit Flugblättern gegen die Scheinwahlen des SED-Staates protestiert hatte.Mit diesem Buch kann erstmals unter Verwendung von Stasi- und SED-Akten, anhand von Erinnerungsberichten und Privatfotos eine Analyse der damaligen Ereignisse vorgenommen werden. Aus der Perspektive des Betroffenen lässt der Autor seine Leser an den damaligen Ereignissen und ihren Folgen teilhaben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.12.2003Mutige Schüler
DDR. Die "Werdauer Oberschüler" waren in den fünfziger Jahren eine der Schülergruppen, die versuchten, sich gegen SED-Bevormundung zu wehren. Sie protestierten auf demokratische Weise, indem sie Flugblätter verteilten und Plakate klebten. Die neue Diktatur, ihrer eigenen Macht noch unsicher, schlug hart zu. Die Handvoll Schüler wurde zu insgesamt 130 Jahren Zuchthaus verurteilt. Zu ihnen gehört der 1932 geborene Achim Beyer, der sich später an der Erlanger Universität mit DDR-Forschung beschäftigte. Es gab in der DDR einen Haftbefehl gegen ihn. Als Betroffener und Wissenschaftler zugleich hat er den Fall der Werdauer Oberschüler rekonstruiert. Seine Erinnerungen an die Oberschüler, den Prozeß und die Haft sind nun als gelungener Auftakt einer vom Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen der DDR-Staatssicherheit herausgegebenen neuen Reihe erschienen. So wie die "Werdauer" in den Geschwistern Scholl ihr Vorbild sahen, so mögen junge Leute von heute sich an den "Werdauern" ein Beispiel für Mut aus eigenem Denken heraus nehmen. Michael Beleites, der Landesbeauftragte für die Staatssicherheits-Unterlagen, schreibt, die neue Reihe reagiere auf die Defizite des Demokratieverständnisses in den neuen Ländern. (Achim Beyer: Urteil: 130 Jahre Zuchthaus. Jugendwiderstand in der DDR und der Prozeß gegen die "Werdauer Oberschüler" 1951. Schriftenreihe des Sächsischen Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen, Heft 1. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2003. 109 Seiten, Abbildungen, 8,80 [Euro].)
F.P.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
DDR. Die "Werdauer Oberschüler" waren in den fünfziger Jahren eine der Schülergruppen, die versuchten, sich gegen SED-Bevormundung zu wehren. Sie protestierten auf demokratische Weise, indem sie Flugblätter verteilten und Plakate klebten. Die neue Diktatur, ihrer eigenen Macht noch unsicher, schlug hart zu. Die Handvoll Schüler wurde zu insgesamt 130 Jahren Zuchthaus verurteilt. Zu ihnen gehört der 1932 geborene Achim Beyer, der sich später an der Erlanger Universität mit DDR-Forschung beschäftigte. Es gab in der DDR einen Haftbefehl gegen ihn. Als Betroffener und Wissenschaftler zugleich hat er den Fall der Werdauer Oberschüler rekonstruiert. Seine Erinnerungen an die Oberschüler, den Prozeß und die Haft sind nun als gelungener Auftakt einer vom Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen der DDR-Staatssicherheit herausgegebenen neuen Reihe erschienen. So wie die "Werdauer" in den Geschwistern Scholl ihr Vorbild sahen, so mögen junge Leute von heute sich an den "Werdauern" ein Beispiel für Mut aus eigenem Denken heraus nehmen. Michael Beleites, der Landesbeauftragte für die Staatssicherheits-Unterlagen, schreibt, die neue Reihe reagiere auf die Defizite des Demokratieverständnisses in den neuen Ländern. (Achim Beyer: Urteil: 130 Jahre Zuchthaus. Jugendwiderstand in der DDR und der Prozeß gegen die "Werdauer Oberschüler" 1951. Schriftenreihe des Sächsischen Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen, Heft 1. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2003. 109 Seiten, Abbildungen, 8,80 [Euro].)
F.P.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Autor Achim Beyer hat selbst zum Kreis der "Werdauer Oberschüler" gehört, einer Schülergruppe, die sich auf genuin demokratische Weise gegen die Bevormundung durch die SED mit Hilfe von Flugblättern und Plakataktionen gewehrt und ihre rebellische Haltung mit insgesamt 130 Jahren Zuchthaus gebüßt hat, berichtet der F.P. zeichnende Rezensent. Achim Beyer ist jedoch nicht nur Betroffener, sondern auch ein Wissenschaftler, der sich an der Erlanger Universität mit DDR-Forschung beschäftigt, weiß F.P.. Beyers Erinnerungen an den Schülerkreis, ihre Aktionen, den Prozess und die anschließende Haft geben den "gelungenen Auftakt", schreibt F.P., zu einer neuen Schriftenreihe, die der sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen herausgibt. Orientiert haben sich die "Werdauer" an den Geschwistern Scholl, so F.P. und wünscht der Schriftenreihe, die eine Reaktion auf mangelndes Demokratieverständnis in den neuen Bundesländern darstelle, viel Erfolg.
© Perlentaucher Medien GmbH
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