Die »Kritik der Urteilskraft« gilt gewöhnlich als ein Werk, in dem Kant eine philosophische Grundlegung der Ästhetik als der Wissenschaft vom Geschmack und von den Phänomenen des Schönen vorgelegt hat. Im Gegensatz dazu will dieses Buch jedoch zeigen, dass Kant gar nicht beabsichtigte, eine derartige Lehre zu begründen oder gar auszuarbeiten. Das Geschmacksurteil diente ihm vielmehr nur als Beispiel, anhand dessen er verdeutlichen konnte, in welcher Weise die Urteilskraft überall dort, wo sie in Anspruch genommen wird, schon von Hause aus und unabhängig von aller Erfahrung mit der Sphäre der Emotionen, der Gefühle und der Empfindungen verknüpft ist. Das gilt selbst dort, wo sie im Dienst des Erkennens tätig wird.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2001Mund halten! Setzen!
Kraft des Säuselns: Wolfgang Wieland bleut Kant Gefühle ein, bis er quietscht / Von Gustav Falke
Neues von Kant? Wolfgang Wieland liest, von ferne an Hannah Arendt anschließend, Kants "Kritik der Urteilskraft" so, daß in ihr weder eine Ästhetik im baumgartenschen noch im modernen Sinne gegeben werde. Kant trenne sich mit der Lehre der zwei Stämme der Erkenntnis von der Leibnizschen Auffassung des Gefühls als konfusen Denkens. So könne das ästhetische Urteil dem Wahrnehmenden weder etwas zur Gegenstandserkenntnis beitragen, noch sei aus seiner Analyse eine Erkenntnis des ästhetischen Gegenstands zu gewinnen. Kant sei im Gegenteil am ästhetischen Urteil gerade interessiert, weil sich aus ihm keine gegenständliche Erkenntnis gewinnen läßt. Denn das habe ihm erlaubt, das Wirken der Urteilskraft paradigmatisch in reiner, von Verstandesmomenten ungetrübter Gestalt zu studieren.
Bedenkt man, daß Goethe seinen Symbolbegriff und Hegel sein Verständnis des Ideals ausgehend von der "Kritik der Urteilskraft" entwickelt, ist die Marginalisierung von Kants Ästhetik wenig plausibel, zumal Wieland selbst das Wesen des Schönen und der Kunst recht einseitig ins Sinnliche zu legen scheint. Als Ansatz zur Rekonstruktion von Kants nie zusammenhängend vorgelegter Theorie des Urteilens jedoch ist Wielands Lektüre der "Kritik der Urteilskraft" eine bedeutende Interpretation im vollen Sinne. Sie liest das Werk als Antwort auf auch in der Gegenwart drängende Probleme. Die beeindruckenden Ergebnisse der Fachwissenschaften, die Dominanz einer von den Bewußtseinsleistungen zu den propositionalen Gehalten hingewandten Sprachphilosophie, letztlich das Bedürfnis nach stabiler Orientierung - Deweys "Quest for Certainty" - hätten gegenüber der bestimmenden, subsumierenden Urteilskraft die reflektierende, Regeln suchende Urteilskraft in Vergessenheit geraten lassen. Kant habe dagegen fortschreitend gesehen, daß der Mensch erst kraft seines nach Allgemeinem suchenden Urteilens in die Welt paßt. So kann im Nachvollzug von Kants Entwicklung Einsicht in den verdinglichenden Charakter unserer Präferenz für Prinzipien, Normen, Methoden, Klassifikationen und so weiter gewonnen werden.
Näher nennt Wieland Medizin und Jurisprudenz als "dazu bestimmt, in ihren Einzugsbereichen individuelles und auf bestimmte Zwecke ausgerichtetes, vernünftiges Handeln in konkreten Situationen zu ermöglichen und zu normieren". Auch in den theoretischen Wissenschaften bedürfe es indes der Urteilskraft, um die später mechanisch angewandten Techniken zu entwickeln, und nicht zuletzt, um zu entscheiden, "was unter der Überfülle alles Wißbaren und Erforschbaren auch wissenswert ist". Urteilskraft aber sei eine natürliche Gabe, auf deren Übung schon deshalb zuwenig Wert gelegt werde, weil ihr Mangel mit großer Gelehrsamkeit einhergehen könne.
Das klingt etwas rhapsodisch, und wer von Wahrheit Allgemeinheit und Notwendigkeit verlangt, wird in alldem nur Anwendungsprobleme erkennen können. Tatsächlich widerspricht das Operieren mit Beispielen einer Theorie, die das Menschliche in das Urteilen unter begrenzt überschaubaren Bedingungen mit begrenzt verfügbaren Mitteln setzt. Erst in der Durchführung würde sich zeigen, warum eine politische Philosophie, die von der Endlichkeit ausgeht, anders aussieht als eine, die nach Prinzipien der Gerechtigkeit sucht, und warum die Kunstwissenschaft eine andere wäre, wenn sie statt mit der ikonographischen Analyse mit der Frage begönne, was den Betrachter in einem Bild anspricht. Da könnte am Ende auch der Grund liegen, warum Kant statt überhaupt vom Urteil nur vom ästhetischen und teleologischen Urteil redet. Wieland dagegen arbeitet allgemein an einer veränderten Selbstbeschreibung des Menschen, die die Aufmerksamkeit von den Begriffen, Normen und Techniken als Resultaten auf den unabschließbaren Prozeß ihrer Gewinnung wendet. Mit dieser Arbeit steht er im übrigen nicht allein. In der Sprachphilosophie etwa interessierten sich Bernard Williams für das Endliche und Robert Brandom für das Diskursive am Urteilen.
Wenn die Sprachphilosophie dennoch bei Wieland als Agent der Selbstverkennung fungiert, so wohl, weil das eigentliche Interesse auf das im zweiten Teil des Doppeltitels Dokumentierte geht. Kant habe für ihn selbst überraschend beim ästhetischen Urteil erstmalig eine apriorische Leistung des Gefühls entdecken können. Denn das ästhetische Urteil liege keineswegs erst im Ausgesprochenen, sondern bereits in der Lust bei der Übereinstimmung der Erkenntniskräfte. Diese Lust können wir anderen nicht beweisen, sondern nur nahebringen, wie Kant sagt, "ansinnen". Kant nähert sich in Wielands Darstellung fortschreitend seinem Antipoden Jacobi an. Der Name fällt nicht, aber vom Gewissen ist die Rede und von der Unmittelbarkeit des Wahrnehmungsurteils. In der Tat hatte Wieland die wissenschaftliche Bühne betreten mit einem Aufsatz zur "sinnlichen Gewißheit", dem ersten Kapitel von Hegels "Phänomenologie des Geistes", das Jacobis unmittelbares Wissen gegen Kants Erkenntniskritik mobilisiert.
Hegel hatte vom unmittelbaren Wissen behauptet, daß es an sich das reichste sei (alle Wahrheit hat ihren Ort im Bewußtsein), daß es sich aber selbst als das ärmste ausgibt - es sagt vom Gegenstand nur aus, daß er ist. So sieht auch Wieland im ästhetischen Urteil erst einmal nur die "Faktizität des empirischen Bewußtseins", seine Unvertretbarkeit aufgedeckt. Doch die ganze Emphase geht darauf, das Geschmacksurteil "als Exempel" zu nehmen, "an dem sich sonst zumeist verborgene Strukturen der Subjektivität unverstellt ablesen lassen". Kant habe "ein Stück jener Tiefenschicht des Erkennens und zugleich des menschlichen Zusammenlebens sichtbar gemacht, die auf ihre vollständige theoretische Durchdringung immer noch wartet". Aber was soll da auf uns warten? An der Faktizität wäre nichts zu durchdringen, sie ist das Alleroffenbarste. Die Emphase setzt voraus, daß mit und hinter dem Faktischen ein Unsagbares beschworen wird. "Stets bleibt eine unaufhebbare Differenz bestehen zwischen dem, was die wahrnehmende Instanz von der sinnlichen Erfahrung auf unmittelbare, ungegenständliche Weise erfährt, und dem, was eine Aussage vermittelt, die sie zum Gegenstand macht." "Allenthalben gibt es Inhalte, die nicht eigentlich mitgeteilt werden können."
An die Stelle des Urteilens unter komplexen und endlichen Bedingungen, einer Undurchschaubarkeit nach außen, ist stillschweigend eine Undurchschaubarkeit nach innen getreten. Eine Undurchschaubarkeit, die sich für den Gleichgesinnten als Transparenz einer vorgängigen Erschlossenheit von Selbst, Mitwelt und Sachen im Gefühl zeigt. Von solchem "Ansinnen" findet sich nun so gut wie gar nichts mehr bei Kant, ja die welterschließende Kraft nicht zu vergegenständlichender Gefühle läßt das Denken geradezu zum konfusen Fühlen werden. Das mag seinerseits das Gefühl wecken, die Theorie des Urteilens sei nur ein Mittel, die Theorie von der Unverfügbarkeit des Grundes dieses Urteilens, und Kant nur ein beliebiger Gegenstand, ein zentrales Theorem der Henrichschule an den Leser zu bringen. Doch damit würde das Unsagbare und Ungesagte zum Eigentlichen gemacht und die tatsächliche Leistung einer Lektüre verstellt, die Kants Denken als um die bestimmende Urteilskraft und damit um die Endlichkeit der menschlichen Vernunft zentriert erweist.
Wolfgang Wieland: "Urteil und Gefühl". Kants Theorie der Urteilskraft. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001. 403 S., br., 158,- DM.
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Kraft des Säuselns: Wolfgang Wieland bleut Kant Gefühle ein, bis er quietscht / Von Gustav Falke
Neues von Kant? Wolfgang Wieland liest, von ferne an Hannah Arendt anschließend, Kants "Kritik der Urteilskraft" so, daß in ihr weder eine Ästhetik im baumgartenschen noch im modernen Sinne gegeben werde. Kant trenne sich mit der Lehre der zwei Stämme der Erkenntnis von der Leibnizschen Auffassung des Gefühls als konfusen Denkens. So könne das ästhetische Urteil dem Wahrnehmenden weder etwas zur Gegenstandserkenntnis beitragen, noch sei aus seiner Analyse eine Erkenntnis des ästhetischen Gegenstands zu gewinnen. Kant sei im Gegenteil am ästhetischen Urteil gerade interessiert, weil sich aus ihm keine gegenständliche Erkenntnis gewinnen läßt. Denn das habe ihm erlaubt, das Wirken der Urteilskraft paradigmatisch in reiner, von Verstandesmomenten ungetrübter Gestalt zu studieren.
Bedenkt man, daß Goethe seinen Symbolbegriff und Hegel sein Verständnis des Ideals ausgehend von der "Kritik der Urteilskraft" entwickelt, ist die Marginalisierung von Kants Ästhetik wenig plausibel, zumal Wieland selbst das Wesen des Schönen und der Kunst recht einseitig ins Sinnliche zu legen scheint. Als Ansatz zur Rekonstruktion von Kants nie zusammenhängend vorgelegter Theorie des Urteilens jedoch ist Wielands Lektüre der "Kritik der Urteilskraft" eine bedeutende Interpretation im vollen Sinne. Sie liest das Werk als Antwort auf auch in der Gegenwart drängende Probleme. Die beeindruckenden Ergebnisse der Fachwissenschaften, die Dominanz einer von den Bewußtseinsleistungen zu den propositionalen Gehalten hingewandten Sprachphilosophie, letztlich das Bedürfnis nach stabiler Orientierung - Deweys "Quest for Certainty" - hätten gegenüber der bestimmenden, subsumierenden Urteilskraft die reflektierende, Regeln suchende Urteilskraft in Vergessenheit geraten lassen. Kant habe dagegen fortschreitend gesehen, daß der Mensch erst kraft seines nach Allgemeinem suchenden Urteilens in die Welt paßt. So kann im Nachvollzug von Kants Entwicklung Einsicht in den verdinglichenden Charakter unserer Präferenz für Prinzipien, Normen, Methoden, Klassifikationen und so weiter gewonnen werden.
Näher nennt Wieland Medizin und Jurisprudenz als "dazu bestimmt, in ihren Einzugsbereichen individuelles und auf bestimmte Zwecke ausgerichtetes, vernünftiges Handeln in konkreten Situationen zu ermöglichen und zu normieren". Auch in den theoretischen Wissenschaften bedürfe es indes der Urteilskraft, um die später mechanisch angewandten Techniken zu entwickeln, und nicht zuletzt, um zu entscheiden, "was unter der Überfülle alles Wißbaren und Erforschbaren auch wissenswert ist". Urteilskraft aber sei eine natürliche Gabe, auf deren Übung schon deshalb zuwenig Wert gelegt werde, weil ihr Mangel mit großer Gelehrsamkeit einhergehen könne.
Das klingt etwas rhapsodisch, und wer von Wahrheit Allgemeinheit und Notwendigkeit verlangt, wird in alldem nur Anwendungsprobleme erkennen können. Tatsächlich widerspricht das Operieren mit Beispielen einer Theorie, die das Menschliche in das Urteilen unter begrenzt überschaubaren Bedingungen mit begrenzt verfügbaren Mitteln setzt. Erst in der Durchführung würde sich zeigen, warum eine politische Philosophie, die von der Endlichkeit ausgeht, anders aussieht als eine, die nach Prinzipien der Gerechtigkeit sucht, und warum die Kunstwissenschaft eine andere wäre, wenn sie statt mit der ikonographischen Analyse mit der Frage begönne, was den Betrachter in einem Bild anspricht. Da könnte am Ende auch der Grund liegen, warum Kant statt überhaupt vom Urteil nur vom ästhetischen und teleologischen Urteil redet. Wieland dagegen arbeitet allgemein an einer veränderten Selbstbeschreibung des Menschen, die die Aufmerksamkeit von den Begriffen, Normen und Techniken als Resultaten auf den unabschließbaren Prozeß ihrer Gewinnung wendet. Mit dieser Arbeit steht er im übrigen nicht allein. In der Sprachphilosophie etwa interessierten sich Bernard Williams für das Endliche und Robert Brandom für das Diskursive am Urteilen.
Wenn die Sprachphilosophie dennoch bei Wieland als Agent der Selbstverkennung fungiert, so wohl, weil das eigentliche Interesse auf das im zweiten Teil des Doppeltitels Dokumentierte geht. Kant habe für ihn selbst überraschend beim ästhetischen Urteil erstmalig eine apriorische Leistung des Gefühls entdecken können. Denn das ästhetische Urteil liege keineswegs erst im Ausgesprochenen, sondern bereits in der Lust bei der Übereinstimmung der Erkenntniskräfte. Diese Lust können wir anderen nicht beweisen, sondern nur nahebringen, wie Kant sagt, "ansinnen". Kant nähert sich in Wielands Darstellung fortschreitend seinem Antipoden Jacobi an. Der Name fällt nicht, aber vom Gewissen ist die Rede und von der Unmittelbarkeit des Wahrnehmungsurteils. In der Tat hatte Wieland die wissenschaftliche Bühne betreten mit einem Aufsatz zur "sinnlichen Gewißheit", dem ersten Kapitel von Hegels "Phänomenologie des Geistes", das Jacobis unmittelbares Wissen gegen Kants Erkenntniskritik mobilisiert.
Hegel hatte vom unmittelbaren Wissen behauptet, daß es an sich das reichste sei (alle Wahrheit hat ihren Ort im Bewußtsein), daß es sich aber selbst als das ärmste ausgibt - es sagt vom Gegenstand nur aus, daß er ist. So sieht auch Wieland im ästhetischen Urteil erst einmal nur die "Faktizität des empirischen Bewußtseins", seine Unvertretbarkeit aufgedeckt. Doch die ganze Emphase geht darauf, das Geschmacksurteil "als Exempel" zu nehmen, "an dem sich sonst zumeist verborgene Strukturen der Subjektivität unverstellt ablesen lassen". Kant habe "ein Stück jener Tiefenschicht des Erkennens und zugleich des menschlichen Zusammenlebens sichtbar gemacht, die auf ihre vollständige theoretische Durchdringung immer noch wartet". Aber was soll da auf uns warten? An der Faktizität wäre nichts zu durchdringen, sie ist das Alleroffenbarste. Die Emphase setzt voraus, daß mit und hinter dem Faktischen ein Unsagbares beschworen wird. "Stets bleibt eine unaufhebbare Differenz bestehen zwischen dem, was die wahrnehmende Instanz von der sinnlichen Erfahrung auf unmittelbare, ungegenständliche Weise erfährt, und dem, was eine Aussage vermittelt, die sie zum Gegenstand macht." "Allenthalben gibt es Inhalte, die nicht eigentlich mitgeteilt werden können."
An die Stelle des Urteilens unter komplexen und endlichen Bedingungen, einer Undurchschaubarkeit nach außen, ist stillschweigend eine Undurchschaubarkeit nach innen getreten. Eine Undurchschaubarkeit, die sich für den Gleichgesinnten als Transparenz einer vorgängigen Erschlossenheit von Selbst, Mitwelt und Sachen im Gefühl zeigt. Von solchem "Ansinnen" findet sich nun so gut wie gar nichts mehr bei Kant, ja die welterschließende Kraft nicht zu vergegenständlichender Gefühle läßt das Denken geradezu zum konfusen Fühlen werden. Das mag seinerseits das Gefühl wecken, die Theorie des Urteilens sei nur ein Mittel, die Theorie von der Unverfügbarkeit des Grundes dieses Urteilens, und Kant nur ein beliebiger Gegenstand, ein zentrales Theorem der Henrichschule an den Leser zu bringen. Doch damit würde das Unsagbare und Ungesagte zum Eigentlichen gemacht und die tatsächliche Leistung einer Lektüre verstellt, die Kants Denken als um die bestimmende Urteilskraft und damit um die Endlichkeit der menschlichen Vernunft zentriert erweist.
Wolfgang Wieland: "Urteil und Gefühl". Kants Theorie der Urteilskraft. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001. 403 S., br., 158,- DM.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Gustav Falke setzt sich mit Wolfgang Wielands Studie über Kants Theorie der Urteilskraft auseinander und befindet, dass der Autor in Kants Philosophie zu viele Gefühle vermutet. Wielands Anliegen sei es zu zeigen, dass Kant das ästhetische Urteil gegen die zeitgenössische Gleichsetzung mit wirrem Denken rehabilitiere. An dem erkenntnistheoretischen Rahmen des ästhetischen Urteils sei Kant gerade deshalb interessiert, urteilt Wieland, weil es ihm erlaubt, das Wirken der Urteilskraft in ungebrochener, nicht rational durchdrungener Gestalt zu studieren. Das sei nicht unbedingt neu, befindet der Rezensent, werde aber in dieser Studie sehr pointiert und eigenwillig dargelegt. Wielands Kritik an der Marginalisierung von Kants Ästhetik findet Falke auch deshalb plausibel, da von ihr schließlich große Wirkung auf Goethe wie auf Hegel Kunstverständnis ausging.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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